Die Suche nach Gott mit eingeschaltetem Verstand

Wer glauben will, hat viele Fragen. Der Lehrer Stephan Lange hat ein horizonterweiterndes Buch geschrieben, dass „Denkangebote für Skeptiker und Glaubende“ liefert. Der Autor, früher selber großer Skeptiker, kann für den Glauben gute Argumente liefern. Eine Rezension von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
Das Buch „Begründet glauben“ will „Denkangebote für Skeptiker und Glaubende“ geben

Wer ungläubig ist, sich aber dem christlichen Glauben nähert, für den sind viele Aussagen der Bibel mit großen Fragezeichen versehen. Stephan Lange, geboren 1981, Lehrer an einem Bielefelder Gymnasium mit den Fächern Deutsch und Sozialwissenschaften, kann nachfühlen, wie das ist. Er selbst näherte sich dem christlichen Glauben mit vielen skeptischen Fragen. In seinem Buch „Begründet glauben: Denkangebote für Skeptiker und Glaubende“ versucht er, auf die wichtigsten bohrenden Fragen eines Skeptikers Antworten zu geben.

Ein Großteil des Buches widmet sich naturwissenschaftlichen Fragen. Der Autor will dabei auf den Punkt hinaus, dass sich Gott zwar niemals wissenschaftlich beweisen lassen wird, dass aber ungeheuer viele Argumente für Gott sprechen. Lange erklärt beispielsweise, dass die Naturkonstanten, die wesentlich für das Bestehen unseres Universums sind, so fein eingestellt sind, dass nur kleine Abweichungen alles Leben unmöglich gemacht hätten. Die „Zufälle“, die sich so ansammeln, sind ohne einen göttlichen Willen nur schwer zu verstehen, sagt der Autor. Er geht dabei auch auf Gegenargumente ein, wie etwas die Annahme unzähliger Universen, von denen schließlich eines so war wie unseres. Die so genannte „Multiversen-Theorie“ besagt letztendlich nichts darüber, dass es keinen Gott gibt. Denn wer sagt denn, dass Gott nicht Multiversen erschaffen hat?

Langes Fazit aus den – gut erklärten und nachvollziehbaren – naturwissenschaftlichen Ausführungen: Gott ist die beste Erklärung dafür, warum es die Welt, das Leben und uns gibt. Das heißt natürlich nicht, dass er die einzige Erklärung ist, oder dass damit ein Beweis gefunden wäre. Aber wenn man auf Wahrscheinlichkeiten achtet, liegt dieser Schluss näher als anzunehmen, dass alles durch Zufall und ohne Sinn aus dem Nichts entstand, um wieder im Nichts zu verschwinden.

Forscher, die an die Auferstehung Jesu glauben

Im einem weiteren Teil des Buches geht Lange auf die Frage nach der Historizität der Bibel ein. Kann man denn als vernünfiger Mensch sogar an die Auferstehung Jesu glauben? Lange: „Vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass davon sogar Leute überzeugt sind, sie zu den Großmeistern naturwissenschaftlicher Forschung gehören.“ Und er zählt einige von ihnen auf, darunter sind etwa der renommierte Genetiker Francis Collins, der weltberühmte österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger sowie der NASA-Direktor Charles Bolden. Aber unabhängig von dieser prominenten Rückendeckung muss letztendlich jeder selbst entscheiden, ob er die Auferstehung der Toten für plausibel hält. Und Lange gibt einige Denkanstöße. Sein Ansatz lautet: Wenn schon der Glaube an die Existenz Gottes ernstzunehmende Argumente für sich hat, dann ist es auch kein großer Schritt mehr anzunehmen, dass es Gott – so er denn existiert – nicht unmöglich sein dürfte, tote Menschen zum Leben zu erwecken.

Lange schreibt in einem gut lesbaren Stil, der manchmal an den großen C.S. Lewis erinnert (den er tatsächlich auch öfter zitiert). Von daher stimmt es, was der Untertitel des Buches andeutet: Es ist nicht nur für skeptische Ungläubige, sondern auch für Christen geeignet, denn es kann auch einem bereits Gläubigen Mut machen. Wer übrigens weitere skeptische Fragen hat, der kann im Weblog des Autors seine Fragen einreichen.

Das Plus des Buches ist, dass Lange aus der Sicht von jemandem schreibt, der selbst früher ein Skeptiker war und wenig Lust hatte, von einem schwärmerischen Christen überrumpelt zu werden. Er wollte vernünftige Argumente für den christlichen Glauben, und so geht er auch sein Buch für Skeptiker an. Er lädt ein zu einer „Suche nach Gott mit eingeschaltetem Verstand“ – und die lohnt sich. (pro)

Stephan Lange: „Begründet glauben: Denkangebote für Skeptiker und Glaubende“, Neukirchener Verlagsgesellschaft, 189 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-7615-6432-5

Von: js

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