Die Stimme Gottes wird 85

Er spielte Gott im Filmklassiker „Bruce Allmächtig“ und machte sich in drei Staffeln einer Dokumentarreihe auf die Suche nach den verschiedenen Glaubenswegen der Menschen. Der Filmstar Morgan Freeman wird am Mittwoch 85 Jahre alt.
Von Jörn Schumacher
Morgan Freeman feiert seinen 85. Geburtstag

Der Auftritt des Schauspielers Morgan Freeman als Gott im strahlend weißen Anzug, der den Fernsehreporter Bruce Nolan (gespielt von Jim Carrey) eine Woche lang seinen göttlichen Job machen lässt, hat sich ins kollektive Gedächtnis der Filmwelt eingebrannt. Die Komödie „Bruce Allmächtig“ aus dem Jahr 2003 war ein Kassenschlager; sein Nachfolgefilm „Evan Allmächtig“ zeigte erneut den Schauspieler Freeman als Gott, konnte aber deutlich weniger Zuschauer in die Kinos locken. In dem Streifen beauftragt Gott Evan Baxter (gespielt von Steve Carell), eine Arche zu bauen, denn es soll eine große Flut kommen.

Morgan Freeman gehört zu den Superstars Hollywoods. Der Oscar-Preisträger spielte unter anderem eine Hauptrolle im beliebtesten Film aller Zeiten: Das Gefängnis-Drama „Die Verurteilten“ von 1994 zeigte Freeman an der Seite von Tim Robbins. Die Verfilmung eines Buches von Stephen King steht seit 2008 ununterbrochen auf dem ersten Platz der besten Filme aller Zeiten im Zuschauer-Voting der Internet Movie Database (IMDb).

Der beliebte Schauspieler mit zwei goldenen Ohrringen startete allerdings erst spät in Hollywood durch. Geboren wurde Freeman am 1. Juni 1937 in Memphis, Tennessee, er wuchs in Mississippi auf, als es die Rassentrennung noch gab. Schon als Neunjähriger spielte er im Schultheater mit, im Alter von zwölf gewann er sogar einen landesweiten Theater-Wettbewerb. Nach der Schule ging Freeman allerdings erst einmal für vier Jahre zur Luftwaffe. In Los Angeles studierte er später Schauspielerei und arbeitete als Tänzer und Schauspieler.

Einem breiteren Publikum bekannter wurde Freeman erst, als er bereits 50 Jahre alt war, und zwar durch seine Rolle in der Tragikomödie „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ (1989). Es folgte 1995 unter anderem der sehr erfolgreiche Krimi „Sieben“ von David Fincher, wo Freeman an der Seite von Brad Pitt einen Detektiv spielte. Im Jahr 2006 folgte dann „Million Dollar Baby“, eine Geschichte über eine Boxerin mit Hilary Swank und Clint Eastwood. Freeman wurde dafür mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet, daneben erhielt er unter anderem den Golden Globe.

Insgesamt war Freeman in seinem Leben vier weitere Male für den Oscar, drei Mal für den Emmy Award sowie fünf Mal für den Golden Globe nominiert.

Auf der Suche nach Gott

2016 verlieh Präsident Barack Obama ihm die „Nationale Medaille für Kunst“. Besonders beliebt beim amerikanischen Publikum ist seine markante, tiefe Stimme. Im Deutschen synchronisiert vom Schauspieler Klaus Sonnenschein, der auch John Goodman und Danny DeVito spricht. Der afroamerikanische Schauspieler lieh bereits vielen Dokumentationen und Werbeclips seine Stimme. Der Schauspieler half im Wahlkampf von Hillary Clinton und Barack Obama, und auch in einem Spot für Joe Biden im Wahlkampf gegen Donald Trump 2020 war seine Stimme zu hören.

Inzwischen produziert Freeman mit seiner Firma „Revelations-Entertainment“ („Offenbarung“) selbst Filme. Darunter ist auch die Dokumentationsreihe „Morgan Freeman‘s Story of God“ (Die Geschichte Gottes), die seit 2016 bei National Geographic und mittlerweile auch bei Disney+ zu sehen ist. Darin reist Freeman um die Welt und befragt Menschen zu ihrem Glauben an Gott. Er fragt unter anderem, was für sie Sünde ist und ob sie an ein Leben nach dem Tod glauben. Freeman traf sich mit unterschiedlichen geistlichen Leitern, etwa im Vatikan oder mit dem evangelikalen Fernsehprediger Joel Osteen, er war zudem in Israel und in Vietnam.

In einem Interview der Christian Post sagte Freeman, ihn habe etwa beeindruckt, wie die Kirche Wissenschaft und Glaube vereine und die katholische Kirche selbst zum Urknall forsche. Was vor dem Urknall war, sei eine Sache des Glaubens, stellte Freeman fest.

„Diese Betrachtungen, die ich angestellt habe, halfen mir die beiden Seiten in mir zu erkunden: Man muss nicht entweder an den Urknall oder an die Schöpfung glauben. Man muss nicht entweder an die Evolution glauben oder Kreationist sein. Man kann an alles gleichzeitig glauben. Das schließt sich nicht aus. Das war für mich erstaunlich zu entdecken.“

Vorwurf der sexuellen Belästigung

In einem Interview anlässlich des Starts der Serie sagte Freeman gegenüber The Hollywood Reporter: „Meine Großmutter war eine sehr gläubige Person. Und meine Mutter hörte sich Prediger im gesamten Süden an, deswegen war ich schon in vielen Kirchen. Das steckt in mir drin.“ Der Schauspieler selbst hat sich nie explizit als Christen bezeichnet, viele Jahre sei er Agnostiker gewesen, sagte er. Er tendiere eher dazu zu glauben, dass Gott in jedem Menschen steckt.

Die Ohrringe trägt er übrigens in der Tradition früherer Seemänner, die sicherstellen wollten, dass mit dem Gold ihre Beerdigung bezahlt werden kann. „Aus dem selben Grund trage ich sie auch“, teilte der Star einmal über seinen Instagram-Account mit.

Im Jahr 2018 warfen acht Frauen dem Star vor, sie sexuell belästigt zu haben. Er habe sie ungefragt berührt und anzügliche Bemerkungen gemacht, hieß es. Sie hätten sich aus Angst um den Job allerdings bislang nicht dazu geäußert.

Freeman war zwei mal verheiratet und ist Vater mehrerer Kinder. Zu den Vorwürfen sagt er: „Jeder, der mich kennt oder mit mir gearbeitet hat, weiß, dass ich niemand bin, der andere absichtlich verletzt oder wissentlich dazu bringt, sich unwohl zu fühlen.“ Er fügte hinzu: „Ich entschuldige mich bei allen, die sich unbehaglich oder nicht mit Respekt behandelt gefühlt haben – das war nie meine Absicht.“

Am 1. Juni wird der Schauspieler 85 Jahre alt.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen