„Die Islamisten wollen keine Pressevielfalt“

Türkische Medien ignorieren größtenteils die regierungskritischen Demonstrationen in der Türkei. Das Magazin Spiegel thematisiert in der aktuellen Ausgabe die Ursachen der mangelnden Berichterstattung: Viele Journalisten arbeiteten mit der Angst, in Haft zu kommen, wenn sie regierungskritisches Material veröffentlichen.
Von PRO

„Um die Meinungsvielfalt und die Pressefreiheit in der Türkei ist es nicht erst seit den aktuellen Unruhen schlecht bestellt“, schreibt der Spiegel. In keinem anderen Land säßen mehr Journalisten im Gefängnis als in der Türkei. Der Journalistenverband European Federation of Journalists gehe von 66 inhaftierten Medienvertretern aus, Reporter ohne Grenzen spreche von 36.

Die türkische Justiz werfe den Medienvertretern bereits terroristische Umtriebe vor, wenn diese über Demonstrationen in Kurdistan berichten oder regierungskritische Kurden zitieren. Denn der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan nehme Kritik an der Politik persönlich. Daher attackiere er Journalisten oft in der Öffentlichkeit oder gehe rechtlich gegen sie vor.

Als Beispiel nennt der Spiegel unter anderen den Enthüllungsjournalisten Ahmet Sik, der über die Gülen-Bewegung recherchierte. Sik sei kurz vor Veröffentlichung der Recherchen in einem Buch ins Gefängnis gekommen, inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. „Die Islamisten wollen keine Pressefreiheit“, erklärt Sik.

Auch der Umstand, dass sich viele Medien im Besitz türkischer Unternehmen befänden, schade der Pressefreiheit, schreibt der Spiegel weiter. Die Konzernvorstände drängten die Redakteure zu regierungsfreundlicher Berichterstattung, um an lukrative Staatsaufträge heranzukommen. Die Folge sei Selbstzensur, weshalb viele Medien in der Türkei von den aktuellen Demonstrationen kaum oder gar nicht berichteten. (pro)

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