Das nächste Kabinett wird katholisch

Die Posten im nächsten Kabinett sind noch nicht verteilt. Aber bei den Namen, die im Gespräch sind, zeichnet sich ab: Die neue Regierung wird eine starke katholische Prägung bekommen.
Von Jonathan Steinert
Friedrich Merz

Wer in der neuen Regierung Minister wird, entscheidet sich erst am Ende der Koalitionsverhandlungen. Aber es sind trotzdem schon Namen im Umlauf. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat eine Liste mit Vorschlägen vorliegen – bestätigt ist diese allerdings nicht. Doch ein Blick darauf lohnt allemal. Denn es sind viele Politiker für das Kabinett im Gespräch, denen auch der christliche Glaube wichtig ist – vor allem Katholiken.

Der mögliche nächste Bundeskanzler Friedrich Merz ist im katholisch geprägten Sauerland aufgewachsen und kirchlich sozialisiert. Seine Frau hingegen ist evangelisch. Merz wies bei verschiedenen Gelegenheiten darauf hin, dass auf der Erde nur die „vorletzten Dinge“ geregelt werden.

Katholisch sind auch die Personen, die mit im Kanzleramt sitzen könnten: Sein möglicher Amtschef Thorsten Frei aus Baden-Württemberg, der bisher Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion ist. Er verteidigte jüngst das Kreuz im Sitzungssaal der Fraktion gegen die Beschwerde eines Grünen-Politikers: „Es verbindet und grenzt nicht aus. Das Kreuz in unserem Fraktionssitzungssaal ist nicht verhandelbar“

Ebenfalls im Kanzleramt angesiedelt ist das Amt des Kulturstaatsministers. Das könnte der Berliner Kultursenator Joe Chialo übernehmen. Der CDU-Politiker stammt aus einer christlichen Familie. Sein Vater war als Diplomat für Tansania auch in Deutschland tätig, hier ist Chialo geboren und ging auf ein katholisches Internat. Dass er 2016 während der Flüchtlingswelle in die CDU eintrat, hat etwas mit Angela Merkel und dem christlichen Profil der Partei zu tun: „In dieser Partei, in der eine Vorsitzende sich von der Humanität und ihrem christlichen Glauben leiten lässt, in der es einen klaren moralischen Kompass gibt, will ich mich fest engagieren.“

Joe Chialo Foto: Hans-Christian Plambeck
Joe Chialo könnte in der nächste Bundesregierung den Bereich Medien und Kultur verantworten

Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU und womöglich nächster Wirtschaftsminister, bekennt sich ebenso zum katholischen Glauben. Er hatte Ende vorigen Jahres vorgeschlagen, in der Weihnachtszeit den Wahlkampf ruhen zu lassen. Er selbst gehe an Weihnachten in die Kirche. Das christliche Menschenbild seiner Partei bedeute, dass die Politik nur vorletzte Antworten geben kann und deshalb nicht moralisch überhöht werden dürfe, sagte er dem evangelischen Nachrichtenmagazin „Idea“. Außerdem erklärte er: Eine gute Predigt zeichne aus, dass sie Hoffnung vermittle.

Katholisch ist auch Andreas Jung, derzeit stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Anwärter auf das Umweltministerium.

Ina Scharrenbach könnte das neue Infrastrukturministerium führen. Sie ist in Nordrhein-Westfalen Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Auf ihrer Website hat sie keine Konfession angegeben. Jedoch ist sie Mitglied in der christlichen Gemeinschaft der Kolpingsfamilie in ihrer Heimatstadt Kamen. Vor der evangelischen westfälischen Landessynode sagte sie: „Für christliche Entwicklungen und Werte muss man sich nicht entschuldigen“ – wo der Mensch und Nächstenliebe im Mittelpunkt stehe, sei das auch für andere Weltanschauungen anschlussfähig. Sie sprach sich dafür aus, dass Kinder in Kita und Schule den christlichen Jahreskreis kennlernen.

Die bisherige familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion und eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden, Silvia Breher aus dem Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, ist engagierte Katholikin und unter anderem Lektorin in ihrer Gemeinde. Kirche spielt in ihrem Leben schon immer eine Rolle, sagte die dreifache Mutter. Sie könnte die nächste Familienministerin werden.

Vier Protestanten, vier Konfessionslose

Kristina Sinemus, Digitalministerin in Hessen, könnte das zukünftig auf Bundesebene sein. Sie ist evangelisch, wie auch der potentielle nächste Außenminister Johann Wadephul (CDU) aus Schleswig-Holstein und der voraussichtlich neue Finanzminister Lars Klingbeil von der SPD.

Die Sozialdemokraten stellen mit Sonja Eichwede voraussichtlich auch das Justizministerium. Die gebürtige Bremerin kandidierte für den Wahlkreis Neubrandenburg, den sie in der vorigen Wahlperiode direkt gewann. Sie ist evangelisch, hat die Juleica-Ausbildung gemacht und kirchliche Jugendfreizeiten mitbetreut. Mit 38 Jahren wäre sie die jüngste in der neuen Ministerriege.

Das Innenministerium geht womöglich mit CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt an Bayern. Der Katholik war unter Angela Merkel bereits Verkehrsminister. Bei einer Rede zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes betonte er, dass wichtige darin enthaltene Werte der christlichen Soziallehre entspringen. Auch die Idee einer Leitkultur brachte er mit der christlichen Werteordnung in Verbindung.

Die CSU-Politikerin Dorothee Bär übernimmt möglicherweise das Ressort Bildung und Forschung. Sie ist katholisch, der Glaube spielt für sie eine wichtige Rolle. Im PRO-Interview sagte sie, Jesus sei „der Sohn Gottes. Der Erlöser. Der, der für unsere Sünden gestorben ist, der uns ermöglicht, dass wir zugeben können, fehlbar zu sein, und der die ganze Last der Welt auf seine Schulter genommen hat. Der uneigennützigste Mensch, den man sich vorstellen kann.“ Bär war im letzten Merkel-Kabinett Staatsministerin für Digitales und im vorigen Bundestag stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

Foto: Achim Melde
Das Forschungsministerium geht wahrscheinlich an Dorothee Bär (CSU)

Als drittes Haus bekommt die CSU wohl das Landwirtschaftsministerium, für das die Chefin dieses Ressorts in Bayern, Michaela Kaniber, nach Berlin wechseln könnte. Auch sie ist katholisch, für zwei Jahre saß sie im Stadtkirchenrat von Bad Reichenhall. Geprägt hat sie die Kroatisch-katholische Mission, ihre Eltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Der Glaube spielt in ihrer Familie eine große Rolle und auch für ihre Politik: „Unser christlicher Glaube ist das beste Wertefundament, auf das man eine Familie, aber eben auch eine Gesellschaft und einen Staat aufbauen kann. Und das bezieht alle Nicht-Christen mit ein, weil die christlichen Werte eine hervorragende, universell gültige Grundlage für Menschlichkeit, Respekt und Würde, aber auch für Leistungsbereitschaft und positives Handeln sind“, sagte sie dem Portal der kroatischen katholischen Gemeinden in Deutschland.

Die katholischen Christen Jens Spahn und Armin Laschet galten auch als Anwärter auf ein Ministerium – Laschet wurde als neuer Außenminister gehandelt –, doch daraus wird wohl nichts. Es sind sonst zu viele Unions-Leute aus Nordrhein-Westfalen dabei. Spahn wird voraussichtlich neuer Fraktionschef.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, dürfte Gesundheitsminister werden. Der wohl einzige ostdeutsche Minister aus Sachsen-Anhalt hat zu seiner Konfession keine Angabe gemacht. Auch Svenja Schulze von der SPD, die im Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit bleiben könnte, wenn es fortbesteht, gibt keine Konfession an, wie auch ihre Parteikollegin Bärbel Bas: Die Präsidentin des vorigen Bundestages zieht möglicherweise ins Arbeitsministerium um. Vom alten und wahrscheinlich neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist ebenfalls nicht bekannt, wie er es mit der Religion hält.

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