Mariam bloggt – seit zwei Jahren, also seit ihrer Geburt. Damit ist sie offenbar die jüngste Bloggerin Deutschlands, wie verschiedene Medien feststellten, oder gar des gesamten Globus, wie andere meinten. So genau kann man das ja nicht wissen. Jedenfalls ist sie sehr jung für diese Freizeitbeschäftigung. MiMi, so heißt sie als Bloggerin, postet zum Beispiel Fotos von sich im Schuhladen, an der Bushaltestelle oder in einer Regenpfütze; Bilder von gefährlichen Spielplätzen, Hello-Kitty-Figuren, Schneemännern und eigenen Gemälden. Ab und zu stehen auch ein paar kommentierende Sätze dabei. Die lesen sich aber so, als hätte sie ein zweijähriges Kind auf jeden Fall nicht sagen, geschweige denn schreiben können. Da haben ganz sicher die Eltern mitgeholfen. Ist es letztlich nicht vielmehr deren Blog als das von MiMi? Überhaupt: Was haben zweijährige Kinder im Internet zu suchen?
„Erziehung 2.0“, nennen Mariams Eltern das in einem Sat.1-Beitrag. Das Mädchen solle von klein auf lernen, wie man das Internet und technische Geräte nutzt – und dabei auch seine eigene Privatsphäre schützt. Das ist an sich ein löbliches Ansinnen. Trotzdem ist es fragwürdig, wenn Eltern ihr Kind von dessen Geburt an im Netz präsentieren. Nicht zuletzt hat das Kind ein Recht am eigenen Bild – das die Eltern stellvertretend wahrzunehmen haben, so lange es noch nicht volljährig ist. Und dass ein zweijähriges Kind über privat und öffentlich nachdenken kann, ist kaum zu glauben. Ist es also erstrebenswert für ein Kind, den Titel „jüngste Bloggerin des Universums“ zu tragen?