Die Bundestagswahl hat für neue Farbkombinationen in Berlin gesorgt. Erstmals gab es drei Personen, die ihre Parteien als Kanzlerkandidaten in die Wahl führten. Erstmals könnten diesmal tatsächlich drei Parteien unterschiedlicher Farbe die Regierung bilden. Und erstmals nach 16 Jahren Angela Merkel wird zukünftig jemand anderes die Regierungsgeschäfte leiten – aller Voraussicht nach niemand von der Union. Noch diese Woche sollen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und Grünen beginnen.
„Der Wähler soll sich nicht beschweren“, kommentiert Politik-Urgestein Wolfgang Thierse im PRO-Interview die Situation, in der eindeutige politische Mehrheiten nicht mehr gegeben sind. Die neue Vielfalt im Wählerverhalten erklärt er mit der „inneren Pluralisierung“ der Gesellschaft. In Unsicherheiten wünschten sich Menschen klare Antworten. Doch die „dramatischen Veränderungen“ unserer Zeit seien „eben nicht ganz einfach von heute auf morgen zu lösen“, erklärt der SPD-Politiker, der sieben Jahre lang Präsident des Bundestages und acht Jahre lang Vizepräsident war. Politiker müssten schwierige, anstrengende Antworten geben.
Im Interview, das in der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins PRO erschien, betonte er, dass Politiker einerseits verständlicher erklären müssten, warum sie wie entschieden. Andererseits hätten auch Bürger die Pflicht, „sich zu informieren, zuzuhören, wenn Politiker etwas sagen“. Auch den Kirchen weist der Katholik eine politische Rolle zu: Sie seien ein politischer Ort, indem sie versuchten, „gemeinschaftliche Angelegenheit gemeinsam zu regeln und darüber zu debattieren, damit ein gutes Zusammenleben gelingen kann“.
Das Leben ist bunt
Heinrich Bedford-Strohm erklärt im neuen Heft, ob er Roboter taufen oder sich von einem segnen lassen würde. „Wir brauchen Körperkontakt, sehnen uns nach Umarmungen. Zusätzlich gibt es aber auch digitale Wege, Kirche zu sein, die wir weiter erkunden müssen“, sagt der bayerische Landesbischof, der im November sein Amt als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland abgibt. Das betreffe Fragen um das Abendmahl oder Gottesdienste im Livestream. Außerdem erklärt Bedford-Strohm im Interview, warum er Facebook aktiv nutzt, obwohl er die Mechanismen und das Geschäftsmodell dahinter kritisch sieht.
Im neuen Heft lesen Sie auch davon, vor welchen existenziellen Fragen Christen in Afghanistan stehen, und Sie erfahren etwas von der bewegten Familiengeschichte der christlichen Sängerin Judy Bailey und ihres Mannes Patrick Depuhl: Während sie Nachfahrin von afrikanischen Sklaven auf Barbados ist, gibt es in seiner Geschichte Spuren aus verschiedenen europäischen Ländern und auch Berührungen zum Nationalsozialismus. Gemeinsam zeigen sie: Menschen lassen sich aufgrund ihrer Herkunft oder anhand von Äußerlichkeiten nicht so einfach in Schubladen stecken. Das Leben ist bunt.
Dies und mehr lesen Sie in der Ausgabe 5/2021 von PRO. Das Heft können Sie kostenlos hier bestellen oder auch online durchblättern.