Der Weltfremde

Ein Mann, ein Glaube, eine Mission. In „Aljoscha. Eine Geschichte vom Suchen und Finden“ entwirft Rainer Buck mit Karel Puto einen eigentümlichen Charakter, der christlichen Gemeinschaften fern bleibt, weil er den Glauben ernst nimmt. Der Welt, mit der er nichts anfangen kann, möchte Karel ein Buch über authentisches Christentum vermachen. Dabei orientiert er sich an seinem schriftstellerischen Vorbild, Fjodor Dostojewskij.
Von PRO

Karel Puto ist ein religiöser Solitär: Seinen Glauben lebt er lieber allein, denn seiner Auffassung nach verhindern Dogmen und Rituale ein authentisch gelebtes Christentum – wenn die Gläubigen damit eine falsche religiöse Sicherheit suchen. Für Karel besteht diese Tendenz in fast allen christlichen Gemeinschaften. Konsequenterweise hält er sich von ihnen fern, obwohl oder gerade weil er es mit dem Glauben durchaus ernst meint.

Doch auch sonst scheint Karel wenig mit den irdischen Verhältnissen anfangen zu können. Sein gelähmter Arm schränkt ihn körperlich ein, die Anstellung bei einer Versicherung hat er aufgegeben, weil er den Büroalltag psychisch nicht verkraftet. Eine bescheidene staatliche Unterstützung ermöglicht ihm aber, wozu er sich ohnehin berufen fühlt: Karel schreibt an nichts Geringerem als der Fortsetzung des Romans „Die Brüder Karamasow“ von Fjodor Dostojewskij.

Dostojewskij selbst habe, so erklärt es Karel, mit einer Fortsetzung geliebäugelt. Dazu sei es aber aufgrund seines Todes nie gekommen. Hauptperson soll, wie schon im Original, Alexej („Aljoscha“) Karamasow, einer der drei Brüder sein. Für Karel repräsentiert Aljoscha das, was er unter authentisch gelebtem Christentum versteht: ein Mann, durchaus mit Fehlern behaftet und Prüfungen ausgesetzt, aber immer geleitet durch den Heiligen Geist.

Das Buch von Rainer Buck handelt im Kern von der Suche nach einem möglichst lebensnahen Vorbild für Aljoscha. Auf seiner „Reise“ begegnet er Menschen, die in verschiedenen Kontexten von ihren Lebensbrüchen erzählen. Manche scheitern an ihnen, manche legen Handlungen an den Tag, in denen Karel fragmentarisch authentisches Christentum findet: selbstlose Menschen, die einen Blick für die Sorgen der anderen haben und Risiken eingehen, um deren Lage zu verbessern. Bezeichnenderweise findet er diese Menschen gerade nicht im christlichen Umfeld.

Das Buch nimmt große christliche Fragestellungen wie – bei einem Bezug auf Dostojewskij kaum vermeidlich – die Frage nach dem Leid in der Welt oder was authentisch gelebtes Christentum bedeutet. Christlich interessierte Leser dürfen sich daher auf eine interessante Lektüre einstellen und sich in einigen Fragestellungen wiederfinden. Gerade aus den etwas weltfremden Dialogen entwickelt das Buch seinen eigentümlichen Charme und bietet sich als leicht zu lesender Begleiter für lange Winterabende an. (pro)

Rainer Buck, Aljoscha. Eine Geschichte vom Suchen und Finden, cap-books 2011, 338 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-86773-129-4

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