Dieses Buch liest man nicht von vorne bis hinten durch. Vielmehr greift sich der Leser, der hier zum Quizzer wird, eines von zehn Themengebieten heraus und versucht, bei je zwölf Fragen aus vier vorgegebenen Antworten die richtige zu finden. Insgesamt können also 120 Fragen beantwortet werden. Mit einem Stift markiert der Leser seinen Tipp, für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt. Die Lösungen stehen hinten im Buch, mitsamt einer kurzen Erklärung.
Klingt leicht, ist es aber nicht. Wer denkt, in den zehn Kapiteln, darunter „Der menschliche Körper – und wie die Bibel ihn sieht“, „Endzeit und Offenbarung“, „Mit Paulus unterwegs“, „Neues von Jesus und seinen Jüngern“ oder „Das Volk Israel“, gehe es auf dem Niveau von Konfirmanden- oder Religionsunterricht zu, der liegt falsch.
Manche Frage mag noch verhältnismäßig einfach sein, etwa die nach dem längsten Psalm. Auch den ursprünglichen Beruf von Paulus mag man noch hinbekommen, wenn man sich einigermaßen mit der Bibel beschäftigt hat – nein, es war sicher nicht a) Goldschmied. Und zumindest nach kurzem Nachdenken und mit dem Ausschlussverfahren kommt bei der Frage
„Welche physischen Krankheiten heilte Jesus nicht?“, nur eine Antwort infrage:
- a) Augenleiden,
- b) Knochenbrüche
- c) Lähmungen oder
- d) Gehörlosigkeit?
Bei den meisten Fragen wird es aber schnell kniffelig, manchmal ist auch schon die Frage kompliziert. Etwa: „Götzenbilder werden von den Autoren der Psalmen verachtet, weil sie zwar einen Körper haben, aber mit ihm nichts anfangen können. Wie viele unnütze Körperteile werden namentlich erwähnt?“
- a) 3
- b) 9
- c) 5
- d) 7
Die Lösung verweist auf eine Stelle in Psalm 115. Auch die Frage „Frauen, die etwas Besonderes gelernt oder Lebenserfahrung gewonnen haben, wurden in Israel als ‚Menschen mit offenen Ohren‘ bezeichnet. Welche Berufsgruppe wurde dabei nicht erwähnt?“ muss man eventuell zweimal lesen.
Viele Fragen erfordern spezielleres Bibelwissen. Oder wer weiß aus dem Stand, was Isebel genau tat, um den Oppositionsführer Jehu zu verführen, als ihr Mann, König Ahab, im Krieg fiel? Und welchen Kuss nennt die Bibel „entsetzlich“?
- a) unter Stiefgeschwistern
- b) zwischen Mensch und Hund
- c) unter Gleichgeschlechtlichen
- d) zwischen Mensch und Kalb
Manchmal geht es gar nicht direkt um die Bibel, sondern um Fragen zur Kultur. So spielt der Autor etwa auf eine bestimmte Komposition für Orchester aus dem 18. Jahrhundert an, wenn er fragt: „Jeremia war ein pessimistischer und trauriger Prophet. Seine Klagelieder inspirierten Komponisten daher zu großen Werken. Wer war der Bekannteste von ihnen?“ Ebenso mag für den einen oder anderen die Tatsache überraschend sein, dass Regisseur George Lucas in einem seiner Filme besonders viele Anspielungen auf die Bibel versteckt hat. Dann wieder muss der Quizzer wissen, welcher Maler kein Bild der Bekehrung des Paulus gemalt hat -–Pieter Bruegel d.Ä., Michelangelo, William Turner oder Caravaggio?
Das Kapitel sieben passt eigentlich nicht wirklich in ein Bibelquiz, geht es hier doch um Klöster und das frühe Christentum. Und wer tatsächlich weiß, dass die Mönchsbrüder Kyrill und Method die kyrillische Schrift entwickelt haben, sollte dafür eigentlich mehr als nur einen Punkt bekommen.
Der Autor des „Quizbuch Bibel“, Thomas Lardon, hat bereits viele Bücher geschrieben, darunter Biografien, Kurzgeschichten, Sachbücher und Kalender, außerdem über Fernsehserien von RTL und SAT.1. Er brachte auch mehrere Bücher zur Bibel heraus, darunter „Die Bibel – das Buch der Rekorde“, „Das große RTL-plus Bibelquiz“ und „Denn sie wissen nicht, wo es steht“ sowie ein Memo-Spiel mit Begriffen aus der Bibel. Lardon ist Mitbegründer des Wirtschaftsmagazins „Brand Eins“, wie es auf seiner eigenen Webseite heißt, er vertrieb bereits Lifestyle-Bücher in Geschenkboxen mit Zugaben – Golfbälle, Konfitüren oder Weine und Liköre. Im Mai erscheint von ihm ein Engel-Kartenset: „Himmlische Mächte begleiten deinen Weg: Mit den Erzengeln zu innerer Kraft und Lebensfreude“.
Sein biblisches Quizbuch ist eher für echte Bibel-Kenner; vielleicht das perfekte Geschenk für Theologen oder bibelkundige Pastoren? Jedenfalls dürften sich Kinder, auch Konfirmanden, eher schnell langweilen ob des hohen Anspruchs. Aber vielleicht werden ja demnächst in der einen oder anderen Gemeinde Kneipen-Bibel-Quizze ins Leben gerufen. In jedem Fall stimmt die auf dem Buch-Cover abgedruckte Behauptung: „120 Fragen, die Sie sich nie gestellt haben, und Geschichten, die Sie nicht für möglich halten.“
Thomas Lardon: „Quizbuch Bibel“, Gütersloher Verlagshaus, 128 Seiten, 8 Euro, ISBN 9783579074887, erscheint am 27. März 2024.
