Der preisgekrönte Autor William Karel und seine Co-Autorin Blanche Finger beleuchten in der Dokumentation „Israel, Geburt eines Staates“ die Geschichte der folgenreichen Staatsgründung Israels. Dabei geben sie einen Überblick über die entscheidenden Ereignisse auf dem Weg zum Status quo. Der Beitrag geht auf die frühen Weichenstellungen und die Konfliktlinien zwischen Israelis und Palästinensern ein.
Die Macher des Films werfen einen Blick zurück auf das Ende des 19. Jahrhunderts, als Theodor Herzl erstmals die Idee für einen souveränen Staat präsentiert. 1905 wählen sich die Juden Palästina als möglichen Siedlungsort. Während für die jüdische Bevölkerung damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung geht, sehen die Araber dies kritisch. Die wachsende zionistische Bewegung hat erste arabische Proteste zur Folge. Die Araber fürchten einen Ausverkauf des Landes.
Ben-Gurion verwirklicht die Idee
Für Palästina und die das Gebiet verwaltenden Briten wird die Situation ab 1920 immer schwieriger. Die Briten haben Probleme, die beiden Volksgruppen zu befrieden. Auf jüdischer Seite tritt dann der spätere Premierminister David Ben-Gurion auf, der die Verwirklichung des Staats zu seiner Hauptaufgabe machte. Vor allem die Situation in Deutschland und die Nürnberger Rassegesetze sorgen für eine Verschärfung des Konflikts.
Die Einwanderungsmöglichkeiten für die jüdische Bevölkerung werden immer stärker eingeschränkt. Nach dem Ende des Nationalsozialismus bleibt 100.000 Juden immer noch der Weg nach Palästina verwehrt, was zu verstörenden und verzweifelten Situationen führt. Der Film zeigt, wie in der Vollversammlung hinter den Kulissen um die entscheidenden Stimmen zur Gründung des jüdischen Staates gerungen wird.
Die Briten geben ihr Mandat auf und der Staat Israel wird gegründet. Während die Juden diesen Tag feiern, lehnen die Araber die Teilung ab und erklären Israel den Krieg. Sie wollten sich keiner Macht unterwerfen, die das Land geteilt hat. Für Ben-Gurion steht fest, dass die Bevölkerung heute tanzen wird, dass aber ab dem morgigen Tag Blut fließt.
Stärkung des Staates durch mehr Bevölkerung
Natürlich verschweigt die 60-minütige Dokumentation auch nicht die späteren kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Arabern. Nach der Unabhängigkeit siedeln sich immer mehr Juden in Israel an. Sie bringen viele Sprachen und Kulturen nach Israel, was ganz in Ben-Gurions Sinne war. Er erhoffte sich mit mehr Bewohnern in Israel eine Stärkung des Staates. Auch die Gründung der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO 1968, die der palästinensischen Frage mehr Gewicht geben sollte, sorgt für Konfliktstoff.
Der Charakter des Sechs-Tage-Krieges 1967 „veränderte sich zu einem allgemeinen Krieg“, heißt es in dem ARD-Beitrag. Die Palästinenser erteilten eine klare Absage an die Anerkennung Israels und sagten Nein zum Frieden. Aus Sicht der jüdischen Bevölkerung gleiche die Entwicklung einem Wunder und deute auf die bald bevorstehende Ankunft des Messias hin.
Der ARD-Beitrag zeigt die Spannung, in der beide Gruppen heute noch stehen. Wissenschaftler beider Seiten kommen zu Wort und präsentieren ihre Interpretation der Lage. Die Palästinenser bemängeln, dass sie einen hohen Preis für die Geburt dieses Staates bezahlt haben. Die 60 Minuten geben einen Überblick über umkämpftes Land, das Konsequenzen weit über den Nahen Osten hinaus hat.
Geschichte im Ersten, Israel, Geburt eines Staates, Montag, den 7. Mai 2018, 23:30 Uhr, Das Erste
Von: Johannes Weil