Collins leitet seit 14 Jahren den amerikanischen Zweig des „Humangenomprojekts“. Dies wurde 1990 mit Wissenschaftlern aus 40 Ländern ins Leben gerufen, um gemeinsam die 3,1 Milliarden Buchstaben des menschlichen Genoms zu entziffern. Auch Deutschland war von 1995 bis 2004 daran beteiligt.
Unter der Überschrift „Warum dieser Wissenschaftler an Gott glaubt“ schrieb Collins für CNN. Vor einigen Monaten veröffentlichte er ein Buch, dessen deutscher Titel übersetzt lautet „Die Sprache Gottes: Ein Wissenschaftler präsentiert Belege für den Glauben“.
DNA ist „Sprache Gottes“
„Ich bin Wissenschaftler und Gläubiger, und ich sehe keinen Widerspruch in diesen beiden Weltanschauungen“, so der Mediziner. Die DNA, in deren Molekülen die Informationen für ein Lebewesen stehen, sei für ihn „die Sprache Gottes“. Ebenso seien die „Eleganz und die Komplexität unserer Körper und die restliche Natur eine Reflexion von Gottes Plan“.
Noch als Physik- und Chemie-Student in den 70er Jahren sei er Atheist gewesen, so Collins. Auf Wahrheiten außerhalb der Mathematik und der anderen Naturwissenschaften habe er keine Hinweise gesehen. Erst als er sich dem Medizin-Studium zuwandte und unmittelbar mit Leben und Tod konfrontiert wurde, sei er ins Grübeln gekommen. Als ihn ein Patient fragte: „Woran glauben Sie, Doktor?“, wusste er, dass er Antworten brauchte.
Auf Fragen wie „Was ist der Sinn des Lebens“, „Warum bin ich hier?“ oder „Warum funktioniert Mathematik überhaupt?“ konnten die Naturwissenschaften keine Antworten geben, erkannte Collins. „Ich hatte immer angenommen, dass der Glaube auf rein emotionalen und irrationalen Argumenten beruht“. Dann jedoch las er Texte des britischen Literaturwissenschaftlers C.S. Lewis und später von anderen, die zeigten, dass es sehr wohl eine starke und rationale Evidenz für die Existenz Gottes gebe.
Doch „der Verstand allein kann die Existenz Gottes nicht beweisen“, war sich Collins bewusst. „Der Glaube ist Verstand plus Offenbarung (…) Man muss die Musik hören, und nicht nur die Noten auf dem Blatt spielen.“
„40 Prozent der Wissenschaftler sind gläubig“
Als er 27 Jahre als war, führte ihn seine Suche zu Jesus Christus, so berichtet Collins. Er beschäftigte sich mit dessen Worten und Taten und war sehr beeindruckt. „Ich widerstand fast zwei Jahre, dann war es unmöglich, weiter in solch einem Zustand der Ungewissheit zu leben, und ich wurde zu einem Nachfolger Jesu.“
Danach hätten ihn manche gefragt: „Explodiert Dein Gehirn denn nicht? Kann man denn mit den Werkzeugen der Genetik und der Molekularbiologie versuchen zu verstehen, wie das Leben funktioniert und gleichzeitig einen Schöpfergott verehren? Sind denn nicht Evolution und ein Glaube an Gott miteinander unkompatibel? Kann ein Wissenschaftler an Wunder wie die Auferstehung glauben?“ Collins: „Wirklich, ich kann hier keinen Konflikt sehen.“
Zudem sagten etwa 40 Prozent der Wissenschaftler von sich, gläubig zu sein, so der Forscher. Collins selbst sehe jedenfalls „eine wunderbare Harmonie in den sich ergänzenden Wahrheiten von Wissenschaft und Glauben“. „Der Gott der Bibel ist auch der Gott des Genoms.“