Die Schweizer Kirche erodiert

Immer mehr Schweizer kehren der Kirche den Rücken. 2023 haben sich die Austritte in der Katholischen Kirche gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Grund für den Massen-Exodus sind wohl auch die Missbrauchsberichte.
Von Johannes Blöcher-Weil
Den Kirchen in der Schweiz (Symbolbild) laufen die Menschen davon.

In der Schweiz haben sich die Austrittszahlen im Laufe eines Jahres verdoppelt. Ein Grund für den massiven Anstieg dürfte die Vorstudie zum sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche sein, die im September 2023 veröffentlicht wurde. Aber auch der vorherige Trend war eindeutig negativ.

Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) teilte mit, dass die Zahl von 34.461 (2022) auf 67.497 Personen gestiegen ist. Damit lag die Austrittsquote bei den Katholiken bei 2,6 Prozent. Am wenigsten betroffen waren die Kantone Genf, Wallis, Neuenburg und Waadt. Dies hat aber auch mit der Organisationsstruktur dort zu tun, weil es dort keine formale Kirchenmitgliedschaft gibt.

Für den Generalsekretär des Dachverbandes aller römisch-katholischen Landeskirchen, Urs Brosi, sind die Zahlen die Quittung dafür, „dass die römisch-katholische Kirche bei sexualisierter Gewalt jahrzehntelang weggeschaut und vertuscht hat“. Statt der Betroffenen habe man die Täter geschützt.

Was kann und muss Kirche noch leisten?

Wie der SRF meldet, ist von dem Exodus aber auch die Reformierte Kirche betroffen. Sie musste knapp 40.000 Austritte verzeichnen. Das war ein Drittel mehr als im Vorjahr. Auch diese Zahlen gehen aus der Statistik des SPI in St. Gallen hervor. Sie sind zudem darauf zurückzuführen, dass es mehr Beerdigungen als Taufen gibt.

Gegenüber dem SRF sprach Rita Famos, Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, von einer langjährigen Erosion der Basis. Langfristig führe das auch zu der Frage, was Kirche in Zukunft noch leisten könne und wolle. In der reformierten Kirche werden schon länger Gemeinden fusioniert.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen