Wer „Seelenheil“ sucht, könne es inzwischen „fast überall“ finden, schreibt das Magazin „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Zu „psychedelischer Entspannungshintergrundmusik“ würden im deutschen Fernsehen die „härtesten Probleme weggeraucht, -gedeutet und -gequatscht“. Besonders Frauen ab 30 Jahren aufwärts machten von den Angeboten Gebrauch.
Die Produktionsfirma „Questico“ hat nicht nur einen eigenen Sender, „Astro-TV“, sondern gibt auch die Zeitschrift „Zukunftsblick“ heraus und versorgt die Boulevardpresse, regionale Sender und Internetanbieter wie Yahoo oder AOL mit Horoskopen. „Astro-TV“ ist in 15 Millionen Haushalten zu empfangen und sendet täglich 20 Stunden live aus seinen Studios in Berlin, Düsseldorf und München. Die Zeitschrift verkauft sich gut: jeden Monat gehen mindestens 80.000 Exemplare über den Kiosktresen.
Es kann teuer werden…
Sein Kerngeschäft betreibt „Questico“ allerdings mit Lebensberatung per Telefon. Laut „Spiegel“ hat das Unternehmen über 1.500 selbständige Lebensberater angestellt. In den Fernseh-Shows, wie etwa bei der vermeintlich indianischen Schamanin Annita Daigle von „Astro-TV“, kostet das Gespräch 49 Cent pro Anruf. Dies sind jedoch nur Lockangebote. Wer mehr will, für den kann es richtig teuer werden. Am Festnetz dürfen die Berater maximal zwei Euro pro Minute nehmen. Wenn die Telekom ihren Anteil erhalten hat, bleiben dem Berater 60 Prozent. Der Rest geht an „Questico“.
Ein Kommen und Gehen
Beinahe jeder kann bei „Questico“ als Medium seine Dienste anbieten. Der Chef des Unternehmens, Sylvius Bardt, erklärt gegenüber „Spiegel“, wie die Berater ausgewählt werden: „Sie müssen uns erklären, was sie vorher gemacht haben – und warum sie meinen, jetzt Astrologe werden zu können. Wenn das Feedback von den Kunden allerdings nicht gut ist, schmeißen wir den Experten raus.“
Idee stammt aus Amerika
Die Idee für das Geschäft mit der Seele stammt aus Amerika. Die Jungunternehmer Bryan Leppi und Dieter Lang trafen sich vor einigen Jahren in San Francisco, um ein Geschäftsmodell aus Amerika nach Deutschland zu bringen. Die beiden Geschäftsleute begeisterten den Techniker Ulrich Kohl und den Manager Sylvius Bardt für ihre Idee. Das nötige Startkapital stammte vom Finanzinvestor Wellington Partners. Ursprünglich wollten die vier Beratungen zum Thema Recht, Gesundheit und Alltägliches anbieten. Doch Astrologie erschien lukrativer. „Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen, und wir sind profitabel“, sagte Bardt. Im vergangenen Jahr konnte „Questico“ einen Umsatz von 45 Millionen Euro verzeichnen.
Nach Angaben von Demoskopen glaubt jeder fünfte Deutsche an die Macht der Sterne.