Meinung

Danke, Jürgen, für so viel Inspiration!

Fußballtrainer Jürgen Klopp hat angekündigt, den FC Liverpool zum Saisonende zu verlassen. Immer wieder sprach er auch über seinen Glauben. Weggefährte David Kadel erinnert sich.
Von PRO

Als Jürgen Klopp vor kurzem seinen baldigen Abschied aus Liverpool bekannt gab, war ich nicht wirklich verwundert.

Denn Jürgen ist einer, der immer alles gibt. Und dass man mit dieser „All-in-Haltung“ nach neun Jahren auch leer läuft, ist nachzuvollziehen. Was uns alle im Fußball an Kloppo fasziniert, ist diese unfassbare Energie und Entschlossenheit, mit der er die Dinge angeht. „Du musst Dich komplett auf etwas einlassen, alles andere unterordnen, wenn du außergewöhnlichen Erfolg haben willst!“, hat er mir schon zu seiner Zeit als Zweitliga-Trainer von Mainz 05 immer wieder gesagt.  

Als ich Jürgen im Mai 2003, um Mitternacht, unter einer Laterne vor dem Stadion kennenlernte, da spürte ich schon nach wenigen Minuten: Dieser Typ hat ein Riesenherz und eine faszinierende Persönlichkeit! Als Trainer von Mainz 05 war er gerade zum dritten Mal in Folge bitter am Aufstiegstraum zerschellt und nach der Ankunft am Stadion mit verheultem Gesicht aus dem Mannschafts-Bus gestiegen.

Nicht mehr als 30 Fans waren gekommen, um die Mannschaft nach der Rückreise aus Braunschweig zu trösten. Ich hatte damals die Idee, ihm, nach seiner nächtlichen Ankunft, mein Buch „Fußball Gott“ zu schenken, um ihm damit Mut zu machen, wieder neu anzugreifen. Niemals werde ich vergessen, wie ihm plötzlich die Tränen kamen, als ich ihm erklärte, dass die Protagonisten des Buchs gläubige Fußballer sind – Zé Roberto, Cacau, Bordon, Lucio und so weiter –, die ihre Kraft aus dem Glauben an Gott ziehen.

„Wow, ehrlich?!“, reagierte Klopp erstaunt, „ich bin auch Christ. Das ist genau das, was mir jetzt hilft, vielen, vielen Dank!“ Und er nahm mich, einen wildfremden Menschen, dabei so fest in den Arm, dass es mir fast eine Rippe brach! So ist Kloppo – unwiderstehlich! Er nimmt Dich mit seinem Charme und seiner entwaffnenden Ehrlichkeit sofort gefangen.

Ab diesem Tag wurden wir Freunde und ich hatte plötzlich den schillerndsten Protagonisten in meinem „Dreamteam göttlicher Fußballer“, den man sich wünschen könnte. Ich bin nicht nur glücklich über die Bücher und Filme, die ich mit Jürgen über seinen Glauben und seine christlichen Werte kreieren durfte, sondern vor allem über die kostenlose Coaching-Ausbildung.

Ein echtes Feierbiest

Ihm Jahre lang über die Schulter schauen zu dürfen, wie es ihm gelingt, Menschen zu begeistern und sie „on fire“ zu setzen – das empfinde ich bis heute als ein großes Privileg. Er hat mich zu einem viel besseren Mentaltrainer gemacht, weil er wie kein anderer weiß, wie man Menschen inspiriert und berührt. Vor allem auch sein Humor hat mich (in diesem spaßfreien Business) sehr geprägt.

Kloppo war nie etwas peinlich. Beim Feiern auf unseren unzähligen Nichtabstiegsparties war Jürgen immer der Erste auf der Tanzfläche und der Letzte, der morgens um sechs das Licht ausmachte – ein echtes Feierbiest. Wenn Jürgen zur Hochform auflief, haben wir alle Tränen gelacht und manchmal buchstäblich auf dem Boden gelegen, weil es einen nicht mehr auf dem Stuhl hielt vor Lachen. Doch jeder wusste, dass er am nächsten Tag auch todernst sein konnte, wenn es darum ging, Exzellenz zu zeigen und die beste Version von sich zu sein.

Meine Freunde Marco Rose und Sandro Schwarz – mit denen ich sogar zwei Jahre lang einen 05er-Bibelkreis laufen hatte – schwärmen bis heute von diesem unglaublichen Charisma des blonden Schwaben. Und beide haben als gestandene Bundesligatrainer die Basics in Sachen Menschenführung von Klopp vererbt bekommen.

Apropos Erbe. Nur weil Jürgen jetzt bei Liverpool aufhören wird, heißt es noch lange nicht, dass er für immer Schluss macht. Ich kann mir vorstellen, dass er ein bis zwei Jahre Pause macht und mit seinen Enkelkindern Sandburgen auf Sylt baut, bis er dann zur WM 2026 sein nächstes „Herzens-Projekt“ angreift. Zumindest „hofft“ das gerade ganz Fußball-Deutschland. Weil man ahnt, dass „Kloppo und die Nationalmannschaft“ eine wundervolle Erfolgsstory werden könnte, wenn es 2026 in USA, Mexiko und Kanada um den WM-Pokal gehen wird.

Die „4D“ des Jürgen Klopp

Doch auch wenn es nicht so kommen sollte, ändert das nichts daran, dass mich keine andere Sportlerpersönlichkeit in den vergangenen 30 Jahren dermaßen berührt hat wie er. Vor allem durch seine Tiefe und seine Werte, die ihn bis heute als Christ prägen.

Auf die Frage, was ihn zu dem macht, der er ist – diese schillernde Persönlichkeit – hat er mir (im Film „Und vorne hilft der liebe Gott“) geantwortet: „Es sind meine ‚4D‘, die mich ausmachen: Demut, Dankbarkeit, Dienen und Durchhaltevermögen.“

Eine ganz wunderbare Vorlage in Sachen Lebens-Einstellung für alle, die in diesen Krisenzeiten nach Halt und Orientierung suchen – auch dafür: Danke Kloppo! 

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