Gleich wird seine Zukunft auf einem Blatt Papier stehen: Daniel Kallauch sitzt an diesem Tag im Jahr 1994 in einem Seminar des Persönlichkeitstrainers Paul Donders. Aufgabe: Die Lebensberufung finden und grafisch illustrieren. Noch ist der 31-Jährige in der Kinder- und Familienarbeit der Anskar-Kirche in Hamburg angestellt. Zuvor hat er an der Freien Theologischen Akademie (heute Freie Theologische Hochschule) in Gießen studiert und erste Alben mit Kinderliedern veröffentlicht. Heute soll er also seine Vision finden – und so kommt es auch. Am Ende steht auf seinem Zettel ein Satz: „Ich will Kindern und Familien helfen, Gottes Liebe kennenzulernen und darin zu wachsen.“ Außerdem eine Zeichnung: Ein Fernseher.
Damit hatte Kallauch damals nicht zu hoch gestapelt. Mittlerweile kann er auf eine erfolgreiche Karriere als Kindermusiker zurückblicken. Im Fernsehen war er oft zu sehen – im ZDF, im Kinderkanal, auf Super RTL und anderen Sendern. 1999, als Berlin UNICEF-Stadt war, schrieb er dafür den offiziellen Titel „One World“. Mit „Weihnachten ist Party für Jesus“ erklärte er im Fernsehen 2001 die Geburt von Gottes Sohn für Kinder. Unzählige Auftritte in Gemeinden, Kirchen und Stadthallen machten ihn dermaßen bekannt, dass kaum jemand im christlichen Bereich Daniel Kallauch und seinen Spaßvogel, die Handpuppe Willibald, nicht kennt. „Einfach spitze, dass du da bist“, „Volltreffer“ und viele andere Kallauch-Lieder sind zum Liedgut für Kindergottesdienste geworden.
In diesem Jahr feiert der Kinderliedermacher sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Zwischendurch hatte Kallauch versucht, sich neu zu profilieren, und probierte es mit Erwachsenenmusik, ähnlich wie der Sänger Rolf Zuckowski. Er merkte aber, dass seine ursprüngliche Vision von 1994, Kinder und Familien mit der christlichen Botschaft zu erreichen, noch aktuell ist. Daran misst er alle Anfragen und Angebote, die er bekommt. Wollten etwa politische Parteien ihn für Wahlkampfveranstaltungen buchen, lehnte er ab.
Einfache Lieder sind am schwersten
Bei Kallauchs Auftritten darf einer nicht fehlen: Vogel Willibald, Kallauchs gefiedertes Alter Ego. Die Puppe hat über die Jahre ein regelrechtes Eigenleben entwickelt. Und mitunter vergisst man, dass Kallauch und sein Vogel ein und dieselbe Person sind. Als Kallauch Ende August bei „Gott sei Dank“ im ERF-Fernsehen zu Gast ist, übernimmt Willibald die Begrüßung: „Das wird heute eine super Sendung – allerdings nicht ganz vogelfrei!“, krächzt die Puppe in die Kamera und kann sich vor Lachen über den eigenen Witz schier nicht einkriegen. Wenn Kallauch ein neues Programm entwickelt, dann nur im Dialog mit Willibald.
Seine Frau Anke, die er beim Theologiestudium kennenlernte, ist Referentin für Kindergottesdienst im Bund Freier evangelischer Gemeinden. „Daniel hat die besondere Gabe, komplizierte Dinge einfach auszudrücken“, sagt sie über ihren Mann. Als die beiden in Itzehoe im Gemeindedienst waren, habe ein Kollege ihn nach einem Lied über die Speisung der Fünftausend für einen Schulgottesdienst gefragt. „Daniel kannte keins, sagte aber: Ich kann dir eins schreiben.“ Heraus kam eines seiner ersten Lieder: „4.999 und einer, die haben sich satt gegessen“. Am schwierigsten sind die ganz einfachen Lieder zu komponieren, sagt Daniel Kallauch. Früher summte er seine neuen Ideen beim Joggen vor sich hin, ohne sie aufzuzeichnen. „Wenn ich die Melodie am nächsten Tag nicht mehr kannte, war sie nicht gut genug.“ Inzwischen kommt er nicht mehr ohne Aufnahmen aus, er würde bei den vielen Liedern schlicht den Überblick verlieren.
Ein Platz für den Glauben im Familienalltag
Die Kallauchs haben gerade gemeinsam ein Buch und eine CD mit dem Titel „Wenn Familien beten“ veröffentlicht, eine Art Familienliturgie mit regelmäßigen geistlichen Einheiten zu Themen wie „Gott hat alles gemacht“ oder „Gott bewahrt uns“, mit Bibeltexten, Liedern und Gebeten, die jedes Kind mitbeten und -singen kann. „Kinder lieben Rituale“, sagt Daniel Kallauch. Zwar habe er als Kind zu Hause viel mit seinen Eltern in der Bibel gelesen, Liturgien gab es in seiner freikirchlichen Familie aber nicht. Anke Kallauch ist wichtig, dass kein Druck auf Kinder ausgeübt werde. Dennoch ist sie überzeugt: „Wir müssen mehr tun, als Kindern bloß eine Kinderbibel in die Hand zu drücken.“
Vergangenes Jahr hatten die Kallauchs sich bei 15 Familien umgehört, wie diese ihren Glauben als Familien – über das Tisch- und Abendgebet hinaus – praktizieren. Ergebnis: Alle Befragten wünschten sich eine regelmäßige Zeit dafür, aber nur bei einer einzigen gehörte so ein Ritual tatsächlich zum Familienleben dazu. „Die Verantwortung für das Glaubensleben der Kinder wird heute schnell auf die Gemeinde geschoben“, sagt Kallauch. Dabei gingen viele christliche Familien gar nicht mehr jeden Sonntag in die Kirche. Und wenn doch, dann in unterschiedliche Gottesdienste, einen für die Kinder, einen für die Erwachsenen. Die Kallauchs wünschen sich, dass Eltern und Kinder ein gemeinsames christliches Liedgut entwickeln. Ihr Buch solle Eltern helfen, ihren Glauben mit ihren Kindern zu teilen – Stille Zeit für die ganze Familie.
Neulich fragte ein Junge Daniel Kallauch, wie alt der denn sei. Der Pimpf sollte selber schätzen: „Dreißiiiig?“ Kallauch sieht man seine 53 Jahre nicht an. Die Falten, die sich abzeichnen, gehen locker als Lachfalten durch, die knallige Kleidung tut ihr Übriges. Kallauch hat sich fest vorgenommen, eine neue Generation von Familien zu erreichen. Deshalb geht sein Bühnen- und TV-Engagement weiter. So wird Spaßvogel Willibald auch weiter Weihnachten erklären. Und enthüllen, wofür das VW-Zeichen um seinen Hals wirklich steht: „Vrohe Weihnachten“. (pro)
Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 5/2016 des Christlichen Medienmagazins pro. Bestellen Sie pro kostenlos unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.
Das Kind ist wichtiger als das Handy (pro)
Baseball-Star der Chicago Cubs: „Wir alle brauchen Jesus“ (pro)