PRO: Laut Religionsmonitor 2023 wird die Austrittswelle in den großen Kirchen weiter ansteigen. Gleichzeitig bezeichnen sich viele, die austreten, weiterhin als gläubig.
Tobias Faix: Wir erleben zwei Megatrends: Eine institutionelle Säkularisierung einerseits, also aus allen Kirchen treten Menschen aus und aus den großen Kirchen in besonderem Maße. Andererseits gibt es eine gesellschaftliche Respiritualisierung. Mehr Menschen glauben an einen Gott oder an etwas Transzendentes. Während der Pandemie haben beispielsweise über 10 Millionen Menschen begonnen, Yoga zu machen, etwa die Hälfte davon aus spirituellem Interesse. Es gibt also eine Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung unserer rationalen Welt.
Von der die Kirchen alles andere als profitieren. Warum?
Das ist das Interessante: Die beiden Trends füttern sich nicht gegenseitig. Die Menschen gehen trotz ihrer Sehnsucht nach Spiritualität nicht in die Kirchen. Das kommt einerseits daher, dass sie mit den Skandalen nichts zu tun haben möchten. Und liegt andererseits daran, dass sie die Bindung an ihre Kirche verloren haben. Es fehlt das Vertrauen, um es mal zusammenzufassen. Selbst auf die Kasualien wie Taufe, Hochzeit und Beerdigungen legen immer weniger Menschen wert. In den großen Städten gibt es derzeit mehr säkulare Beerdigungen als kirchliche.
Dazu kommt noch, dass die Kirche von vielen Menschen nicht mehr verstanden wird: Kirchenlieder, Liturgie und die Sprache der Kirchen sind den Menschen fremd geworden. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mehr glauben. 71 Prozent derjenigen, die austreten wollen, sagen: Ich glaube weiter. 92 Prozent von ihnen stimmen der Aussage zu, dass „man auch ohne Kirche Christ sein“ könne.
Das klingt nach einer Chance für die Freikirchen, um Mitglieder zu gewinnen. Wenn gläubige Menschen ihrer Kirche den Rücken kehren, dann gehen sie eventuell woanders hin, oder?
Aus den großen Kirchen treten pro Jahr etwa 500.000 Menschen aus. Das sind mehr als alle Freikirchen in Deutschland zusammen Mitglieder haben. Stellen wir uns vor, nur zehn Prozent davon träten in Freikirchen ein, dann entspräche das etwa der Größe des ganzen Bundes der Freien Evangelischen Gemeinden (FeG). Aber das geschieht nicht. Die Mitgliederzahlen der Freikirchen sind auf einem stabilen Niveau. Sie haben weder großen Zuwachs, noch große Verluste.
Warum geschieht das nicht?
Die Freikirchen sind ein oft in sich geschlossenes System mit hohen Hürden für Leute, die neu dazukommen. Zwar ist die Form der Freikirchen für viele leichter zugänglich: Popmusik, alltägliche Gottesdienstorte, moderne Settings etwa. Aber die Gruppe der Kirchgänger ist sehr homogen, man kennt sich, man kennt die Rituale, die Mitglieder kommen oft aus einem ähnlichen Milieu, sie zählen zu den Hochreligiösen. Wer neu reinkommt, macht erstmal eine Fremdheitserfahrung.
Menschen aus den großen Volkskirchen zählen eher zu den Religiösen, also sie sind gläubig, aber nicht so engagiert wie viele Freikirchler. Wenn die Freikirchen nun Mitglieder gewinnen wollen, dann müssten sie die Hürden niedriger stellen und offene Angebote machen. Ein gutes Beispiel ist der Alpha-Kurs, den manche Gemeinden anbieten und der gut läuft. Die Leute kommen zum Essen und sprechen danach über ihren Glauben – und das funktioniert.
Oder nehmen wir die Angebote von FreshX, da gibt es einen Sehnsuchtskurs, der gut besucht ist. Wichtig ist: Persönliche Beziehung, offene Gespräche über den Glauben, Dialog auf Augenhöhe. Wenn die Freikirchen solche Angebote schaffen, dann können sie Menschen, die aus den großen Kirchen austreten, auffangen.
Stehen die Freikirchen auch vor einer Austrittswelle?
Das glaube ich nicht. Die Zahlen sind dort relativ stabil und wenn Menschen austreten, dann sind die Gründe andere. Sie gehen nicht, weil sie der Institution nicht mehr vertrauen, sondern weil sich ihr Glaube verändert.
92 Prozent der Austrittswilligen sagen laut Religionsmonitor, sie können auch ohne Kirche Christ sein. Geht das?
Glaube braucht Gemeinschaft. Wo eine institutionalisierte Gemeinschaft Gläubiger ist, ist Kirche. Das Heil hängt nicht an der Institution. Aber um ein gesundes und mündiges Christsein zu leben, braucht es Vergemeinschaftungen.
Vielen Dank für das Gespräch!
50 Antworten
„Es gibt also eine Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung unserer rationalen Welt.“ Der Satz eines Theologen.,, Ob man die Sehnsucht nach Frieden mit Gott, die Sehnsucht nach Heilwerden der zerbrochenen Gottesbeziehung so umschreiben kann? Meine Meinung: Nein.
In den Schulen habe ich viele Kontakte zu Menschen fast jeden Alters mit sehr unterschiedlichem Hintergrund. Davon sind nur ganz wenige bewußt Christen. Bei allen anderen, grob überschlagen 2500 Leuten, habe ich ein einziges Mal, vor ca. 32 Jahren, eine Sehnsucht nach Frieden mit Gott, nach Heilwerden der zerbrochenen Gottesbeziehung gespürt bzw. davon gehört. Vielleicht wenn ich ganz lange überlege noch ein oder zweimal. Natürlich steckt diese Sehnsucht tief in uns allen – aber die Menschen empfinden und benennen es anders. Machen Sie doch einmal einen Versuch und fragen Sie Leute, die mit Glauben nicht viel zu tun haben. Ich bin ehrlich gespannt auf Ihren Bericht. Und nebenbei: wenn in manchen Freikirchen sehr viel davon geredet wird, dann müssten die doch einen ungeheuren Zulauf haben oder?
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir! (Augustinus). Dies ist die allerelementarste Aussage, die der zu sich selbst ehrliche Mensch treffen kann.
Hier bin ich ganz bei Ihnen – aber jetzt haben Sie auch eine andere Formulierung. Und selbst die muss meiner Ansicht nach für Menschen heute übersetzt werden.
Ihre Antwort passt perfekt auf die Beschreibung der Freikirchen hierzulande. Ihre Formulierung trägt auch aus meiner Sicht einen super Kern in sich, ist aber für normale Menschen da draußen einfach eine skurrile Formulierung, die an nicht anknüpft, was sie kennen. Tobias Faix ist an dieser Stelle nicht nur Theologe, sondern auch empirisch Forschender, weshalb er eben eher Begrifflichkeiten wählt, die zumindest für Außenstehende wieder anschlussfähig sind.
Fazit: Schauen Sie nicht so sehr auf die Verpackung der Formulierung, sondern auf den Inhalt. 😉
Mach ich, immer!
Lieber Herr Weber, danke, aber ich beschriebe damit nur einen aktuellen gesellschaftlichen Trend nach Spiritualität. Und ja, diese Sehnsucht ist indifferent und beschriebt nicht automatisch die Sehnsucht nach Frieden mit Gott etc. Aber die Kirchen könnten an diese Sehnsucht anknüpfen und mit Menschen ins Gespräch kommen, die diese Sehnsucht haben….
„….ich beschrieb damit nur einen aktuellen gesellschaftlichen Trend nach Spiritualität.“ Lieber Herr Faix, das mag ja sein, ein Trend nach Spiritualität hilft nur nicht zum ewigen Heil in Jesus Christus. Die Suche nach Spiritualität kann auch im Buddhismus gefunden werden oder in anderen Religionen, den Heiligen Geist aber, den es braucht, den Sie brauchen, um auf ewig gerettet zu sein, den vermittelt Ihnen keine „Spiritualität“ in dem Sinne, was „die Gesellschaft“ darunter versteht. Den vermittelt Ihnen nur die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Heilsgewissheit gem. Rö 8, die nötig ist -nicht Spiritualität- kommt aus dem Glauben an den dreieinigen Gott. Glaube ist KEIN Gefühl! Dass Sie mit Ihren Ansichten, nämlich Ihrer Transformations-Ethik/Bd.1 nicht richtig liegen im Sinne biblischer Aussage, zeigt die Bewertung von Ulrich Parzany zu dem Buch von Ihnen und Dietz. Parzany kommt zu dem Schluss, dass in Ihrem Buch die Soziologie übermächtig ist über die Theologie. Die Heilige Schrift sieht in den Aussagen über sich selbst aber niemals etwas höher, was nicht Irrlehre wäre. Und der Kern der Theologie ist doch die Heilige Schrift, oder nicht?
„Aber die Kirchen könnten an diese Sehnsucht anknüpfen und mit Menschen ins Gespräch kommen, die diese Sehnsucht haben….“ Wie wollen sie die denn finden? Die Sehnsucht trägt niemand vorm Kopf plakatiert. Würden DIESE Menschen hoffen, dass ihrer Sehnsucht in den Kirchen abgeholfen würde, dann kämen sie ja dorthin. Das Gegenteil ist der Fall, sie bleiben aus. Immer mehr. Anders herum müssten die Kirchen missionarisch tätig werden, auf die Menschen zugehen. Was sie auch nicht tun. Und wenn sie es tun, dann mit humanistischen, sozialen Angeboten. Materiellen Dingen. Die Heilsarmee hat wenigstens noch den Leitspruch: Suppe, Seife, Seelenheil. Die Kirchen bieten (vielleicht) die ersten Zwei. Das war`s.
Ich glaube, das der Schwund der Mitglieder in den Landeskirchen eher daran liegt, das die meisten Pastoren in der Landeskirche keine entschiedenen Christen sind. Das war damals auch für mich der Grund aus der Landeskirche auszutreten. Deswegen kommt dort auch häufig Predigten zum Thema Homosexualität, Genderkram und Klimakatastrophen vor.
In meiner Gemeinde werden über diese Themen Gott sei Dank nicht gepredigt. Da geht es um meine Beziehung zu Jesus Christus. Das sollte auch der Inhalt der Predigt sein.
Das andere, in meiner Gemeinde (einer FeG) verzeichnen wir seit einiger Zeit Mitgliederzunahme, Taufzunahmen und Entscheidungen für ein Leben mit Jesus Christus.
Ich persönlich bin lieber in einer Gemeinde, wo mein Glaube an Jesus Christus wachsen darf. Wo es gute christliche Seminare im Angebot gibt, die mein Glaubensleben verändern und meinen Alltag verändern. Wo ich Glaubensgeschwister habe, die für mich beten und von denen ich mich verstanden fühle. Wo ich Freunde finde und habe, die mir zur Seite stehen. Das ist für mich Gemeinde. Seit einiger Zeit gehe ich durch eine persönlich schwierige Zeit, da habe ich Glaubensgeschwister mit denen ich reden kann und die mir mit Rat zur Seite stehen und für mich beten. Das habe ich leider in der Landeskirche nicht gefunden.
Wie werden denn die Mitgliedszahlen der Freikrichen erhoben? Soweit ich weiß, meldet unsere Gemeinde seine Mitgliedszahlen nirgendwohin. Und nicht jeder, der regelmäßig in eine freie Gemeinde geht, wird sofort dort auch ein Mitglied werden. Ich war selbst fast zwei Jahre in einer Gemeinde ohne dort Mitglied zu sein. Das lag nicht an der Gemeinde, in der ich wirklich eine Heimat gefunden habe, jedoch nicht in dem Teil von Deutschland, in welche diese lag.
Das alle Freikrichen Deutschlands zusammen nicht einmal 500 000 Mitglieder haben sollen, halte ich daher für nicht realistisch.
Liebe Lydia, ich denke, dass diese Zahl realistisch ist, ja, eher optimistisch, hier mal ein paar Zahlen:
(immer letzte Angaben):
Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG): 42.350 (503 Gemeinden)
Evangelisch-methodistische Kirche: 46.292 (432 Gemeinden)
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden: 62.872 (Gesamt 836 Gemeinden)
Bund Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Deutschland (Baptisten & Brüdergemeinde): 80.195 (8973 Gemeinde)
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden: 62.872 (Gesamt 836 Gemeinden)
Siebenten-Tags-Adventisten: 34.735 (554 Gemeinden)
Mennoniten: 4.177 Mitglieder
Mühlheimer Verband: 4662 Mitglieder (44 Gemeinden)
Plus einige kleinere Gemeindeverbände
Beispiel der stabilen Entwicklung anhand der FeGs lässt sich hier nachvollziehen: https://feg.de/fakten/#statistik
Vielen Dank für die Aufschlüsselung.
Da ich selbst komplett freie Gemeinden kennen, die ich keine Verbände sond, aber teilweise Mitglieder und Gottesdienstbesucher im unteren und mittleren dreistelligen Bereich haben, bleibe ich trotzdem etwas skeptisch.
Aber vielleicht, weil ich tatsächlich auch mehr auf die regelmäßige Gottesdienstbesucher fokussiert bin. Gibt es dazu Zahlen?
@EW
Prof. Faix spricht hier in Anlehnung an Max Webers Diktum von der „Entzauberung der Welt“ durch Wissenschaft und Rationalisierung, die dieser übrigens bereits im alten Judentum der Prophetie ausmachte. Und Faix tut dies, um die frei flottierende Sehnsucht vieler Menschen nach einer Spiritualität, die einer rationalen Welt entgegengesetzt ist, zu beschreiben, d.h. Faix ist hier rein deskriptiv.
Wer Ihnen die „falschen“ Vokalbeln liefert, sieht sich sofort mit einem Urteil konfrontiert. Diese ist auch in diesem Falle sachlich schlicht unsinnig!
@LU
Fakt ist, dass Freikirchen nicht von dem Exodus aus den „Großkirchen“ profitieren oder zumindest nur in einem verschwindend geringen Maß. Das ist vor allem für ideologische Hardliner misslich, denn nach ihrem Narrativ ist ja die angebliche „Evangeliumsvergessenheit“ der „Großkirchen“ ursächlich für den Exodus und im Umkehrschluss müsste man dann ja den bibelgläubigen Konventikeln die Türen einrennen. Das ist aber überhaupt nicht der Fall.
Meine Meinung:
Die Kirchen brauchen ein Angebot, das der spirituellen Sehnsucht heutiger Menschen entspricht. Dabei kann man von vielen spirituellen Traditionen lernen. Und die Kirchen müssen sprachfähig werden, um das Evangelium in verständlicher Form auszudrücken. Dabei sollte m.E. das ehemalige protestantische Proprium – nämlich eine Bildungsreligion zu sein, also einen Glauben zu vertreten, der sich den denkerischen Herausforderungen der Zeit stellt – wieder zur Geltung kommen.
(Weder in spiritueller noch in intellektueller Hinsicht hat der Fundamentalismus hier Angebote zu machen!)
Carvalho:
Meine Erfahrung: Freikirchen haben sich gebildet, bekommen ggfs Zulauf von Menschen, die „zu fromm“ sind fuer manche Grosskirchen (ich wurde zB damals wegen meiner Glaubenstaufe exkommuniziert). Das ist heute freilich nicht mehr so streng, da freut man sich ggfs ueber jeden, der mitarbeitet.
Gegen die These, „dass eher Fromme aus den Grosskirchen austreten“, spricht, dass vielleicht gar nicht die eher Frommen austreten sondern, die weniger Frommen?!
Wieso aber sollten „Nicht-Fromme“ Klientel fuer Freikirchen sein? Absurd!
LG Joerg
Ich würde einfach empfehlen genau zu lesen! Ich habe nirgends behauptet, die Nicht-Frommen seien Klientel für Freikirchen! Ich habe mich gegen das Narrativ ausgesprochen, die Kirchen würden einen Schwund erfahren, weil sie nicht „bibeltreu“ seien….
Auch die Freikirchen haben sich mittlerweile die Probleme bzw. die Kämpfe der beiden großen Kirchen zueigen gemacht, ich meine explizit die Homo-Segnungen- und Trauungen. Nach meiner Beobachtung sind sie auch längst nicht mehr die sogenannten „Strenggläubigen“, im Gegenteil! Leider! Deshalb werden sie m.E. auch über kurz oder lang den gleichen Weg gehen wie die großen Kirchen mit ihren Austrittszahlen.
Es gibt eine Sache, der ich durchaus der DDR dankbar bin: Sie hat die Ungläubigen aus der Kirche gedrängt. (Mir sind meine ehrlichen säkularen Mitmenschen lieber als die frommen Heuchler in einem der westdeutschen Biblebelts). Das jetzt die Kirchen durchaus keinen kleinen Teil der tatsächlich Gläubigen aus der Kirche drängt, hat eine gewisse Ironie.
Und wie gesagt, wo keine Mitgliedszahlen erhoben werden, kann keiner feststellen, wie der Trend aussieht. Aber wenn die freien Gemeinden immer größere Gebäude brauchen, ist es vielleicht irgendwann doch ersichtlich.
Die Freikirchen sind stabil! So wie es im Glaubensleben keinen Stillstand geben darf, kann es diesen auch im Gemeindeleben nicht geben! Stillstand ist immer gleichzusetzen mit Rückschritt! Die großen Kirchen haben ihre Salzfunktion (Kraft) völlig verloren und die Freikirchen hächeln dieser Entwicklung hinterher, weil sie doch noch irgendwie zur Welt gehören wollen. Das Thema Homosexualität ist ein Paradebeispiel dafür.
Wir müssen wieder zurück, zum Anfang, wie es uns in Apg.2, 37-47 beschrieben wird. Wir brauchen wieder Gemeinden, Familien, Kinder Gottes – wo die Aussage noch richtig ist: „Der Herr ist der Herr, Er alleine ist der Herr, Er ist der Kapitän und ich „nur“ sein gehorsamer „Beifahrer“.
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. … lobten Gott und hatten Gnade bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat hinzu täglich zu der Gemeinde, die gerettet wurden.“ (V. 42 + 47)
Wir brauchen Gemeinden die bereit sind, einen apostolischen Lebensstil zu leben!
Lieber Gruß, Martin Dobat
@Herr Weber @Herr Dobat
Insofern es diese großen Gemeindeverbünde betrifft, die schon selbst halbe Kirchenstrukturen haben, kann ich mir es ebenfalls sehr gut vorstellen, dass es dort auch zu Austritten kommen wird.
Letztendlich ist die Zahl der Mitglieder egal, wenn diese Mitglieder sich nicht zu Christus bekennen.
Tatsächlich denke ich, dass die kleinen freien Gemeinden durchaus wachsen werden, weil sich eben dort diejenigen treffen werden, die wirklich glauben, anstatt einer immer säkulareren Kirche hinterherzulaufen, in der sowieso mehr Karteileichen als Gläubige sind.
Ja, genauso sehe ich es, danke für Ihren Beitrag!
Nur, was ist denn „Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung“? Der Begriff „Wiederverzauberung“ impliziert ja, dass schon einmal „verzaubert“ wurde. Bringt mich also eine „Rückverzauberung“ dem Glauben, der Heiligen Schrift, näher? Was meint Prof. Faix mit „Wiederverzauberung“? Lieber @Carvalho, sie entgegneten in einem Ihrer letzten Kommentare -an anderer Stelle- auf mich (sinngem.): Die Schrift, die Bibel, muss in die heutige Zeit sprechen, dann spricht sie uns an! Wir beide sind da wirklich und ehrlich, bitte glauben Sie es mir, völlig d`accord. Aber ich bin, vielleicht anders als Sie, der Meinung, dass die Schrift immer willens und in der Lage ist, in jede Zeit zu sprechen! Ohne ihre Aussagen in irgendeiner Weise abzuwandeln. Und ich bin auch der Meinung, dass Treue zur Schrift, Glaube an die völlige göttliche Inspiration in sie und gehorsame Anwendung der Schriftaussagen belohnt wird, ewigen Lohn hat. Bitte lassen Sie mich einen Vergleich aus der Natur bringen: Die kleinen Flüsse und Bäche, die von nirgendwo anders gespeist werden als von ihrer QUELLE, die sind die saubersten! Die großen Flüsse, die aus vielen Nebenflüssen gespeist -und verunreinigt- werden, sind die sauber wie im Quellzustand? Niemals. Setzen Sie für „Quelle“ die Heilige Schrift, so meine ich es!
Die Frage ist: was genau meinen Sie mit „Aussagen… abzuwandeln“? Ein Beispiel aus der Schule, mir unvergesslich: eine tolle Klasse, sehr interessiert, Gymnasium, aber nur wenige Schülerinnen und Schüler mit christlichem Hintergrund. Wir sprechen über Psalmen, ich lese Psalm 104 in verschiedenen Übersetzungen – die Jugendlichen sehen mich mit großem Fragezeichen im Gesicht an, so etwa: wir wollen es ja verstehen – aber was bedeutet das? Dann lese ich in der nächsten Stunde Psalm 104 aus der Volxbibel – und sie sagen: endlich verstehen wir, was das bedeutet. Die Volxbibel macht „im Kleinen“ meiner Meinung nach genau das: den Bibeltext in heutige Sprache/heutiges Leben übertragen. Nicht immer finde ich das gelungen – aber schon der Versuch bringt weiter. An meiner Brennpunkt-Schule wollte ich Paulus unterrichten – ich bin komplett untergegangen, Null Interesse und Anknüpfungspunkte. An bisher jeder Schule habe ich noch keinen Weg gefunden, wie ich Schülerinnen und Schülern in Klasse 9 Jesus nahe bringen kann! Ich finde, trotz allem Bemühen und Wissen, keine/wenig Anknüpfungspunkte – das treibt mich total um! Die „fromm-richtigen“ Worte nützen nichts. In Ihrem Bild: viele Menschen heute sagen meiner Meinung nach: sieht ja nett aus diese saubere Quelle, aber das Trinkwasser kommt aus der Leitung! Ich bin schon lange Lehrerin, aber bin dabei, meinen Unterricht komplett zu verändern.
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Mir geht es genauso. Allerdings nicht mit Jugendlichen im Gymnasium, sondern in der Berufsschule. Ich versuche immer wieder neue Wege
Wenn Sie sich auf Faix beziehen und dessen Bezugnahme auf Max Weber (Soziologe), so bitte ich Sie, doch einmal zum 1. Band von Faix/Dietz „Transformative Ethik“ folgende Bewertung zu lesen:
https://www.bibelundbekenntnis.de/publikationen/transformative-ethik/
Eine Bewertung von Ulrich Parzany. Nicht wahr, da winken Sie sofort ab! „Ulrich Parzany, auch einer von den ewig Gestrigen!“ Ist es nicht so? Sie streiten doch Leuten wie Parzany jegliche Kompetenz ab. Und falls nicht, dann lesen Sie bitte die Bewertung von Parzany. Denn: Geht nicht immer eine Ethik dem Handeln (hier: dem transformatorischen) voraus?? Der Gedanke geht der Tat voraus. Im Normalfall.
In manchen Einschätzungen, was die Freikirchen angeht hat Faix Recht, bei den Zahlen sicher nicht. Da werden aus meiner Erfahrung die Zahlen der einzelnen Gemeinden schon sehr positiv gerechnet, um bei dem jeweiligen Bund keine schlechten Zahlen abzugeben. Ausserdem ist der Frust dort wegen dem theologischen Niedergang, eben etwas zeitverzögert zur EKD, genauso vorhanden. Deshalb gibt es dort teilweise auch ordentlich Austritte.
Und dieser Frust kanalisiert sich in einem ungebremsten „Run“ zu „bibeltreuen“, sprich fundamentalistischen Konventikeln? Lassen Sie es mich wissen, wenn ich diese Flut verpasst habe.
Die gesamte dualitische Einschätzung ist falsch… Prof Faix empirische Forschungen sind da m.E. zielführender!
Dann müssten ja die Kirchen, die sich dem „Transformationsprozess“ von Prof. Faix und Anderen unterziehen, bereits voller werden! Der Transformationsprozess ist doch längst im Gange. Nur: Die Kirchen werden doch immer leerer anstatt voller. Die Mitgliederzahlen gehen ständig zurück. Offenbar doch (auch) eine Folge des Transformationsprozesses. Irgendwie doch auch das falsche Mittel, oder??
Ich wünsche allen KommentatorInnen von Herzen eine gesegnete weitere Advents- und Weihnachtszeit!
Diesem Wunsch schließe ich mich vollumfänglich an!
Was genau verstehen Sie denn unter „frommen Heuchler aus einem westlichen Bibelbelt“?
Ich habe in einem christlichen Unternehmen für einige Zeit gearbeitet, eben in einer Region, der als ein Biblebelt Deutschlands gilt. In diesem Unternehmen waren nur Menschen angestellt, die sich als Christen bezeichneten. Tatsächlich habe ich da leider Menschen kennengelernt, die sich so extrem unehrlich und auch ausbeuterisch verhalten haben, dass ich sicherlich meinen Glauben verloren hätte, hätte ich keine Beziehung zu dem lebendigen Gott gehabt.
Diese Menschen mögen Christen sein, haben sich aber eher so verhalten, dass man diese nicht als Glaubensvorbilder sehen konnte. Daher halte ich das Verhalten von solchen Menschen als heuchlerisch, selbst wenn sie christlich dahinreden.
Haben Sie mal darüber nachgedacht, dass der Teufel es besonders auf die abgesehen hat, die sich zu Jesus Christus bekennen? Davon bin ich zutiefst überzeugt, daher passt das auch zu Ihrer Analyse. Und daher gibt es oft mehr Streit in der Christenheit als sonstwo. Wenn aber das Resultat daraus ist, dass man dadurch verzagt wird, hat der Teufel GENAU DAS erreicht, was er will.
Mit Verlaub: ich habe noch niemandem den Glauben abgesprochen. Und ich sitze über niemanden zu Gericht. Allerdings beurteile ich aus der Position fallibler Erkenntnis bestimmte Positionen. Dass ich jemandem, der sich zu einem Jungen-Erde-Kreationismus bekennt, attestiere, dass er von Wissenschaften nichts versteht, ist kein schlimmer Vorwurf, sondern schlicht ein Fakt und zwar sowohl im Hinblick auf Naturwissenschaften als auch auf historische Wissenschaften. Hier geht es nicht um alternative Modelle, sondern um Wissenschaft vs. religiöser Ideologie. Das ist kein Urteil über eine Person oder ihren Glauben, sondern eine gut begründete Einschätzung zu einer modernen Weltanschauung.
Lernt von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie ist das Fundament des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi.
Da schaue man sich einfach die wirklich abgedrehte Sonderoffenbarung und den Werdegang von Joseph Smith an…. Eine passgenaue Sekte für das weiße mittelständische Amerika, das den Mythos Amerika mit einer absonderlichen Sonderoffenbarung absichern will!
Geht ihr in eine „Hat Gott wirklich gesagt?“ Kirche oder versammelt ihr euch mit wiedergeborenen Christen auf biblischer Grundlage?
Diese Entgegensetzung ist rein polemisch und entbehrt jeder analytischen Einsicht!
Wir die wahren „wiedergeborenen“ Gläubigen, die anderen die nach eigenem Gutdünken Manipulierenden, was ein anmaßender Quatsch!
In einem Punkt möchte ich Prof. Faix widersprechen: Die Zahlen der Freikirchenmitglieder, jedenfalls in Norddeutschland, sind nicht stabil , sondern rückläufig. Ein Beispiel: Bei den Baptisten haben sich zwei Gemeinden aufgelöst, eine dritte steht kurz vor diesem Prozess. Die meisten der ehem. Mitglieder wechseln nicht in weit entfernte BeFG-Gemeinden, sondern schließen sich der ev.luth. Landeskirche an und sind somit für den Baptismus verloren. Örtlich unterschiedlich wird die Stabilität der Mitgliedszahlen nur erreicht, weil man mit Migrationsgemeinden kooperiert oder fusioniert.
PS Die weiteren „schlimmen“ Bezeichnungen, die ich Ihnen angeblich angedeihen ließ, sind vermutlich, dass ich Ihre Aussagen zu Jesus Christus als doketistisch erkannt habe und das Bibelverständnis als Bibeldoketismus bezeichnet habe. Beide Feststellungen sind rein deskriptiv und die beschriebenen Haltungen weit verbreitet in der fundamentalistischen Durchschnittsfrömmigkeit!
Ich habe kein Problem damit, dass es solche Vorstellungen gibt, aber wenn die Vertreter behaupten, ihre Haltung sei der einzig wahre Glauben, dann erlaube ich mir festzustellen, dass da recht eigentümliche Sonderlehren am Start sind!
MfG
„Der Doketismus (griechisch δοκεῖν dokein „scheinen“) ist eine Lehre, der die Auffassung zugrunde liegt, dass die Materie niedrig und böse sei, und die Christus nur einen Scheinleib zuerkennt. So sei Jesus aus doketischer Sicht Gott geblieben, weil seine physische Existenz sein Wesen nicht berührt habe, er also nur zum Schein gelitten habe und gestorben sei.Das Menschsein und die Geschichtlichkeit Christi werden damit im Doketismus aufgegeben oder zumindest eingeschränkt.“
Quelle: Wikipedia
Das glaube ich ausdrücklich nicht!
Christus hat ein ganz normalen menschlichen physischen Leib und war doch Gott. Unterstellen Sie mir also nicht, dass ich diese leib- und materiefeindliche Lehre vertreten würde.
Und was die Wissenschaftfeindlichkeit betrifft, waren Sie es zB der mit Fakenews vorwarf, als ich bereits durch meine Beobachtungen aus meinen Krankenhauskontakten recht früh sagte, dass die mRNA-Impfung keine sterile Immunität erzeugt. Inzwischen haben Sie das selbst geäußert.
Und den Glauben sprechen ich niemanden ab. Ob es aber der Glaube an den Gott der Bibel ist, werde ich ja wohl kritisch untersuchen dürfen.
Interessant, dass Prof. Faix hier nicht nur ein theoretisch forschender Theologe ist, sondern auch einer der „Gemeindegründungs-technisch“ neue, m.E. gute Wege geht. Zum Beispiel Marburg mit der Gemeinegründung „UND-Marburg“. Er kann also auch aus der Gemeindepraxis heraus informieren!
Da kann ich mich Ihnen nur anschließen!
Ich auch!
Gemeinden waren nie so gedacht, wie sie schließlich geworden sind, sondern eher als eine Art Arbeitsgemeinschaften, in denen jeder individuell an der Heiligung arbeitete und wo man sich bei den Zusammenkünften austauschte. Konsumentengemeinden, in denen hauptsächlich nur eine Person die Gemeinden bediente, waren nicht im sinne des „Erfinders“.
Herr Reichelt, Sie dürfen ja Ihre eigentümliche Mixtur aus fernöstlichen Philosophien, die Sie ins Christentum systemwidrig (!) eintragen, und christlichen Vorstellungen propagieren, wie immer Sie mögen. Aber bitte behaupten Sie nicht Dinge als historische Tatsachen – „in denen jeder individuell an der Heiligung arbeitete“ – die historisch schlicht Unfug sind!
MfG
Hallo Tobias Faix, wenn Sie Zahlen bringen dann bitte auch die Freikirchen ausserhalb der EAD. Die fehlen nämlich wie die russlanddeutschen Gemeinden
Die Doketismusanalyse – ich nannte auch ausdrücklich den Monophysitismus in diesem Zusammenhang! – bezog sich darauf, dass Sie – wie viele Fundamentalisten – die menschluche Natur Jesu völlig abblenden und Jesus mit einem ausschließlich göttlichen Bewusstsein versehen, das in einem menschlichen Körper ein Gastspiel auf Erden gibt. (Die altkirchlichen Lehrentscheidungen sind hier ausdrücklich paradoxal!) Dem korrespondiert eine Vergöttlichung der Bibel. Ihre Aussagen bestätigen das ein ums andere Mal, aber Sie durchschauen das nicht. Sorry, es ist eben so! Und wir müssen das nicht endlos wiederholen!
Bitte lesen Sie Ihre Kommentare nochmal und stellen Sie sich vor, Sie hätten eine andere Ansicht. Ich finde, immer wieder setzen Sie Ihr Verständnis von christlichem Glauben als das „richtige“, als allein richtig. Natürlich tut das jeder, sonst hätte er diesen Glauben ja so nicht. Aber es muss Ihnen immer klar sein, dass das Ihre Interpretation bzw. Ihr Verständnis des Bibeltextes, des Glaubens ist. Sie wissen nicht, ob Sie damit richtig liegen, das weiß allein Gott. Wenn Sie eine andere Meinung stehen lassen, bedeutet das doch noch lange nicht, dass Sie die übernehmen müssen oder für richtig halten. Viele Jahre konnten sich die unterschiedlichen theologischen „Lager“ stehen lassen, vielleicht sogar als Ergänzung sehen, oder anerkennen, dass andere eben einen anderen Schwerpunkt setzen. Aber seit einigen Jahren wird geschaut, ob man ein „richtiger“ Christ ist. Ich denke, da verlieren wir als Christen sehr viel an Glaubwürdigkeit und missionarischen Möglichkeiten. Sie fragen explizit nach Ulrich Parzany – ich finde das nicht gut, hier über Personen zu diskutieren, die gar nicht erwähnt sind. Aber vielleicht sollten Sie das Buch von Herrn Faix lesen, bevor Sie sich ein Urteil bilden – aber wahrscheinlich ist Ihr Vor- Urteil zu groß. so dass Sie keinen Gewinn daraus ziehen.
Der ganze Beitrag bezieht sich ja auf Faix. Dann ist es wohl in Ordnung, dass ich jemanden anführe, der sich mit dem Werk von Faix beschäftigt hat und es bewertet hat. Sie brauchen mir das Buch nicht zu offerieren, ich bin stets mit der Meinung von Parzany in diesen Dingen d`accord. Und würde daher zu keiner anderen Bewertung kommen. Dazu sind Bewertungen da, ihnen zu vertrauen oder nicht. Ulrich Parzany genießt mein volles Vertrauen. Wir sind geistlich auf derselben Wellenlänge. Im übrigen maßen Sie sich im letzten Satz eine Vermutung über mich an, die beleidigend ist. Also auch Sie…