Der Fußball-Millionär und die Hilfsbedürftigen

Wolfgang Overath ist Fußball-Weltmeister von 1974 und war zeitweilig Präsident des 1. FC Köln. Der 74-jährige Geschäftsmann hat immer noch die gleiche Figur wie in seinen besten Jahren und spielt immer noch Fußball – in der Halle. Als gläubiger Katholik begeistert er sich für Jesus, mit dem er die Liebe für hilfsbedürftige Menschen teilt. Ein Bericht von Günther Klempnauer
Von PRO
Fußball-Weltmeister 1974: Wolfgang Overath (links) und Siegtorschütze Gerd Müller nach dem Triumph gegen die Niederlande im Münchener Olympiastadion

Früh übt sich, was ein Meister werden will. Als Zwölfjähriger spielte Wolfgang Overath schon in der Schüler-Nationalmannschaft im Londoner Wembley-Stadion vor 100.000 Zuschauern. Wie verkraftete ein Kölner Junge so viel Fußballruhm? „Damals habe ich mir nicht eingebildet, die 100.000 Menschen seien meinetwegen gekommen. Natürlich war die Atmosphäre im Stadion für mich beeindruckend. Trotzdem habe ich meine Fähigkeiten nicht überschätzt. Es war schön, vor so vielen Menschen zu spielen. Drei Wochen später haben wir das Rückspiel gegen England in Essen vor 30.000 Zuschauern mit 4:1 gewonnen. In der Sportpresse hob man meine spielerischen Qualitäten heraus und prophezeite mir eine hoffnungsvolle Karriere. Solche Zeitungen habe ich natürlich gekauft und mit Stolz gelesen. Aber ich blieb auf dem Boden der Wirklichkeit.“

Das Erfolgsrad drehte sich immer schneller. Obwohl nicht gerade der körperlich Stärkste und Größte, wurde Overath von dem Jugendfußball-Betreuer Dettmar Cramer in den europäischen UEFA-Turnieren eingesetzt, wo er als 16-Jähriger gegen 18-Jährige zu kämpfen hatte. Cramer wollte mit ihm wahrscheinlich beweisen, dass in Deutschland nicht nur Kraftfußball gespielt wird. Ein Jahr später unterschrieb Overath einen Vertrag beim 1. FC Köln, und mit 18 Jahren holte ihn der damalige Bundestrainer Sepp Herberger in die deutsche Nationalelf.

„Meine Eltern waren einfache Leute“

„Als Jugendlicher besuchte ich das altsprachliche Gymnasium in meiner Heimatstadt Siegburg am Rhein“, berichtete Overath. „Bis zur Mittleren Reife hatte ich keine schulischen Probleme. Danach wurde es schwieriger wegen der vielen sportlichen Turniere, für die ich nicht immer freigestellt wurde. Ich begann eine kaufmännische Lehre, die ich mit gutem Erfolg abschloss, obwohl ich in dieser Zeit schon einen Profivertrag unterschrieben hatte. Ich habe damals gut verdient.

Man muss natürlich alles in Relation setzen. Wenn ich vom 1. FC Köln ein Handgeld von 20.000 Mark bekam, wären das heute ungefähr 200.000 Euro. Ich bin in Köln mit meinem Verdienst immer zufrieden gewesen. Natürlich hätte ich in Spanien oder Italien mehr Geld verdienen können. Ein Angebot lag aus fast jedem europäischen Land vor. Aber besonders meine Frau und ich lieben das Rheinland, und ich wäre nur weggegangen, wenn der 1. FC Köln abgestiegen wäre.“

Wer sich in seiner Heimat wohlfühlt und Wurzeln geschlagen hat, kommt fast immer aus einem harmonischen Elternhaus. Wie war das bei Wolfgang Overath? „Meine Eltern waren einfache Leute, die sehr stolz auf ihre Kinder waren. Ihnen widmeten sie ihre Kraft, ihre Zeit und ihre Liebe. Mein Vater war Büroangestellter, sehr fleißig und sozial eingestellt. Meine Mutter war ein herzensguter Mensch, sie strahlte viel Liebe aus und war nie ungerecht. Leider ist sie mit 55 Jahren gestorben. Die Frage, warum Gott das zugelassen hat, ist mir eigentlich nie gekommen. Es wird wohl da oben jemand sein, der besser zu urteilen weiß als ich. Damals war ich 15 Jahre alt und schon tief im christlichen Glauben verwurzelt. Deshalb hätte mich dieser Zweifel nie aus der Bahn geworfen.“

Das Glück mit anderen teilen

Es gibt Menschen, die nicht verstehen können, warum ein wohlhabender und angesehener Mann auf Gott vertraut. Overath hat eine glückliche Familie, besitzt viele Immobilien. Hat er Gott überhaupt nötig? „Man kann das Verhältnis zu materiellen Gütern nicht mit der Beziehung zu Gott vergleichen. Ich finde es schön, wenn man sich durch Fleiß ein gewisses Vermögen erworben hat. Es befriedigt mich und macht mich ein wenig stolz. Aber das materielle Glück währt doch nur einen Augenblick; es ist heute da und kann morgen vorbei sein.

Für mich ist der Glaube an Gott nicht in fünf Jahren zu Ende. Das Gottvertrauen gibt mir vielmehr die Gewissheit, dass meine Verbindung zu Gott nicht abreißt, auch wenn das Leben auf dieser Welt aufhört. Dieses Leben ist für mich die Vorstufe des ewigen Lebens. Ich bewundere jene Menschen, für die materielle Dinge ganz unwichtig sind und die nur für Gott und andere Menschen leben wie zum Beispiel Mutter Teresa. So weit bin ich jedoch nicht. Ich freue mich, wenn ich ein schönes Auto fahre, schöne Kleider habe oder in einem schönen Haus wohne.“

Ich erzählte ihm von meinem Besuch bei Mutter Teresa kurz vor ihrem Tod in Kalkutta, und dass sie materiell vermögenden Leuten Mut machen würde, weiterhin viel Geld zu verdienen. Sie bgründete dies damit, dass sie mit ihrer Arbeit unter den Ärmsten der Armen auf die Spenden der reichen Leute angewiesen sei. „Können die karitativen Hilfswerke auch mit Ihren Spenden rechnen?“, fragte ich den ehemaligen Fußballprofi. „Meine Frau Karin und ich versuchen, das Glück, das uns zuteil geworden ist, mit anderen zu teilen“, antwortete mir der fast 75-Jährige.

Er gründete vor 20 Jahren einen Fonds für Hilfsbedürftige. Seitdem kamen über eine Million Euro für Menschen in Not zusammen, die mit Unterstützung des „Katholischen Vereins für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis“ verteilt werden. Jedes Jahr lädt das Ehepaar Overath 150 Obdachlose und bedürftige Menschen, darunter auch Kinder, zu einer Weihnachtsfeier mit Essen ein, bei der auch Geschenke verteilt werden. In diesem Zusammenhang fielen mir Worte aus dem Matthäusevangelium ein, als Jesus in seiner Rede über das Weltgericht unter anderem sagt: „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist …Was ihr einem unter diesen meinen Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“

Jesus und die Kirche

Ich wollte wissen, was Overath der Glaube an Jesus Christus bedeutet. „Jesus ist für mich der entscheidende Punkt, auf den es im Leben ankommt. Meine Glaubenserfahrung versichert mir, dass Jesus nicht nur ein guter Mensch gewesen ist, sondern auch Gottes Sohn, mein Erlöser. Verstandesmäßig kann ich das nicht beweisen. Wenn ich es könnte, brauchte ich es nicht mehr zu glauben. Für mich ist er die Wahrheit in Person. Sein Leben möchte ich auf mich wirken lassen, auch wenn ich seine Lebens- und Glaubenshaltung nie erreichen werde. Wie oft passiert es mir, dass ich vor schwierigen Situationen stehe, sei es im Sport, in der Familie oder im Geschäft. Dann kann ich nur Jesus um seine Hilfe bitten. Und wie oft durfte ich erfahren, dass er mir half, Klippen zu umschiffen. Und wenn es mir misslang, habe ich trotzdem nicht an ihm gezweifelt. Mit ihm stehe ich immer auf der Seite des Gewinners.“

Overath ist Katholik. Praktiziert er seinen Glauben auch dementsprechend? „Es wäre für mich unvorstellbar, der Kirche den Rücken zu kehren, um mehrere tausend Euro Kirchensteuer zu sparen. Ich käme mir vor wie ein Verräter. Ich lese regelmäßig in der Bibel, die für mich ein faszinierendes Buch ist. Dieselbe Regel gilt auch für das Gebet. Es ist wunderbar, täglich zu beten und nicht nur sonntags in der Kirche. Durch den Kirchgang verstärke ich meinen Kontakt zu Gott und möchte auch vor anderen Menschen bekennen: ‚Ich gehöre zu dir.’“

Von: Günther Klempnauer

Dieser Auszug ist dem Buch „Keiner kommt an Gott vorbei“ entnommen. Darin schreibt Günther Klempnauer über den Glauben von Fußball­Legenden. Aktuell erschienen im St. Benno Verlag, 232 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 9783746251752. Foto: St. Benno
Dieser Auszug ist dem Buch „Keiner kommt an Gott vorbei“ entnommen. Darin schreibt Günther Klempnauer über den Glauben von Fußball­Legenden. Aktuell erschienen im St. Benno Verlag, 232 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 9783746251752.

Lesen Sie mehr zum Thema Glaube und Fußball auf unserer Sonderseite wm2018.pro-medienmagazin.de Foto: pro
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