Am Freitag machte die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile auf: „Halleluja, was soll das denn?!? Billig-Strom für Christen!“ In dem dazugehörigen Artikel berichtet das Boulevard-Blatt über einen Sondertarif der Potsdamer Stadtwerke. Demnach zahlen Mitglieder der beiden große Kirchen deutlich weniger für eine Kilowattstunde Strom als andere Stromkunden. Katholiken zahlen 25,28 Cent pro Kilowattstunde, Protestanten 29,71 Cent. Für alle anderen Neukunden liegt der Preis aktuell bei 39,76 Cent. Im Gegensatz zu Protestanten sparen Katholiken zudem ebenfalls deutlich bei den Gaspreisen.
Als Erklärung für die Preisunterschiede nennt Bild spezielle Verträge zwischen Kirche und Anbieter. Diese langfristig geschlossenen Verträge hätten zur Folge, dass die bundesweite Preissteigerung bei Strom und Gas kaum Einfluss auf die Verbraucher hat.
Die Bild-Zeitung resümiert trotz der eigenen Erklärung dennoch: „Himmlisch für Kirchenmitglieder. Aber zugleich offenbar ein höllischer Verstoß gegen das Grundgesetz, in dem es heißt: Niemand darf wegen seines Glaubens (…) benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Während der Linken-Politiker und Aufsichtsrat der Potsdamer Stadtwerke, Stefan Wollenberg, die Praxis bemängelt und fordert, dass es eine Bevorzugung religiöser Überzeugungen bei Strom- und Gaspreisen nicht geben darf, findet Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine ausweichende Antwort auf die günstigen Gas-Preise für Katholiken: „Ich bin nicht Mitglied der katholischen Kirche.“
Spezielle Verträge nicht nur für Kirchen
Ebenfalls am Freitag veröffentlichten die Stadtwerke eine Pressemitteilung. Darin stellen sie klar, dass solche günstigen Preise keinesfalls nur Christen zur Verfügung stünden. Vielmehr kann „jede Institution, jeder Verein oder Verband, jedes Unternehmen“ solche Verträge abschließen. Auch andere Religionsgemeinschaften könnten solche Verträge vereinbaren. Ein entscheidender Fakt, der im Artikel der Bild nicht vorkommt.
Allerdings bieten die Stadtwerke diese speziellen Verträge nicht aktiv an. Interessierte müssen selbst aktiv werden. Mit dem Kirchenkreis Potsdam besteht bereits seit 2004 eine Kooperationsvereinbarung, schreiben die Stadtwerke. Zudem führe die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe nicht automatisch zu einem Vertragsabschluss. Heißt: Nicht alle Christen profitieren automatisch.
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) weist gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) darauf hin, dass bis zur Preiserhöhung anderer Tarife, Kirchenstrom-Kunden sogar mehr gezahlt haben. Im Rahmen des Kirchentarifs seien jeweils zusätzlich 1,5 Cent pro Kilowattstunde für den Umweltfonds eingesammelt worden, um ökologische Projekte umzusetzen. Ziel sei es damals gewesen, Strom mit möglichst geringer CO2-Belastung zu beziehen.
3 Antworten
Im drittletzten Absatz wie geschrieben: „ Ein entscheidender Fakt, der im Artikel der Bild nicht vorkommt.“ Seit wann interessieren denn BILD die Fakten? Reißerische Schlagzeilen erhöhen die Auflage. Fakten stören da nur.
Auch bei dieser Diskussion, sollten wir zum Dialog übergehen.
D.h. Vom medialen Angriff der BILD-Zeitung zur Richtigstellung und demütigen Haltung der Kirchen übergehen. Und nicht beleidigt reagieren. Denn sonst haben wir aus den heiligen Schriften kaum etwas gelernt. D.h. Die Kirchen insbesondere die kath. hat doch einen mittlerweile RIESIGEN Rucksack aufzuarbeiten, ODER?
Die kath. muss bei allen diesen Angriffen REUE und Demut zeigen und in der Öffentlichkeit diese medialen Angriffe nutzen, um MUTIG Vertrauen wieder aufzubauen. ODER? U.v.m bzw. usw.
Jetzt aber hopp, hopp, schnell über das Stöckchen springen, das Euch BILD hin hält….
BILD ist doch nur eines wichtig im ganzen Bericht: das Wort „Christ“… Hauptsache „drauf auf die Christen“.
Dass viele Schummel-fummel-Unternehmer KEINE Steuern bezahlen, wen interessiert`s ? Aus dem gleichen Grund, den BILD hier anführt, hat man auch die Juden gehasst, in den 30ern des letzten Jahrhunderts, weil die Juden die schmutzigen Geldgeschäfte machten…. Scheinbar. Neid war es, Neid, sonst gar nichts..Hauptsache, man hatte einen am Pranger!