Der Theologe Sebastian Moll hat zwei Leidenschaften: die Theologie und die Fernsehserie „Die Simpsons“. Da liegt es nahe, beide Themen miteinander zu verknüpfen. Was Moll zur Rolle der Religion bei den Simpsons herausgefunden hat und was dies für die Gesellschaft bedeutet, hat er nun in dem Buch „Das Evangelium nach Homer“ zusammengetragen.
Die fünfköpfige Familie ist Kult: was die Simpsons mit Religion am Hut haben, hat Sebastian Moll jetzt in einem Buch veröffentlicht
Seit mittlerweile 26 Jahren laufen „Die Simpsons“ auf der Mattscheibe. Dass sie neben allem Humor auch religiöse Themen ansprechen, hat der Theologe Sebastian Moll erforscht. In dem Buch „Das Evangelium nach Homer“ verknüpft er seine Beobachtungen mit aktuellen theologischen Debatten.
Von der Simpsons-Sequenz zum theologischen Thema
In insgesamt acht Kapiteln geht Moll der Frage nach, wo Schnittpunkte zwischen der fünfköpfigen fiktiven Fernseh-Familie aus Springfield und der realen Gesellschaft liegen. Anhand jeweiliger Simspons-Sequenzen kommt er auf theologische Themen zu sprechen. Gleich im ersten Kapitel beschäftigt sich Moll mit der Autorität der Bibel und ihren Widersprüchen. Für Moll sind die Gegensätze der Bibel mitnichten ein Versehen, sondern „im Plan der göttlichen Offenbarung“ angelegt.
Er warnt davor, von einer Irrtumslosigkeit der Bibel zu sprechen, weil es zweifellos Texte gebe, die nicht glaubwürdig unter einen Hut zu bringen seien. Genau wie die Simpsons in der Serie reagierten auch viele Menschen in der Realität auf die Bibel: mal mit „undifferenziertem Gehorsam, mal mit dem Ignorieren wichtiger Botschaften oder mit dem Erfinden von Inhalten“.
Wie Gebete an ihren Bestimmungsort gelangen
Der Leser des Buches erfährt, dass Homer Simpsons Nachbar Ned Flanders handfeste Glaubenskrisen erlebt und nach Gottes Gerechtigkeit fragt, warum ihm als „vobildlichem Christenmenschen“ gewisse Unglücke passieren. Moll geht darauf ein, welche Kraft das Gebet im „Homer-Land“, aber auch in der Gegenwart haben kann und ob wir ein Recht darauf haben (dürfen), dass unsere Gebete erhört werden. Er bilanziert, dass ein „Gebet mit dem Heiligen Geist als Antrieb und Jesus als offener Tür letztlich an seinen Bestimmungsort“ gelangt.
Mit Hilfe von Flanders und des Reverends Timothy Lovejoy geht der Theologe auf die christliche Ethik der Serie ein. Moll findet bei den Charakteren der Simpsons das vor, „was man theologisch als Werkgerechtigkeit bezeichnet“ und sowohl von Katholiken als auch von Protestanten abgelehnt wird. In Bezug auf die Wirklichkeit findet Moll, dass der Glaube an Jesus Christus nie passiv bleiben dürfe, sondern immer dazu führe, Christus nachzueifern. Ihn ärgert, dass im gelebten Christsein häufiger über Formalien und Äußerlichkeiten diskutiert werde und die Menschen dabei wirkliche Unterschiede nivellierten.
Kirche ist Stellvertreterin Christi auf Erden
Die Beobachtung der Institution Kirche in der Serie verknüpft Moll mit der Kritik, wofür die Landeskirche in Deutschland derzeit Geld ausgibt. Es lasse sich trefflich darüber streiten, ob es eine „Bibel in gerechter Sprache“ oder ein „Studienzentrum für Genderfragen“ geben müsse. Er persönlich wünscht sich eine Kirche als Stellvertreterin Christi auf Erden und nicht lediglich als Dienstleisterin, „die nur dazu da ist, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen“. Den Theologen ärgert es, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass christlicher Glaube gleichbedeutend mit der Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse sei. Deswegen sollten sich Christen nicht gegen einhellige Ergebnisse der Wissenschaft zur Wehr setzen, weil sie sich dadurch lächerlich machten.
Molls Buch ist ein interessanter Ansatz, seine zwei Interessengebiete miteinander zu verknüpfen. Gelungen ist ihm ein abwechslungsreiches Buch, in dem sicher sowohl das Interesse der Theologen an den Simpsons, als auch das der Simpsons-Fans an Theologie etwas geweckt worden sein könnte. (pro)
Sebastian Moll: „Das Evangelium nach Homer“, , 144 Seiten, 12,95 Euro,
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