Der britische Fernseh-Kanal „Sky Real Lives“ hatte den Film „Right to die?“ (Recht zu sterben?) von Oscar-Preisträger John Zaritsky am Mittwoch, den 10. Dezember, gezeigt. Darin waren die letzten Stunden und das Sterben des todkranken früheren Universitätsprofessors Craig Ewert zu sehen. Er litt an einer unheilbaren Nerven- und Muskelkrankheit, die zu einer Lähmung des Körpers und nach Aussagen der Ärzte in zwei bis fünf Jahren zum Tod geführt hätte. Der Regisseur John Zaritsky hatte gefilmt, wie Ewert mit den Zähnen eine Zeitschaltuhr betätigte, die sein Beatmungsgerät 45 Minuten später ausschaltete, ein Gift trank und sich verabschiedete.
Bei „Focus Gesundheit“, das über Premiere empfangbar ist, ist der Film in ein Rahmenprogramm eingebettet. Vor und nach der Sendung soll ein Experteninterview mit Christof Müller-Busch, Mitglied der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, gezeigt werden. Der Mediziner werde den Film kommentieren und dabei das Thema „Sterbehilfe“ behandeln, heißt es in einer Pressemitteilung der Focus Magazin Verlags.
„Keine Rede von Voyeurismus und Effekthascherei“
Die Dokumentation „Right to die?“ stieß nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland auf heftige Kritik. Einen Sterbenden im Fernsehen zu zeigen sei „inakzeptabel“, zumal wenn dies mit der Hoffnung auf höhere Einschaltquoten verbunden sei, sagte der EKD-Medienbeauftragte Markus Bräuer vergangene Woche. Der verantwortliche Chefredakteur der „Focus TV Produktions GmbH“, Matthias Pfeffer, kann die Aufregung nicht nachvollziehen: „Wer die Dokumentation sieht, der stellt fest, dass von Voyeurismus oder Effekthascherei überhaupt gar keine Rede sein kann.“
In Deutschland hatten Ärzte und Hilfsorganisationen deutsche Medien dazu aufgerufen, auf eine derartige Berichterstattung zu verzichten. Hauptgrund dafür war die Sorge vor Nachahmungseffekten. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, warnte: „Wenn nun aber medial dargestellt wird, dass Selbsttötung der vermeintlich leichtere Weg ist, dann wird das unverantwortliche Konsequenzen gerade für labile Menschen nach sich ziehen“.
Pfeffer hingegen sieht in der Dokumentation „eine höchst sensible redaktionelle Einordnung für den Zuschauer“ durch den Experten Müller-Busch. Das hebe auch die Ausstrahlung im Spätprogramm hervor. Als Spartensender mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Leben müsse er seiner journalistischen Pflicht nachkommen, auch Sendungen über existentielle Fragen des menschlichen Lebens zu zeigen. „Wir wollen mit der deutschen Erstausstrahlung dieser zweifellos provokanten Dokumentation einen Beitrag zu der wichtigen Diskussion um das Thema Sterbehilfe leisten“, so Pfeffer. (PRO)