Seine große Liebe ist aus Holz und über 300 Jahre alt: Die Stradivari „Lady Inchiquin“ ist die Stimme des Star-Geigers Frank Peter Zimmermann. Zwei Jahre lang musste er wegen der Insolvenz der Eigentümerin, der West-LB, auf das Sechs-Millionen-Instrument verzichten. Der Dokumentarfilm begleitet den gefeierten Solisten bei der Wiederannäherung an seine verloren geglaubte Liebe. „Das ist doch meine Stimme! Jetzt habe ich sie wieder“, sagt Zimmermann, als er die Geige endlich wieder in Händen hält. Wie aber entsteht eine solche Stimme, wie erschafft man den perfekten Klang?
Der weltbekannte Landsberger Geigenbauer Martin Schleske bezeichnet seine Werke als Klangskulptur. Für ihn ist es eine existenzielle Erfahrung, wenn aus einem Baum eine Geige, aus Material schließlich Musik wird. „Es geht darum, dem Musiker mit meinem Instrument seine Stimme zu geben“, beschreibt Schleske seine Berufung.
„Instrumente zu bauen, ist eine Art Gottesdienst“
Eng miteinander verwoben werden in der Dokumentation „Die Seele der Geige“ zwei Geschichten vom Suchen und Finden des perfekten Klangs am Sonntagabend 23.35 Uhr auf Arte erzählt. Virtuose Konzertszenen, persönliche Interviews und außergewöhnlich nahe Einblicke in das Geigenbau-Atelier zeichnen das Porträt eines Instruments zwischen Mythos und Messbarkeit, zwischen Tradition und Innovation. Es ist gleichzeitig ein Doppelporträt des Geigers Zimmermann und des Geigenbauers Schleske, und zeigt deren Seelenleben auf besondere Weise.
Schleske sagte in einem früheren pro-Interview, dass die einzige und letzte Frage, die uns Gott stellen werde, laute: Wie haben wir mit dem, was wir tun, unsere Liebe der Welt gezeigt? „Da kommen wir im Tiefsten zu dem, wer wir sind, und an unsere Berufung. Ich glaube, das ist auch die einzige Frage, die vor Gott zählt. Deswegen ist es für mich eine Art von Gottesdienst, Instrumente zu bauen.“
Schleske im Interview mit dem Christlichen Medienmagazin pro
Von: Martina Blatt