Über die Weihnachtsfeiertage haben sich fünf Adelige in einem Landhaus in Rumänien getroffen, um sich die Zeit mit Essen, Spielen, aber vor allem Diskutieren zu vertreiben. Der Zuschauer wird drei Stunden lang Zeuge scheinbar endloser Diskussionen, in die sich die fünf Protagonisten begeben wie in ein Labyrinth, in dem es keinen Anfang und kein Ende gibt. Der Gutsbesitzer Nikolai hat in sein aristokratisches Herrenhaus geladen: einen Politiker, eine junge Gräfin sowie einen General mit Gattin.
Beginnend mit der uralten Frage, ob es einen gerechten Krieg geben kann, und ob Töten immer eine Sünde ist, oder ob es eventuell Situationen gibt, in denen das Töten sogar Menschenleben retten kann, führt der Gesprächsfaden im Laufe eines Tages weiter zu tiefgründigeren theologischen Fragen. Etwa: Was hat sich Gott, wenn es ihn denn gibt, wohl dabei gedacht, den Menschen zu erschaffen? Hat jeder Mensch einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt? Oder lebt jeder nur so für das reine Vergnügen? Und was genau ist eigentlich die Grundaussage der Evangelien? Hat die Botschaft Jesu eine Chance, die Menschheit zu retten? Und worin genau besteht diese Botschaft eigentlich? Nikolai selbst ist zwar nicht gläubig, und doch muss er zugeben, dass die Frohe Botschaft von Jesus nur Sinn ergibt, wenn sie im Zusammenhang mit der Auferstehung gedacht wird. Denn herrscht der Tod, die letzte und größte Trennung von Gott, weiter über den Menschen, dann hat die Idee von einem „Reich Gottes“ keinen Sinn.
Puiu gilt als Initiator der rumänischen Neuen Welle. Sein Spielfilm „The Death of Mr. Lăzărescu“ erhielt 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes den Preis der Sektion Un Certain Regard und wurde in zwei Kategorien für den Europäischen Filmpreis nominiert. Der Titel ist ein Ort in der Region Siebenbürgen in Rumänien.
Ein Philosophiebuch – verfilmt
Wer sich die 200 Minuten wirklich antut, wird Zeuge einer sehr sachlichen Diskussion, die niemals auf emotionaler Ebene geführt wird. Nie rutscht einem ein böses Wort gegen den anderen heraus. So konträr die Meinungen in der Runde auch sind, jeder scheint die Ansicht des anderen zu respektieren. Und der Schlagabtausch geht nur mit höflichen, und äußerst sorgfältiger Sprache vonstatten.
Der Film „Malmkrog“ des rumänischen Regisseurs Puiu beruht auf dem Buch „Drei Gespräche über Krieg, Fortschritt und das Ende der Weltgeschichte mit Einschluss einer kurzen Erzählung vom Antichrist“ des russischen Religionsphilosophen und Dichters Wladimir Solowjow. Es geht um den Tod und das Leben, den Teufel, über Fortschritt und moralische Fragen. Und schließlich um die Frage, wer der Antichrist ist.
Ganze 200 Minuten lang ist der Zuschauer Zeuge dieser Diskussionsrunden. Die Kamera steht dabei still im Zimmer. Nur selten sind die Sprecher näher zu sehen. Mal umrunden sie sich im Zimmer, wandern auf und ab, meistens aber sitzen sie um den Tisch herum, essen – und sprechen. Ganze 200 Minuten geht das so, Action gibt es fast gar nicht. Und immer wieder tauchen die Bediensteten des Hauses auf, doch an der Diskussion haben sie keinen Anteil. So bleiben diese 200 Minuten ein Rätsel, der Zuschauer ist Zeuge einer recht seltsam anmutenden Runde, die kaum realistisch ist, weil die Diskutanten eher wie die innere Stimme eines Buchautors klingen als wie wirklich lebendige Personen. Bleibt die Frage, ob ein Kinofilm wirklich das richtige Medium ist für ein Philosophieren zu Themen wie Tod, Gott und Auferstehung, das am Ende vielleicht doch besser in einem Buch aufgehoben wäre.