Das Buch mit dem Untertitel „Gott, Amerika und die Weltpolitik“ schaffte es bereits kurz nach Erscheinen in Amerika in die Bestsellerliste der „New York Times“. Unter der Überschrift „Gottes Werk und Amerikas Beitrag“ veröffentlichte das Magazin „Cicero“ in seiner aktuellen Ausgabe einen Auszug aus dem Buch, das im Droemer Verlag (München) auf Deutsch erschienen ist. Am 1. Juni stellt die Ex-Außenministerin der USA das Buch in Berlin vor.
Madeleine K. Albright nimmt etwa Bezug auf eine Rede von US-Präsident Bush vom 20. Januar 2005 in Washington D.C. Darin habe er als Ziel der Politik der Vereinigten Staaten die „Stärkung und das Wachstum demokratischer Bewegungen und Institutionen in jedem Land und in allen Kulturen“ benannt. „Die Gerechtigkeit hat in der Geschichte gute und schlechte Zeiten erlebt, aber die Geschichte entwickelt sich auf ein sichtbares Ziel hin, auf jene Freiheit, die der Schöpfer der Freiheit geschaffen hat“, so Bush. Und weiter: Amerika rufe in diesem noch jungen Jahrhundert „die Freiheit für alle Bewohner dieser Welt“ aus.
Unter anderem bei dieser Rede setzt Madeleine Albright, US-Außenministerin von 1997 bis 2001, mit ihrer Kritik an. „Der Präsident sagt, die Freiheit sei ein Geschenk an alle Menschen; aber meint er wirklich auch, dass Gott Amerika dazu bestimmt hat, dieses Geschenk zu überreichen?“, fragt die 1937 in Prag geborene Diplomatin.
Für mehr Verständnis statt Differenzen
Albright plädiert in ihrem Buch für eine amerikanische Außenpolitik, die auf Verständnis für die Eigenheiten anderer Kulturen beruht, eine Außenpolitik, die wieder einer unzweifelhaften moralischen Leitlinie folgen muss – dem Kerngebot aller Religionen dieser Welt: Frieden und Gerechtigkeit unter den Menschen zu schaffen.
Die frühere US-Außenministerin rechnet jedoch nicht alleine mit der Politik von US-Präsident Bush, sondern mit der Grundeinstellung der Amerikaner generell ab. Vom Befreier und maßvollen Unterstützer des Selbstbestimmungsrechts der Völker habe sich das Land zum „moralisch fragwürdigen Weltpolizisten“ entwickelt. Diese Wandlung habe sich jedoch insbesondere unter der Regierung Bush vollzogen.
Albright: „Kampf der Kulturen ist da“
Gleichzeitig räumt Albright ein, dass die 1993 veröffentlichte These von Samuel Huntington eingetreten sei, wonach es nach dem Ende des Kalten Krieges zu einem religiös begründeten „Kampf der Kulturen“ komme. „Wir taten alles, um uns von dieser Theorie zu distanzieren… Niemand dachte an eine Welt, die von historischen Spannungslinien entlang kultureller und religiöser Differenzen durchzogen sein würde. Doch nach den Terroranschlägen vom 11. September habe ich manchmal das Gefühl, dass eher ich mich in meinem Denken an früheren Zeiten orientiert habe“, schreibt Albright. Sie habe ihre Sichtweise korrigiert. Zudem sollten Politiker die Religion nicht generell aus dem öffentlichen Leben heraushalten.
Ex-Präsident Clinton: „Entscheiden im Licht der eigenen religiösen Überzeugungen“
Der frühere US-Präsident Bill Clinton schreibt denn auch im Vorwort des Buches: „Religiöse Überzeugungen lassen sich nicht abstreifen wie ein Paar Stiefel – wenn es sich um echte Überzeugungen handelt. Wir tragen sie mit uns, was immer wir tun, die Skeptiker und Atheisten ebenso wie die wahren Gläubigen. Ein Präsident oder ein Außenminister entscheidet im Licht der eigenen religiösen Überzeugungen und muss dabei die Wirkung dieser Entscheidungen auf jene berücksichtigen, die einem anderen Glauben anhängen. Allerdings ist dies alles andere als einfach, wie uns Madeleine Albright vor Augen führt.“ Angesichts der Herausforderungen und der Frage nach dem Umgang mit der islamischen Welt sei es daher geboten, nicht allein die Differenzen zwischen Judentum, Christentum und Islam in den Vordergrund zu stellen, sondern die Gemeinsamkeiten der „drei abrahamitischen Religionen“.