Eine Dokumentation unter dem Titel „Flucht im Namen Gottes – Die Hugenotten“ erzählt die Geschichten von französischen Protestanten im 17. Jahrhundert nach, die wegen der Unterdrückung ihres Glaubens ins europäische Ausland flohen. Die beiden Teile der insgesamt etwa 100-minütigen Produktion des NDR aus dem Jahr 2018 werden am Samstag, dem 12. Februar, ab 20.15 Uhr bei Arte wiederholt. Die Produktion war erstmals im Dezember 2019 gezeigt worden.
1685 tobte in Frankreich zwischen Katholiken und Protestanten ein Krieg im Namen Gottes. Weil der französische König Ludwig XIV. seine Macht von den Hugenotten, einer protestantischen Minderheit in dem katholisch geprägten Land, bedroht sah, ließ er die Glaubensgemeinschaft verfolgen. Wer dem protestantischen Glauben nicht abschwor und zum Katholizismus konvertierte, musste um Leib und Leben fürchten. Protestantischen Männern drohte die Galeere, ihren Frauen die Umerziehung im Kloster.
Weil sie ihren Glauben nicht verleugnen wollten, traten viele Hugenotten die Flucht aus Frankreich in protestantische Nachbarländer an. Aus Angst vor Abwanderung ließ der König die Grenzen sperren und streng bewachen. Viele Hugenotten riskierten so auf der Flucht ihr Leben. Allein in den deutschen Territorien suchten rund 40.000 Hugenotten Schutz. Friedrich Wilhelm, der Kurfürst von Brandenburg, bot beispielsweise den französischen Glaubensgenossen Hilfe an. Etwa 20.000 Hugenotten folgten seiner Einladung.
Die späteren Nachfahren dieser Verfolgung, unter ihnen Theodor Fontane, Alexander von Humboldt oder Carl Benz, haben Deutschland dann geprägt. Die zweiteilige Dokumentation zeigt gut nachvollziehbar und auch für historische Laien verständlich, wer die Hugenotten waren und wie eng ihr Schicksal mit dem vieler deutscher Landstriche verbunden ist.
„Flucht im Namen Gottes – Die Hugenotten“, Samstag, 12. Februar 2022, ab 20.15 Uhr, Arte, sowie in der Arte-Mediathek
5 Antworten
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß,
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann…
– »Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!«
– »Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert’s mich?
Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!«
Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,
Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht
Droht hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,
Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild
Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd
Und starrt in den lebend’gen Brand. Er brütet, gafft
Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin
Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft.
Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick
Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
– »Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
Drei Jahre sind’s – Auf einer Hugenottenjagd
Ein fein, halsstarrig Weib – „Wo steckt der Junker? Sprich!“
Sie schweigt. „Gib ihn heraus!“ Sie schweigt
Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
Tief mitten in die Glut…
https://www.deutschelyrik.de/die-fuesse-im-feuer.html
…
Tief mitten in die Glut.. „Gib ihn heraus!“.. Sie schweigt…
Sie windet sich… Sahst du das Wappen nicht am Tor?
Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?
Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich.«
Eintritt der Edelmann. »Du träumst! Zu Tische, Gast…
Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht
Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.
Ihn starren sie mit aufgerißnen Augen an-
Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk,
Springt auf: »Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!
Müd bin ich wie ein Hund!« Ein Diener leuchtet ihm,
Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück
Und sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr…
Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.
Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert.
Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.
Die Treppe kracht… Dröhnt hier ein Tritt?… Schleicht dort ein Schritt?…
Ihn täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.
Auf seinen Lidern lastet Blei und schlummernd sinkt
Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenflut.
Er träumt. »Gesteh!« Sie schweigt. »Gib ihn heraus!« Sie schweigt.
Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.
Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt…
– »Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!«
Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt,
Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr – ergraut,
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.
…
…
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.
Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.
Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad.
Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.
Friedsel’ge Wolken schwimmen durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächt’gen Wacht.
Die dunkeln Schollen atmen kräft’gen Erdgeruch.
Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug.
Der Reiter lauert aus den Augenwinkeln: »Herr,
Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit
Und wißt, daß ich dem größten König eigen bin.
Lebt wohl. Auf Nimmerwiedersehn!« Der andre spricht:
»Du sagst’s! Dem größten König eigen! Heute ward
Sein Dienst mir schwer.. Gemordet hast du teuflisch mir
Mein Weib! Und lebst!… Mein ist die Rache, redet Gott.«
(„Die Füße im Feuer“, – Conrad Ferdinand )
Danke für das Gedicht!
C.F. Meyer