Die größten Stars Hollywoods wollen mit ihm drehen, er wird mit Filmpreisen überhäuft, doch bis heute tritt der publikumsscheue Filmemacher Terrence Malick kaum selbst vor die Kameras oder vor ein Publikum. Er meidet sogar Auftritte bei Preisverleihungen. Als sein Film „The Tree of Life“ 2011 in Cannes die Goldene Palme erhielt, trat an seiner statt Produzent Bill Pohlad auf die Bühne. Malick sei „sehr schüchtern und verschwiegen“, sagte er „Er will keine Berühmtheit werden.“
Terrence Malick gilt als der Poet und Philosoph des Kinos. Seine Filme sind für viele Kritiker Meisterwerke; Blockbuster, die ein breites Publikum bei Knabberzeug und Bier zum Abschalten genießen könnte, sind sie aber eher nicht. Sein Kriegsepos „Der schmale Grat“ wurde 1999 siebenfach für den Oscar nominiert, war allerdings alles andere als ein oberflächlicher Ballerfilm. In seinen Filmen verarbeitet der angeblich gläubige Katholik immer wieder auch religiöse Motive.
In „Tree of Life“ lauscht der Zuschauer größtenteils den Protagonisten bei ihren intimsten Gedanken, geformt als Gebet zu Gott. Mit wunderschönen Bildern geht Malick der Frage nach Gott nach. Ist er wirklich liebevoll? Wie kann er Leid zulassen? Warum hat er uns gemacht, wenn das Leben doch nie wirklich vollkommen ist? Die majestätischen Natur-Aufnahmen, die sakrale Musik von Brahms bis Bach, wirken vor allem emotional. Es geht um das Gefühl von jemandem, der Gott liebt, ihn sucht, ihn aber oft vermisst und an ihm zweifelt, am Ende aber immer die Gewissheit hat, dass es einen Sinn gibt, ein Ziel.
Ähnlich erzählt Malick in „To the Wonder“ (2013) keine große Geschichte, der Film ist eher ein Hineinlauschen in den Wind, in die Gedanken der zwei Hauptpersonen; ein Suchen nach dem großen Zusammenhang im Universum, nach einem Sinn und nach der Liebe. Die Kamera schwebt in einer permanenten, sanften Bewegung durch Raum und Zeit. Sie verfolgt die Menschen durch die Zimmer einer Wohnung, man hört dessen Gedanken, die Fenster der Zimmer sind geöffnet, der Wind treibt die Vorhänge nach außen. In „Knight of Cups“ schickte der Regisseur Christian Bale auf eine Pilgerreise und die Suche nach sich selbst. Der in Hollywood arbeitende Rick hangelt sich hier von Frau zu Frau, von Party zu Party und von Religion zu Religion durch ein Luxusleben, und findet am Ende doch keine Erfüllung.
Film über christlichen Widerständler
In „Ein verborgenes Leben“ erzählte Malick 2020 die Geschichte des christlichen Nazi-Widerständlers Franz Jägerstätter. Der Katholik Jägerstätter (August Diehl) ist überzeugt, dass Hitler und sein Krieg falsch und gegen Gottes Willen sind. Gegenüber dem Pfarrer (Tobias Moretti) und dem Bischof (Michael Nyqvist) äußert er seine Zweifel. Seine Überzeugung verbietet Jägerstätter den Eid auf Hitler abzulegen. Am 9. August 1943 wurde Jägerstätter hingerichtet. Seit 2007 gilt er in der römisch-katholischen Kirche als Seliger.
Malick, der zurückgezogen lebt, hat sich öffentlich nie zu seinem Glauben geäußert. Im Zusammenhang mit der Weltpremiere von „Ein verborgenes Leben“ wurde aber ein Briefwechsel zwischen ihm und dem katholisch geprägten Filmemacher Martin Scorsese bekannt. Malicks Brief war laut des Filmkritikers Ehrlich überschrieben mit der Frage: „Was will Christus von uns?“
Malick studierte an den Eliteuniversitäten Harvard und Oxford Philosophie und schrieb seine Doktorarbeit über Heidegger und Wittgenstein. Später jobbte er als Journalist in New York, dann schrieb er sich 1969 als Filmstudent in Los Angeles ein. Trotz seines Erfolgs zog sich Malick zunächst aus dem Filmgeschäft zurück und lebte zeitweise in Frankreich. Dort verliebte er sich in eine Französin, die eine Tochter hatte. Nach ein paar Jahren zogen sie nach Austin, Texas. Malick, der fließend Französisch spricht, heiratete die Frau 1985, das Paar ließ sich jedoch 1998 wieder scheiden. Im selben Jahr heiratete er Alexandra „Ecky” Wallace. Das Paar lebt in Austin.
Der britische Schauspieler Mark Rylance sagte 2019 beim Festival des amerikanischen Films in Deauville in der Normandie, Malick plane einen Film über Jesus, und er selbst werde die Rolle des Teufels übernehmen. Tatsächlich ist der Film mit dem Titel „The Way of the Wind“ seit längerem angekündigt. Er soll das Leben Jesu in Parabeln erzählen, unter anderem begegnet er Simon, Petrus und vier Versionen des Teufels. Stars wie Ben Kingsley, John Rhys-Davies, Joseph Fiennes und Joseph Mawle werden darin zu sehen sein. Ein Veröffentlichungstermin ist noch nicht bekannt.