„Das Glaubensbekenntnis ist das gemeinsame Fundament“

Am Mittwoch startet der Ökumenische Kirchentag. Susanne und Andreas Barner leben die Ökumene als Ehepaar. Der ehemalige Chef der Firma Boehringer ist Protestant und Mitglied im Rat der EKD. Seine Frau Susanne ist Chirurgin und bringt sich auf Bistumsebene ein.
Von Johannes Blöcher-Weil
Abendmahlskelch und Bibel

Andreas und Susanne Barner haben unterschiedliche Konfessionen. Der evangelische Ex-Chef des Pharmaunternehmens Boehringer und seine katholische Frau Susanne leben die Ökumene vor. Die beiden betonen in einem Zeitungsinterview der VRM-Gruppe, dass sie sich auf das Verbindende konzentrieren wollen und nicht auf das Trennende.

Die Chirurgin bezeichnet den Glauben als die Basis im Leben. Auf dessen Grundlage entwickele sie Haltungen und treffe Entscheidungen. Zudem habe sie den Glauben häufig als „Türöffner für Begegnungen und Aktivitäten mit anderen Menschen“ erlebt. Sie ist seit 2020 Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Mainz, der sie seit 2016 angehört.

Ihr Mann bezeichnet seinen Glauben als Kompass dafür, „die richtige Richtung zu finden“. Dem ehemaligen Firmenchef ist es wichtig, sich seines Glaubens immer wieder neu zu versichern. Andreas Barner gehört dem Rat der EKD an. Er war Präsident des 35. Evangelischen Kirchentags 2015 in Stuttgart und sitzt beim Ökumenischen Kirchentag im Präsidiumsvorstand.

Intellekt versus Feierlichkeit

Für Susanne Barner hat ihre Konfession im Laufe des Erwachsenwerdens an Bedeutung verloren: „Wir beten alle das gleiche Glaubensbekenntnis, das ist das gemeinsame Fundament, auf dem wir stehen.“ Während für sie das starke Gewicht des Wortes typisch für den Protestantismus ist, schätzt ihr Mann an den katholischen Gottesdiensten die „sehr beeindruckende Atmosphäre“ und die feierlichen Elemente. Der Protestantismus setze sich stärker intellektuell mit dem Glauben auseinander.

Die Kirche müsse den Spagat schaffen, nicht jeder Mode zu folgen, aber auch im Bewusstsein der jeweiligen Zeit zu leben, sgat er. Seine Frau Susanne unterstützt auch die Reformbewegung Maria 2.0. Trotzdem betont sie, dass manche Kulturkreise die Frage der Homosexualität völlig anders beurteilten als die Europäer. In den Gemeinden vor Ort entstehe oft der Eindruck, dass die Vorgaben Roms nicht zur Lebenswelt europäischer Katholiken im 21. Jahrhundert passten.

Die Eltern einer gemeinsamen Tochter gehen in der Ortsgemeinde häufig gemeinsam zur Kommunion, seit dies von katholischer Seite aus möglich ist: „Davor habe ich es strikt vermieden. Es gibt Regeln, über die man sich nicht hinwegsetzen sollte.“ Andreas Barner sieht in einigen veröffentlichten Papieren wie „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ Fortschritte in der Ökumene.

Zu viel Energie in Trennendes gesteckt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing habe die Teilnahme an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession als die Gewissensentscheidung jedes Gläubigen bezeichnet. Aus Susanne Barners Sicht gehe der Ökumenische Kirchentag wieder einen kleinen, aber wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Andreas Barner findet es schade, dass beim Thema Ökumene zu viel Kraft und Energie darauf verwendet wird, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen.

Andreas Barner hofft, dass aus der jetzigen Krise der Volkskirchen eine neue Kraft erwächst. Die Größe einer Gemeinde sieht er dabei nicht als Erfolgskriterium. Seine Frau wünscht sich ganz klar eine Kirche, die sich Menschen unvoreingenommen zuwendet, deren Sorgen und Nöte ernstnimmt und „eine Sprache findet, die die Menschen verstehen“. Gerade finanziell angespannte Zeiten könnten für neue, mutige Lösungen sorgen.

Der Ökumenische Kirchentag findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Nach 2003 in Berlin und 2010 in München wird er dieses Jahr vor allem digital und dezentral in Frankfurt am Main gefeiert.

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