Döpfner-Mails: Attacken gegen Merkel, Muslime, Ostdeutsche

Eine investigative Recherche der Zeit zeigt: Axel Springer-Chef Mathias Döpfner hat islamfeindliche Nachrichten versendet, Ostdeutsche pauschal angegriffen und versucht, mit der Bild-Zeitung politisch Einfluss zu nehmen.
Von Anna Lutz
Mathias Döpfner

Er ist der vermutlich mächtigste Medienmacher in Deutschland: Mathias Döpfner. In einer umfangreichen Recherche legt die Zeit am Donnerstag Mails und Chat­nach­rich­ten aus den vergangenen Jahren vor, die Döpfner im Füh­rungs­kreis von Sprin­ger versendet habe. Darin heißt es etwa: „Die os­sis sind ent­we­der Kom­mu­nis­ten oder fa­schis­ten. Da­zwi­schen tun sie es nicht. Ek­lig.“ Die Nachrichten sind allesamt im Original abgedruckt, inklusive Rechtschreibfehlern.

In anderen Nachrichten beschreibt Döpfner seine politische Haltung: „free west, fuck the in­to­le­rant mus­lims und all das an­de­re Ge­sochs“. Er sei „sehr für den Klimawandel“, man solle ihn nicht bekämpfen, sondern sich darauf einstellen. Beim The­ma Mi­gra­ti­on sei er „eher streng“, wer „die Tü­ren öff­net wird Ras­sis­mus ern­ten“. Schließlich: „Und na­tür­lich: Zio­nis­mus über al­les. Is­ra­el my coun­try.“

Als 2020 der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wird und Merkel diesen Vorgang kritisiert, schreibt Döpfner laut Zeit: „Das Land hat je­den Kom­pass ver­lo­ren. Und M den Ver­stand. Sie ist ein sarg­na­gel der De­mo­kra­tie. Bald hat die afd die ab­so­lu­te Mehr­heit.“ Mit M meint er offenbar Merkel.

„Unsere letzte Hoffnung ist die FDP“

Als im März desselben Jahres die ersten Coronamaßnahmen beschlossen werden, vergleicht er diese mit der Nazizeit: „Das ist das En­de der Markt­wirt­schaft. Und der An­fng von 33.“ Und schließlich will er laut einer Nachricht selbst politischen Einfluss nehmen. 2021 schreibt er: „Un­se­re letz­te Hoff­nung ist die FDP. Nur wenn die sehr stark wird – und das kann sein – wird das grün ro­te De­sas­ter ver­mie­den. Kön­nen wir für die nicht mehr tun. Die ein­zi­gen die Kon­se­quenz ge­gen den Co­ro­na Mass­nah­men Wahn­sinn po­si­tio­niert sind. It’s a pa­trio­tic du­ty.“ Es sei eine patriotische Pflicht. Offenbar bezieht er das auf die Arbeit der Springer-Redaktionen.

Sechs Wo­chen vor der Bundestagswahl for­dert er erneut: „Kann man noch mehr für die FDP ma­chen? Die soll­ten 16 Pro­zent min­des­tens krie­gen. Lind­ner muss mu­ti­ger wer­den. Und Ko­ali­ti­on nur SPD wä­re deut­lich bes­ser als mit Grü­nen.“ Döpfner selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert. Auch der Verlag will sich laut Zeit nicht äußern.

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