Die Deutschen haben 2020 rund 5,4 Milliarden Euro gespendet. Im Vergleich zu 2019 stieg das Spendenniveau um 5,1 Prozent. Das zeigt die Studie „Bilanz des Helfens“ der Gesellschaft für Konsumforschung, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats durchgeführt wird. Die Erhebung wurde in dieser Woche veröffentlicht. Demnach war das Spendenaufkommen 2020 das zweitbeste der vergangenen 15 Jahre.
Im Monatsverlauf ist die Spendenbereitschaft demnach gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten fast durchgängig gewachsen. Die Spendenbereitschaft habe sich parallel zu den Infektionszahlen und den damit einhergehenden Lockdownmaßnahmen entwickelt. Die Studie zeigt, dass die stärksten Steigerungsraten jeweils mit den „harten Lockdowns“ im Frühling 2020 und im Spätherbst/Winter zu verzeichnen waren. Das Spendenniveau im März habe um 13 Prozent und im November um sieben Prozent höher gelegen als im Vorjahr, teilte der Spendenrat in einer Pressemeldung mit.
Durchschnittlichen Spende: 40 Euro
Auch der „traditionell spendenreichste Monat“ Dezember sei im Jahr 2020 von dieser Entwicklung nicht ausgenommen gewesen. Gegenüber dem Vorjahr hätten die Spendeneinnahmen im Dezember 2020 einen Zuwachs von 18 Prozent erfahren. Am Gesamtspendenvolumen habe der Dezember einen Anteil von 20 Prozent. Das entspreche einer Steigerung um zwei Prozent gegenüber 2019.
Der Betrag der durchschnittlichen Spende pro Spendenakt lag 2020 gegenüber dem Vorjahr um drei Euro höher und ist damit auf dem Rekordniveau von 40 Euro. Im Durchschnitt gab jeder Spender siebenmal Geld – wie auch schon im Jahr 2019 ein Rekordwert. Rund 19 Millionen Menschen haben 2020 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Das waren etwa 28,5 Prozent der Bevölkerung. 2019 hatten rund 500.000 Menschen mehr für diese Einrichtungen gespendet. Der Rückzug der Spender verteile sich über alle Altersgruppen mit Ausnahme der 30- bis 39-Jährigen, die stabil blieben.
Der Löwenanteil der Spenden entfällt mit 75,6 Prozent weiterhin auf die humanitäre Hilfe. Den größten Zuwachs erzielte die Not- und Katastrophenhilfe. Der prozentuale Anteil am Gesamtspendenvolumen stieg von knapp 15 Prozent auf knapp 18 Prozent. Das entspricht einer Steigerung um 149 Millionen Euro. Einbußen bei den Spenden musste der Sport hinnehmen. Der Bereich verzeichnete in der Studie ein Spenden-Minus von 76 Millionen. Anders bei konfessionellen Organisationen: Während evangelische Organisationen einen leicht sinkenden Anteil am Gesamtvolumen hinnehmen mussten (minus 0,5 Prozentpunkte), stiegt der Anteil der Einnahmen katholischer Organisationen um einen Prozentpunkt.
Senioren sind am spendenfreudigsten
Auf Anfrage bestätigten vier christliche Organisationen den Befund der Studie. Ein christliches Medienwerk in Oberhessen konnte 2020 etwa zehn Prozent mehr Spenden verbuchen. Noch deutlicher fiel das Ergebnis bei einer christlichen Hilfsorganisation mit Sitz im Taunus aus. Neben dem deutlichen Anstieg der Spenden (21 Prozent) konnte das Hilfswerk mehr als zehn Prozent neuer Spender begrüßen. Bei einer unabhängigen theologischen Ausbildungsstätte stiegen die Spenden 2020 um drei bis fünf Prozent. Ein angefragter Gemeindeverband bestätigte gegenüber pro einen Spendenzuwachs von rund 7,5 Prozent. Der Verband führt den Zuwachs vor allem auf einen „technischen Effekt“ zurück. Der Rückgang von Großspendern wurde in dem Verband von Einzelspendern „überkompensiert“.
Als besonders spendenfreudig erwiese sich laut der GfK-Studie 2020 erneut die Generation „70plus“. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen stieg von 40,8 Prozent auf 43,8 Prozent. Die Anzahl der Spender in dieser Altersgruppe liege mit rund 5,9 Millionen „immer noch weit über den anderen Altersgruppen“, obwohl die Anzahl der Spender in dieser Gruppe mit einem Minus von rund 209.000 im Jahr 2020 den deutlichsten Rückgang zu verzeichnen hatte.
Der Deutsche Spendenrat ist ein Dachverband von 65 hauptsächlich spendenfinanzierten Organisationen, darunter unter anderem Bibel TV, die Heilsarmee sowie die Kinderhilfswerke Compassion und World Vision Deutschland.
Von: Norbert Schäfer