In ihren Memoiren hat Altbundeskanzlerin Angela Merkel ihren Glauben an Gott bekräftigt: „Ich glaube daran, dass es Gott gibt, auch wenn ich ihn oft nicht erfassen oder fühlen kann.“ Dieser Glaube habe ihr im politischen Alltag geholfen. Vor allem das Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit habe ihr geholfen, mit der ihr „zeitweise gegebenen Macht Verantwortung für meine Mitmenschen und die Schöpfung zu übernehmen, ohne mich zu überhöhen oder umgekehrt unter Hinweis auf meine beschränkten Möglichkeiten zu schnell klein beizugeben.“
Weiter schreibt Merkel, dass ihr vor allem ein Vers aus Jeremia 29 „aus der Seele“ gesprochen habe: „Suchet der Stadt Bestes (…) denn wenn’s ihr wohlgehet, so geht’s auch euch wohl.“ Dieser Vers und die Vereidigungsformel „So wahr mir Gott helfe“ hätten ihr geholfen, sich bei schweren Entscheidungen behütet gefühlt zu haben.
Mit dem Blick zurück auf ihre Kanzlerschaft sei sie froh, dass „jenseits des täglichen Wirrwarrs an Ereignissen etwas existierte, das mir Halt gegeben hat“.
Abtreibung, „Ehe für alle“ und Zapfenstreich
Doch nicht nur der Vers aus Jeremia war in Merkels politischer Laufbahn von Bedeutung. In ihren Memoiren schreibt sie auch über die Entscheidung „Großer Gott, wir loben dich“ zu ihrem Zapfenstreich spielen zu lassen. In dem Lied würde die Demut vor Gottes Schöpfung „wunderbar“ zum Ausdruck kommen.
Auch über ihre Jugend in der DDR schreibt Merkel. Als Kind besuchte sie die Christenlehre, wurde später „nur“ konfirmiert – ohne parallel eine Jugendweihe zu machen, betont die Altkanzlerin und erklärt: „Der Staat wollte durch die Jugendweihe den Kirchen die jungen Menschen abspenstig machen.“ Nach der Konfirmation besuchte Merkel die Junge Gemeinde ihrer Kirchgemeinde.
In ihren Memoiren betont Merkel die Notwendigkeit, ungeborenes Leben zu schützen. Dies müsse aber immer im Einklang mit der Entscheidungsfreiheit der Frau geschehen. Weiter schreibt Merkel über ihre Entscheidung, gegen die „Ehe für alle“ abgestimmt zu haben, weil aus ihrer Sicht die Ehe nach dem Grundgesetz Mann und Frau vorbehalten sei. Ihre Entscheidung habe nicht bedeutet, dass sie homosexuelle Paare ablehnt. Unter diesem Vorwurf habe sie jedoch sehr gelitten.
Über ihren Satz „Wir schaffen das“ schreibt Merkel: „Für mich jedoch war dieser Satz banal. Er war Ausdruck einer Haltung. Man kann sie Gottvertrauen nennen, Zuversicht oder einfach die Entschlossenheit, Probleme zu lösen, mit Rückschlägen fertigzuwerden, Tiefpunkte zu überwinden und Neues zu gestalten.“