Demnächst Fußballstadion auf der Wartburg?

Nicht Saudi-Arabien, sondern das Bundesland Thüringen ist der bessere Austragungsort für die Fußball-Weltmeisterschaft 2034. Davon sind einige Fußballfreunde überzeugt. Ihre satirische Petition verlangt auch ein Stadion auf Luthers Wartburg.
Von Jörn Schumacher
Wartburg, WM, 2034, Fußball

Die nicht ganz ernst gemeinte Petition „WM 2034 in Thüringen statt Saudi-Arabien“ will möglichst viele Unterschriften sammeln für ein Ziel: Die Fußball-Weltmeisterschaft soll 2034 im Bundesland Thüringen ausgetragen werden! Eigentlich ist bislang der einzige Bewerber das Königreich Saudi-Arabien. Doch auch der Freistaat Thüringen soll eine Chance bekommen.

Der Comedian Jonas Greiner hat eine offizielle Bewerbung für Thüringen als Austragungsort und eine entsprechende Petition gestartet. Bisher haben stolze 378 Personen unterzeichnet, darunter ist angeblich auch der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow. Der Kabarettist Greiner ist Teil des öffentlich-rechtlichen Social-Media-Kanals „MDR Jump“ und betrachtet häufig auf satirische Weise die Kommerzialisierung des Fußballs und die FIFA.

Das Fußballmagazin „11 Freunde“ hat den Kopf des Bewerberkomitees interviewt. Unter der Überschrift „Der Plan ist, auf der Wartburg das Martin-Luther-Stadion zu errichten“ veröffentlichte das Magazin auch eines der Fotos, welche die zukünftigen Stadien in Thüringen zeigen. Auf einem Foto ist die Wartburg zu sehen, die weltweite Bekanntheit durch Martin Luther erlangte, weil er dort das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzte. Neben der Burg ist auf dem Bild ein Fußballstadion zu sehen. Auf der Webseite www.thueringen2034.de heißt es, das geplante Stadion solle genau 15.170 Plätze bieten. Das Foto sieht durchaus echt aus, wurde aber offenbar mithilfe einer KI-Software erstellt.

Echter Rasen und kein Geld für Korruption

Martin Luther war 1521 zum Schein von Männern des Kurfürsten, Friedrich III. von Sachsen, festgenommen und auf die Eisenacher Wartburg gebracht worden. Der Reichstag hatte die Reichsacht über ihn verfügt, er war „vogelfrei“ und seine Werke durften nicht mehr verbreitet werden. Unter dem Decknamen „Junker Jörg“ lebte Luther versteckt auf der Wartburg, für seine Übersetzung brauchte er zehn Wochen. Das „Septembertestament“ kam am 21. September 1522 ohne Verfassernamen in den Handel.

Greiner sagte auf die Frage, warum Thüringen der richtige, und Saudi-Arabien der falsche Ort für eine Fußball-Weltmeisterschaft ist: „Es gibt wahrscheinlich hundert Gründe. (…) Wir haben in Thüringen echten Rasen.“ Er fährt fort: „Andererseits ist unser Standort für die FIFA sehr vorteilhaft, denn Thüringen hat sehr, sehr klamme Kassen.“ Daher sei kein Geld für Korruption vorhanden, „und die FIFA könnte sich lästige Ethikausschüsse und Anklagen im Nachhinein des Turniers sparen.“ Der dritte Grund: „Wir sind unserem Konkurrenten auch sportlich meilenweit voraus. Man muss nur auf die historische Bilanz gucken: Carl-Zeiss-Jena war dreimal DDR-Meister – aus Saudi-Arabien gab es nicht einen einzigen DDR-Meister.“

Der Plan sei, „dass wir auf der Wartburg in Eisenach das Martin-Luther-Stadion errichten“, so Greiner. „Da gibt die Burg in ihrer Form auch schon einiges her.“ Außerdem plane er ein Stadion „mitten im Thüringer Wald“ für 958.001 Zuschauer.

Um die hohe Summe von rund 220 Milliarden Dollar für eine Austragung zu stemmen, werde „mit örtlichen Unternehmen“ zusammengearbeitet werden. Er selbst habe bereits mit einem lokalen Malermeister gesprochen, der sich dazu bereit erklärt hat, für einen günstigen Preis die Anstrich-Arbeiten in der Kampfbahn zu übernehmen.

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