Auch im Englischen gibt es diese Zweideutigkeit des Begriffes: Ein „Nahtod-Erlebnis“ zeugt nicht gerade von etwas nach dem Tod, sondern nur nahe dem Tod. Der englische Titel der Dokumentation „After Death“ soll indes verdeutlichen, dass es sich wirklich um Berichte von etwas nach dem Tod handeln soll. Der eigentliche Begriff für diese Erlebnisse lautet im Englischen eigentlich „Near-death experience”.
Doch für alle Beteiligten, die für „After Death“ interviewt wurden, ist eines ganz sicher: Das Erlebte war für sie nicht nur sehr real, sondern noch viel realer als das normale Leben auf der Erde. Die Filmemacher Stephen Gray und Chris Radtke haben für „Angel Studios“ eine 108-minütige Dokumentation gedreht, die diesen Berichten aus dem Jenseits Raum gibt.
Da sind zum einen mehre Einspieler von Interviews mit Personen, die selbst eine Na(c)htoderfahrung gemacht haben. Ergänzt werden sie im Film von Wissenschaftlern, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema beschäftigen, Interviews durchführten, den medizinischen Umständen der Todesfälle nachgingen und die Glaubwürdigkeit kritisch prüften. Diese Mischung macht „After Death“ so sehenswert.
„Das passiert mit jedem, wenn er stirbt“
Der Pastor Don Piper, der 2004 durch sein Buch „90 Minuten im Himmel“ auch in Deutschland bekannt wurde, erzählt im Film von seinem tödlichen Unfall und was er danach im Himmel erlebte. Seine Geschichte wurde wie die anderer Interviewpartner in kurzen Ausschnitten szenisch nachgestellt. Ein kompletter Spielfilm zu den Begebenheiten um den Pastor und seinen tödlichen Autounfall kam 2015 in die Kinos, mit Hayden Christensen („Star Wars“) in der Hauptrolle.
Dale Black, Autor des Buches „Visiting Heaven“, war früher Pilot. Er stürzte mit dem Flugzeug ab, anschließend schwebte er über der Unfallstelle. „Ich fühlte keinen Schmerz“, sagt er. Er konnte die Szenerie von oben genau betrachten. „Du merkst auf einmal: Du bist nicht nur ein Körper“, sagt er. „Heute bin ich überzeugt: Das passiert mit jedem, wenn er stirbt.“
Eine der beeindruckendsten Nahtod-Zeugnisse im Film stammt vielleicht von Howard Storm, Autor von „My Descent into Death“. Er war ein erfolgreicher 38-jähriger Universitätsprofessor. „Ich war Atheist, und ich war überzeugt, wenn ich sterbe, ist einfach alles zu Ende.” Doch nach seinem Tod war nicht alles vorbei. Was ihm als Erstes auffiel war, dass er auf einmal besser sah als vorher, mit einer Rundum-Sicht und sehr fokussiert. „Ich konnte hören, schmecken und fühlen.”
Er glaubte lange, dass er noch immer im Krankenhaus sei. Doch dunkle Gestalten holten ihn ab und brachten ihn an einen finsteren Ort. Dort schlugen und bissen sie ihn. Aus seiner Kindheit kannte er noch das Lied „Jesus loves me“. Er schrie zu Gott. Und da erschien ein kleiner heller Stern inmitten der Dunkelheit. Er bekam eine Chance, noch einmal auf die Erde zurückzukehren. Mit einem schlichten Auftrag von Jesus, alle Menschen zu lieben.
Tatsächlich sind zwar die meisten Berichte vom Leben nach dem Tod positiv, erfüllt von einem hellen Licht, das sowohl Liebe als auch Göttlichkeit ausstrahlt. Doch 23 Prozent der Nahtodberichte handelten von Erlebnissen aus der Hölle, sagen die Experten. So landete etwa Steve Kang, der in Südkorea aufwuchs und buddhistisch erzogen wurde, in einem dunklen Verlies. Ein Teufel hatte ihm im Drogenrausch ein Angebot gemacht: Wenn er sich umbringe, würde er ihn hoch belohnen.
Kang erstach sich selbst und landete unmittelbar danach in einer großen Schwärze, er fiel immer tiefer in einen Schacht. „Doch dann sah ich Gott wie in der Form eines Dreiecks, hinter ihm eine große Stadt“, erzählt Kang. Gott sagte zu ihm „Ich liebe dich“, und danach wachte er wieder auf im Notfallraum. Heute sei ihm klar, dass es nach dem Tod ein Gericht geben wird.
„Umsatzstärkster glaubensbasierter Dokumentarfilm aller Zeiten“
Am erstaunlichsten an allen Berichten über Nahtoderlebnisse ist die große Übereinstimmung ihrer Inhalte. Egal, aus welchem Kulturkreis die Betroffenen stammen, egal wie alt sie waren, es gibt eine Basis von Erlebnissen, die sich immer wiederholen. So sahen alle nach ihrem Tod den eigenen Körper von außerhalb. Die meisten reisten durch eine Art Tunnel und ein Licht, das Liebe und Leben ausstrahlte. Viele berichten von einer schönen Musik und einem Gefühl, endlich zu Hause angekommen zu sein.
Und alle berichten, dass sie sich dabei lebendiger fühlten als vor ihrem Tod, und sich das Erlebte noch realer anfühlte als das Leben auf der Erde. In einer Studie waren Aussagen von 14 blind geborenen Menschen dabei, die nach einem Nahtoderlebnis detaillierte Angaben über Dinge des Alltags machen konnten, die sie nie zuvor sehen konnten.
Schwierig fiel es allen, anschließend mit ihren Worten über das Erlebte zu berichten. John Burke, Autor des Buches „Imagine Heaven“, beschreibt es so: „Es ist so, als lebte man bisher in einer Welt, die zweidimensional und nur schwarz und weiß ist. Wenn man stirbt, gelangt man in eine Welt, die dreidimensional ist und viele Farben zeigt. Wenn man zurück in seine alte Welt kommt, kann man kaum erklären, was man gesehen hat.“
Viele vermeiden es ganz, mit anderen darüber zu sprechen, aus Sorge, für verrückt erklärt zu werden. Und tatsächlich kommen manche, die zurückkehren, nicht wieder in ihr altes Leben zurück, sie leiden darunter, dass ihnen kaum jemand glaubt.
Der sehenswerte, aufwändig produzierte Film „After Death“ lief zunächst ab Oktober 2023 in 2.700 Kinos in den USA und machte schnell von sich reden. Am ersten Wochenende wurden Tickets im Wert von 5 Millionen US-Dollar verkauft und der Film landete damit auf dem vierten Platz – hinter „Taylor Swift: The Eras Tour“, „Five Nights at Freddy’s“ und „Killers of the Flower Moon“.
Im Bereich Dokumentarfilm spielte er das zweithöchste Einspielergebnis dieses Jahres ein. Vom „umsatzstärksten glaubensbasierten Dokumentarfilm aller Zeiten“ spricht Angel Studios. Nun bietet Angel Studios den Film auch auf seinem eigenen Streaming-Portal an, zunächst nur auf Englisch und für die „Angel Studios Gilde“, ab demnächst aber auch für alle anderen.