Das „Jeditum“ oder der „Jediismus“ geht zurück auf jene Lichtschwert schwingenden Helden der Film-Reihe „Star Wars“ („Krieg der Sterne“), die wie eine Mischung aus Mönch und Samurai auftreten und die Galaxie von der Unterdrückung durch das „Imperium“ befreien wollen. In unserem östlichen Nachbarland Tschechien zeigte die neueste Bevölkerungsstatistik, dass es dort immer mehr Anhänger der Jedi gibt. In dem sehr atheistischen Land geben immer mehr Menschen diese Spaßreligion im Feld „Religionszugehörigkeit“ an.
Von März bis Mai 2021 führte Tschechien eine Volkszählung durch. Wie das Magazin Prague Morning berichtet, wurden vor kurzem die Ergebnisse veröffentlicht. Demnach konnte das Tschechische Statistikamt unter anderem berichten, dass 10,52 Millionen Einwohner im Land leben, 87.600 mehr als noch 2011. Das Durchschnittsalter liegt demnach derzeit bei 42,7 Jahren – damit ist die tschechische Bevölkerung seit dem letzten Zensus im Jahr 2011 im Schnitt 1,7 Jahre älter geworden. Außerdem: Der Ausländeranteil in Tschechien liegt bei 4,7 Prozent, die ukrainische Staatsbürgerschaft ist dabei am häufigsten verbreitet (1,4 Prozent), gefolgt von der slowakischen (0,9 Prozent) und der vietnamesischen (0,5 Prozent).
„Möge die Macht mit Dir sein“
Doch eine Zahl sorgte für Erstaunen bei den Demoskopen und für Schlagzeilen weltweit. Religion spielt in Tschechien, das zu den atheistischsten Ländern Europas zählt, keine große Rolle. Bei der aktuellen Volkszählung machten 69,9 Prozent der Befragten freiwillige Angaben zu Glauben und Religion: Bei rund zwei Dritteln von ihnen lautete die Antwort: „ohne religiösen Glauben“. Die Zahl der Jedi-Ritter ist in Tschechien hingegen gestiegen: 21.023 Personen gaben als Religion Jediismus an. Beim letzten Zensus 2011 waren es 15.055 Menschen. Auch wenn das Jeditum nirgendwo auf der Welt eine offizielle Religion ist, erfreut es sich immer größerer Beliebtheit.
Der Jediismus ist eine Spaßreligion, dennoch macht er als eine Art Philosophie Anleihen aus Christentum, Buddhismus, Daoismus und Shintoismus. Im Zentrum steht gemäß dem „Star Wars“-Fan-Universum die Ansicht, dass es eine „Macht“ im Universum gibt, die bestimmte Menschen durch das eigene Verhalten und durch meditatives Training beeinflussen können. „Möge die Macht mit Dir sein“ ist entsprechend einer der bekanntesten Sätze aus der Filmreihe, die der Filmregisseur George Lucas in den 70er Jahren startete. Die Macht hat dabei sowohl eine helle als auch eine dunkle Seite, und jener Kampf zwischen Gut und Böse bestimmt hauptsächlich die Handlung der mittlerweile neun Spielfilme des Epos.
Den Sith, die zur Dunklen Seite der Macht gehören, fühlen sich in Tschechien nur 516 Personen zugehörig. Jolana Voldánová vom Tschechischen Statistikamt sagt auf Anfrage von Journalisten, dass sie keine Gründe für die wachsende Zahl der Jedi-Ritter nennen könne. Es könnte sein, dass das Bewusstsein für das Jeditum seit dem letzten Zensus 2011 in der Öffentlichkeit stärker geworden sei.
Angefangen hat der Trend, in Umfragen „Jediismus“ als Religionszugehörigkeit anzugeben, in Großbritannien. Dort gaben 2001 beim Zensus 390.127 Personen (fast 0,8 Prozent der Bevölkerung) Jediismus als Religion an, sodass er später ein eigenes numerisches Kürzel für die Eintragung ins Formular bekam. Auch in Australien bekannten sich bei einer Volksbefragung im selben Jahr über 70.000 Menschen (ein Bevölkerungsanteil von 0,37 Prozent) zum Jediismus. Eine Kommission in London entschied 2016, dass der Jediismus nicht wohltätig und auch keine Religion ist. Das Australian Bureau of Statistics drohte mit der Verhängung eines Bußgeldes bei Angabe dieser „Religionszugehörigkeit“ in der Volksbefragung.
Die Zugehörigkeit zu den traditionellen christlichen Kirchen hat Tschechien in den vergangenen 30 Jahren stark abgenommen. 71 Prozent der tschechischen Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an – dies ist der höchste Wert in Europa vor dem Vereinigten Königreich (50,6 Prozent) und Frankreich (50,5 Prozent). Nur 27 Prozent der Tschechen bezeichnen sich als Christen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 19 Prozent der Menschen in Tschechien an Gott, 50 Prozent glaubten etwas vager an eine spirituelle Kraft, 30 Prozent glaubten weder an das eine, noch das andere.
Eine Antwort
… Tschechien, wir werden folgen! Ich befürchte, die Zahlen werden in Deutschland perspektivisch nicht anders aussehen. Nur wird das wenige Amtsträger in unseren Kirchen beeindrucken. Die denken, wenn irgendwann einmal, wenn dieser unsägliche Missbrauchsskandal vorbei ist, beruhigt das die Menschen wieder. Dabei wird verkannt, dass dieser Skandal bei vielen der berühmte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wenn ich in einem Gottesdienst sitze, frage ich mich, warum? Eine Predigt, die einem nicht anspricht, wo von Themen die Rede ist, die ich im Radio höre, wo jegliche Spiritualität fehlt, du sollst jenes, du muss dieses… Ich gehe nur in den Gottesdienst, weil nicht die Liturgie trägt, dann schalte ich ab, für die Spiritualität gehe ich in die Natur. Die Predigt gibt es online. Gemeinschaft der Heiligen… vielleicht später wieder. Ach ja, mein Sohn soll dieses Jahr konfirmiert werden… Religionsunterricht gibt es nicht. Christenlehre hatte mit dem Stundenplan kollidiert. In der Kirche mehrmals nachgefragt, keine Antwort. Konfiunterricht in Ansätzen vorhanden. Gestern mit meinem Sohn ein Plakat zu, Glaubensbekenntnis gestaltet. Da waren wir wieder bei der Gemeinschaft der Heiligen und der christlichen Kirche… Die Gemeinschaft die Heiligen ist ihm besonders wichtig… Kirche? Wo?
„50 Prozent glaubten etwas vager an eine spirituelle Kraft“ eigentlich eine solide Masse für die CZ-Kirche