Es sind keine perfekten Lebensläufe der Frauen, die in der Heiligen Schrift zu finden sind, erklärt Autorin Elisabeth Mittelstädt zu Beginn ihres Buches. „Sie wussten, was es bedeutet, Mangel zu leiden, umziehen zu müssen, geliebte Menschen zu verlieren.“ Gerade weil Ruth, Noomi, Lydia und die Schwestern Lea und Rahel Schweres erlebt haben, könne ihr Vorbild auch heute wegweisend sein.
Ruth macht sich mit ihrer Schwiegermutter auf den Weg in ein Land, das sie nicht kennt, doch sie lässt sich darauf ein und lebt sich in ihrer neuen Umgebung ein. Mittelstädt erinnert sich an ihren eigenen Umzug an Orte, von denen sie dachte, sie könne sich dort nie wohlfühlen. Doch als sie erkannte, dass sie dafür selbst etwas tun muss, gelang ihr das Einleben.
Trauriges aus dem Leben der Autorin
Noomi kommt nach dem Tod ihres Mannes, Elimelech, und ihrer beiden Söhne an ihren persönlichen Tiefpunkt. Mittelstädt, Gründerin der christlichen Frauenzeitschrift Lydia, vergleicht diesen Tiefpunkt mit dem Toten Meer, „der tiefste Punkt der Erde“. Sie schreibt: „So wie die Mineralstoffe im Toten Meer den Badenden umgeben, sind wir immer und überall von der Gnade Gottes umgeben – auch an den Tiefpunkten unseres Lebens.“ Noomi wurde von Gottes Gnade wieder aufgetrieben. Die Autorin zeichnet immer wieder solch tiefgreifenden Sinnbilder, die manchmal unterschiedliche biblische Geschichten miteinander in Verbindung bringen, aber auch Verbindungen zum eigenen Leben erkennen lassen. Das Buch ist gut zu lesen und die Kapitel sind in sich abgeschlossen. In ihrem Vorwort fordert Mittelstädt ihre Leser heraus, ein Stück in den Schuhen der biblischen Frauen zu gehen. Diesen Gedanken setzt sie in ihrem ganzen Buch hervorragend um. Durch die vielen persönlichen Beispiele Mittelstädts aus ihrer eigenen Biografie lässt sie ihre Leser auch ein Stück in ihren eigenen Schuhen mitgehen. Beispielsweise erzählt sie von dem Schmerz und der Trauer über ihre zwei Fehlgeburten. Oder sie schreibt, dass jeder einzelne Mensch ein „Meisterwerk Gottes“ sei, wie ein Designerstück: Nicht perfekt, aber einzigartig in Schönheit und Fähigkeiten. In jedem Kapitel und am Ende des Buches finden sich Fragen und Aufforderungen, die die Leser zum Nachdenken bringen sollen. Das Buch ist nicht nur ein Ratgeber für Frauen in allen Lebenslagen, sondern auch geeignet, um biblische und kirchengeschichtliche Zusammenhänge zu verstehen. Mittelstädt zeichnet mit ihren Worten Erklärungen zu zentralen Begriffen des Christentums wie beispielsweise Vergebung und Gnade. Das Buch wird seinem Untertitel „Was wir heute von Frauen der Bibel lernen können“ gerecht. Die Faszination und Begeisterung der Autorin für die Geschichten der Frauen ist von Anfang an zu spüren. (pro)Elisabeth Mittelstädt: Wunderbar geleitet. Was wir heute von Frauen der Bibel lernen können, Gerth Medien, 160 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-95734-090-0