„Das bitterste Weihnachten“ – wirklich?

Wenn Leid mitten ins Leben platzt, wird alles andere nebensächlich. Jürgen Mette über ein Weihnachtsfest, das auch dieses Jahr wieder herausfordert.
Von PRO

Wo sind die einstigen frohen Bekenner unseres Glaubens? Wir sind beschäftigt mit uns selbst, der sich täglich vertiefende Spalt zwischen Impfgegnern und Geimpften geht mitten durch Gemeinden und Familien. Statt sprühender Weihnachtsfreude ist „Wie hältst du es mit Corona?“ die Gretchenfrage der Nation. 

Seit Wochen bestimmen schlechte Nachrichten die öffentliche Wahrnehmung. Der neue Gesundheitsminister verkörpert auf die für ihn so typisch näselnd kölsche Art die Stimmung im Land treffend. Aber auf die Frage, wie es ihm gehe, würde er noch nicht mal mit „Ett jeht, ett jeht, ett jeht!“ parieren. Auch das rheinisch-typische „ett is noch immer jot jejange“ kommt ihm nicht über die schmalen Lippen. Jeder Auftritt eine fleischgewordene Katastrophenmeldung. 

Ich bin ja froh, dass Karl Lauterbach das Gesundheitsministerium übernommen hat. Endlich mal ein Fachmann auf dem Sessel des zur Zeit wichtigsten Bundesministeriums. Aber er sendet ständig düstere Nachrichten. Wenn er seinen Amtseid mit dem Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ ernst nimmt, dann hoffe und bete ich, dass er den Permafrust „mit Gottes Hilfe“ bewältigt. 

Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle den Verzicht auf einen totalen Lockdown für einen schwerwiegenden Fehler gehalten. Auf einmal kümmert sich die Politik um das Seelenheil seiner Bürgerinnen und Bürger, das heißt im Klartext, dass man in den nächsten Tagen freien Zugang zu Glühwein und Bratwurst bekommt. Wer das Kind in der Krippe besuchen will, der pfeift auf Glühweinausschank und Bratwurst. Überzeugte Christen können überall den Messias feiern. Und zwar in „small groups“ im Garten oder auf der Terrasse und in gut gelüftet Räumen.

Wo sind die Engel gewesen?

Auch die Wettervorhersagen klingen zunehmend hysterisch: Da war von einer gewaltigen Schneewalze nie gekannten Ausmaßes die Rede. „Das wird das bitterste Weihnachtsfest!“, prognostizierte ein Mitglied der alten Regierung. Und während ich am Kachelofen im Trocknen sitze, sind Tausende auf der Flucht, durchnässt und durchfroren von irgendwo nach nirgendwo. Und Putin schickt 100.000 Soldaten an die Grenze zur Ukraine. Die Menschheit sitzt auf einem Pulverfass – und keiner verbietet das Rauchen.

Während ich diesen Text schreibe, erreicht uns die Nachricht von guten Freunden, dass eins ihrer Enkelkinder gestern Abend überfahren wurde. Die Ärzte kämpften um das Überleben des schwerstverletzten Jungen, aber sie konnten ihn nicht retten.

In solchen Situationen lege ich meine Schreibarbeit zur Seite und frage Gott lautlos und zornig, wo denn seine Engel waren, als der Junge so schrecklich zugerichtet wurde. Waren sie zu diesem Augenblick zur Generalprobe der himmlischen Engelchöre? Mein Schmerz treibt mich immer wieder zu der Frage „Herr Gott, wo warst Du in diesem Bruchteil von Sekunden? Es heißt doch, dass Du Deinen Engeln befohlen hast, dass sie uns behüten Tag und Nacht!“

Und wieder zeigt sich, dass in solch tragischen Momenten alles andere nebensächlich ist. Darum danke ich Gott im Gebet, dass wir dennoch darauf warten, dass Gott das Klagen und Schreien seiner Kinder hört.

Der „König der Juden“, der erhoffte Messias, wurde in Windeln gewickelt. Das riecht nach Mensch. Wir werden gewindelt von der Wiege bis zur Bahre. Gott wird Mensch! Menschlicher geht es nicht. 

Darum wünsche ich meinen Kritikern und meinen dankbaren Lesern, die mich ermutigen, noch weiter zu machen, ein besinnliches Christfest. 

Ihr Jürgen Mette

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10 Antworten

  1. Lieber Jürgen Mette, bitte weiter machen! Ein gesegnetes Christfest und einen behüteten Übergang ins neue Jahr wünscht Ihnen Dirk Brandenberg.

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    1. Danke, lieber Dirk Brandenberg. Ich wurde vor ein paar Jahren zu dieser Schreiberei eingeladen. Es macht immer noch Spaß. Natürlich ist nicht jeder Beitrag geraten, aber meine beiden Chefs in der Redaktion würden mich schon freundlich bitten aufzuhören.
      Jürgen Mette

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      1. Lieber Jürgen Mette, ich war vor einiger Zeit mal richtig „sauer“ auf die ganze „Firma christliche Medieninitiative“ ( welch ein umständlicher Name für „Sowas“ !) und wollte eigentlich nix mehr von denen hören, lesen, wissen ( warum, verschweige ich hier höflich;—(. ). Aber dann habe ich „denen“ geschrieben: „ davon nehme ich Abstand, denn dann käme ich ja auch nicht mehr in den Genuss von Jürgen Mettes Kolummnen !
        Schon deshalb: bitte weiter machen !
        Gesegnetes Neues Jahr für Sie und Ihre Lieben !

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  2. Lieber Jürgen, sooo gute Gedanken!! Dir, Heike + Deiner familie gesegnete Weihnachten! Habe Dir schon geschrieben, aber die E.mail Adresse gibt’s nicht mehr. Viel Segen für’s neue Jahr!! Karin

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  3. Herzlichen Dank für die Kommentare bei PRO. Sie sind für mich immer das Highlight!
    Wir haben keine Antwort auf die Vielfalt unseres Lebens und des Leidens.Aber ER ist die Antwort

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  4. Vielen Dank für den guten Beitrag, Herr Mette.
    Auf der einen Seite ist es notwendig die ganzen Herausforderungen vor den Augen zu haben, aber es darüber hinaus eine andere Seite. Zum „Bittersten Weihnachten“ fiel mir ein, wie das die Leute sehen, die Weihnachten 1944/45 erlebt haben. Wir, die wir zum grossen Teil zu den 10% Reichsten der Welt gehören, Corona gemütlich aus dem Home Office mit dem Blick in unsere großen Gärten beobachten können. Ja ich weiss, dass es auch die andere Seite gibt, die Jürgen Mette beschrieben hat, aber bei aller Kritik müssen wir doch konstatieren, dass wir in einem Land mit sehr guten Bedingungen leben und Gott, da dies unverdient ist, dankbar sein sollten. In diesem Sinne ein gesegnetes Fest.

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  5. Ich bin nicht froh, dass Karl Lauterbach das Gesundheitsministerium übernommen hat. Er ist leider kein Fachmann auf dem Sessel des zur Zeit wichtigsten Bundesministeriums. Hat er je als Arzt gearbeitet? Wohl kaum. Der Mann ist Gesundheitsökonom. Und ein Frosch ist kein Säugetier.

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    1. Nee, lieber Ali, da stimme ich Dir überhaupt nicht zu. Lauterbach ist mit der Materie „Corona“ allerbestens vertraut – und lag ja auch mit seinen Prognosen oft richtig. Also, wenn Lauterbach kein Fachmann seines Amtes ist, wer denn sonst? Zugegeben, sympathischer noch wäre er, mir, wenn er nicht jeden Tag so düstere Aussichten verkünden würde. Ich meine, er täte gut daran, den Menschen Hoffnung zu machen – wenn es denn auch Grund dafür gibt. Jürgen Mettes Beitrag finde ich sehr gut. Ich teile seine Ansichten.
      Frohes Fest weiterhin – und ein gutes Neues Jahr allen Foristen!

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    2. Jau ! ali, Du weißt es … und k a n n s t es „ganz ohne Zweifel besser „! Warum hat man Dich bloß nicht gefragt, das Gesundheitsministerium zu übernehmen!??

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  6. „Aber er sendet ständig düstere Nachrichten.“

    Ach, lieber vom schlimmsten Fall ausgehen (und positiv überrascht werden), als alles schönzusaufen, und auf die Nase zu fallen. Mit der Devise fahre ich schon mein ganzes Leben lang enorm gut.

    Ihnen und Ihren Lieben eine frohe Weihnachtszeit.

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