Der boxende Bischof von London

Ein „boxender Bischof“ war Thema in der ZDF-Sendung „heute“. Der Erzbischof der apostolischen Kirche von London gehöre einer Gemeinde der Pfingstbewegung an, heißt es im Bericht, und das Schlagen im Ring zeige viele positive Auswirkungen.
Von Jörn Schumacher
Costakis Evangelou

Costakis Evangelou ist Erzbischof der apostolischen christlichen Kirche in London. „Neben seinem Kirchendienst hat er eine weitere Leidenschaft zu seiner Berufung gemacht: das Boxen“. So heißt es im ZDF-Beitrag „Der boxende Bischof“ der „heute“-Sendung. Der Geistliche gründete 2004 in Nord-London einen Amateur-Boxclub namens „Edmonton Eagles“. Edmonton ist eine Stadt im Großraum London mit zahlreichen Sozialwohnungen. Das Ziel des Clubs: Bandenkriege verhindern, Jugendliche von der Straße holen und ihnen die Aggression nehmen.

Der 65-Jährige „Box-Bischof“ hat selbst Erfahrungen mit Bandenkämpfen, wie er dem deutschen Fernsehteam erzählt. Seine Eltern stammen aus Zypern, als Einwanderer-Kind habe er kaum Englisch gesprochen. Er sei nicht sehr beliebt bei den anderen Jugendlichen gewesen, und um sich Anerkennung zu verschaffen, habe er sich viel auf der Straße und mit Banden herumgetrieben, berichtet Costakis. Bei einem Bandenkampf sei er sogar fast getötet worden, die Narben davon seien noch heute in seinem Gesicht zu sehen.

Von seinem Vater lernte Costakis das Boxen. Und schon als Jugendlicher boxte er viel; eine Profi-Karriere als Boxer verboten ihm aber seine Eltern. Stattdessen studierte Costakis von 1990 an Theologie. 19 Jahre später wurde er zum Erzbischof der apostolischen christlichen Kirche in England ernannt.

„Ich bin nicht mehr so wütend“

Der Sport helfe Jugendlichen, ihre Aggressionen zu kontrollieren, ist der Geistliche überzeugt. Sie lernten Disziplin und ließen die Kriminalität hinter sich. Die Jugendlichen, die das ZDF befragte, scheinen dem Ansatz recht zu geben. „Ich bin nicht mehr so wütend“, sagt einer der Jugendlichen. „Nach einer Trainingseinheit hat man das Gefühl, dass man seine Ziele erreicht und sich und seine Fähigkeiten weiterentwickelt.“ Ein anderer sagt: „Vor Jahren gab es in dieser Gegend viele Messerstechereien, aber ich habe festgestellt, dass viele junge Leute sich in Sportarten wie dieser und in der Gemeinde engagieren und dadurch zufriedener geworden sind.“

Das ZDF stellt fest: „Costakis ist der Gründer der apostolischen Kirche Sheepfold in Edmonton und als Erzbischof auch der leitende Geistliche der Gemeinde, die zur Pfingstbewegung gehört.“ Zu den Werten des evangelikalen Glaubens zähle unter anderem „ein friedsames, bibeltreues und gewaltfreies Leben“.  Daher stehe die Frage im Raum: „Wie kann der Erzbischof das mit der Härte und Brutalität des Boxsports vereinbaren?“ Der Geistliche erklärt: „Die Auswirkungen auf die jungen Menschen, die auf der Straße gewalttätig werden, die Messerstechereien und die 180-Grad-Wende, die sie vollziehen, überwiegen die negativen Aspekte.“

In seinem Box-Club sei jeder willkommen, egal welcher Religion er angehört, so Costakis. Er möchte allen helfen, die Hilfe brauchen. Die meisten Jugendlichen, die herkommen, leben in schwierigen Verhältnissen. Im vergangenen Jahr seien 3,8 Millionen Menschen in Großbritannien von Armut betroffen gewesen, teilte das ZDF mit, darunter sind rund eine Million Kinder. „Die Zahl notleidender Kinder habe sich in den letzten 3 Jahren fast verdreifacht.“ Erzbischof Costakis biete den Jugendlichen durch das Boxtraining ein Ventil, das sie sonst nicht hätten.

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