Am Freitag bekommt die Kuppel des neugebauten Berliner Stadtschlosses, des Humboldt Forums, ein Kreuz. Seit dieser Plan 2017 bekannt wurde, gibt es Streit darum, ob das Kreuz angemessen ist oder nicht – auf einem Gebäude, das für Wissenschaft und Kultur stehen und unter anderem ein völkerkundliches Museum beherbergen soll. Der Streit ist nun wieder lauter geworden, vor allem, weil mittlerweile ein Spruchband fertiggestellt wurde, das um die Kuppel läuft. Goldene Lettern auf blauem Grund geben zwei Bibelverse wieder: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“
Den ersten Satz hat laut der Apostelgeschichte Petrus gesagt, als er vor dem obersten jüdischen Gremium seinen Glauben an Jesus Christus bezeugte. Der zweite Satz ist aus dem Christushymnus im Philipperbrief von Paulus. Im Streit um die christliche Symbolik haben sich diejenigen durchgesetzt, die auf der historischen Rekonstruktion des Schlosses beharrten. Und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hatte es seinerzeit so bauen lassen, im Inneren jedoch mit einer Kapelle unter der Kuppel. Der Theologe Richard Schröder erklärte 2017 auf dem Blog des Fördervereins für den Wiederaufbau des Schlosses, dass das mit dem Verständnis der monarchischen Herrschaft „von Gottes Gnaden“ zu tun habe: „Die Souveränität des Fürsten hat ihre Grenze in der Verantwortung vor Gott, sie ist nicht Freibrief zur Willkür.“
Nicht Unterwerfung, sondern Liebe
Bemerkenswert ist es dennoch, dass dieses Christus-Bekenntnis heute wieder an dem Schloss prangt. In einer Zeit, in der moderne Menschen das Heil überall suchen, nur nicht bei einem Mann, der von sich sagte, er sei Gottes Sohn, der sich kreuzigen ließ und vom Tode wieder auferstand. In einer Zeit, in der sich Menschen abmühen und gegenseitig damit überbieten, die Welt und das Klima zu retten und möglichst selbst irgendwann den Tod zu überlisten. Die Zitate erinnern daran, dass es nicht der Mensch ist, der die Welt in den Händen hält, sondern eine höhere Instanz, ein Schöpfer, demgegenüber sich die Menschen verantworten müssen – und bei dem sie als seine Geschöpfe das Heil für ihre Seele finden können. Gerade auf einem Bauwerk, das einem der bedeutendsten Wissenschaftler und Weltentdecker gewidmet ist, eine notwendige Mahnung zur Demut.
Die Deutsche Presse-Agentur schrieb diese Woche, das Zitat fordere „die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum“. Damit hat sie sowohl den Sinn der Aussagen wie auch den Kern des Christentums gründlich missverstanden. Für sich genommen mögen die Sätze so wirken, wie es die dpa schrieb. Aber vor allem sind es Bekenntnisse zu Jesus Christus und dem Glauben daran, dass er mächtiger ist als alle weltlichen und geistlichen Mächte. Und wenn Paulus kurz vor dieser Passage schreibt, Christen sollen so gesinnt sein wie Jesus, geht es gerade nicht darum, die Welt einer bestimmten Religion zu unterwerfen. Es geht darum, der Welt zu dienen, die Menschen zu lieben, wie Jesus. Und am Ende, sagt die Bibel, wird es die Erkenntnis sein, dass Jesus Gott ist, die die Menschen auf die Knie und zur Anbetung bringt. Das Zeugnis der Christen wie das des Petrus wird dazu beitragen. Und das Kreuz auf dem Schloss wird daran erinnern.