Meinung

Danke, Frau Merkel!

Angela Merkels Zeit als Bundeskanzlerin ist zu Ende. Es gibt gute Gründe, sie zu vermissen.
Von Anna Lutz
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist vom klaren Nein der Union zur „Ehe für alle“ abgerückt

Da gibt es dieses Foto von Angela Merkel. Beim G7-Gipfel in Kanada steht sie Donald Trump gegenüber. Sie nach vorne gebeugt, die Arme konfrontationsbereit auf einen Tisch gestützt, ihre Augen auf den ehemaligen US-Präsidenten gerichtet, der aus sitzender Position süffisant grinsend zu ihr aufschaut. Um die beiden herum stehen die Mächtigen der Welt. Merkel ist die einzige Frau auf dem Foto, das ebenso unmissverständlich zeigt: Merkel ist hier die, die lenkt. Man sieht förmlich ihre hochgekrempelten Ärmel, obwohl sie es natürlich nicht sind.


Heute wird Angela Merkel, Bundeskanzlerin seit 16 Jahren, in Berlin mit militärischen Ehren aus ihrem Amt verabschiedet. Es ist Zeit, Danke zu sagen. Zeit, Bilder wie das eben beschriebene zu würdigen. Keines steht besser für das, was Merkel in 16 Jahren Amtszeit und den vielen Jahren zuvor erreicht hat: Sie hat als Frau und als gläubige Christin nicht nur Deutschlands Geschicke, sondern die der EU und der Welt gelenkt – mit dem Verweis auf moralische Werte wie der christlichen Nächstenliebe und einer dezenten Note feministischer Chuzpe.


Als Feministin wollte Merkel sich nie sehen, eher ganz selbstverständlich als Frau in der Politik. Doch sie hat den Frauen der Welt einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Ähnlich verhält es sich mit ihrem Christsein. Zwar ist Merkel Protestantin und hat daraus auch nie einen Hehl gemacht. Doch sie trug ihren Glauben nie monstranzhaft vor sich her. Er zeigte sich in ihrem politischen Handeln.


„Hier stehe ich und kann nicht anders“, ein Zitat Martin Luthers, könnte etwa über Merkels Umgang mit der Flüchtlingskrise stehen. Sie tat mit der bereitwilligen Aufnahme Notleidender auch gegen den Widerstand ihres Innenministers Horst Seehofer etwas, was ihr eigentlich nicht liegt: Merkel polarisierte. Sie wählte die Überzeugungstat statt der politischen Beliebtheit im rechtskonservativen Raum. Nicht nur, aber vor allem im Osten Deutschlands begegneten ihr viele in der Folge mit nicht zitierbaren Hasstiraden. Die AfD erstarkte. Kurz: Politisches Kalkül sieht anders aus. Mancher mag ihr deshalb Torheit vorwerfen. Doch es ist genau dieser Moment in ihrer Karriere, der offenbart hat, was für eine besondere und vor allem für Christen wertvolle Regierungschefin Deutschland hatte. Sie zog blank und machte sich Feinde, weil sie für eine Herzenssache einstand. Das hätten dieser oft so kaltschnäuzig wirkenden Frau weder Freunde noch Feinde zugetraut. Und tatsächlich: Deutschland hat es geschafft, nicht nur diese Krise zu überstehen. Mit und dank Angela Merkel und ihren stets hochgekrempelten Ärmeln.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

19 Antworten

  1. Für mich steht die Dame für allerlei Krisen im Land, Eurokrise, Flüchtlingskrise, Energiekrise .
    Dazu kommt noch Homoehe und die Spaltung der deutschen Gesellschaft.
    Da mag ich mich dem großen Lob einfach nicht anschließen !

    1
    0
    1. Lieber Stammtischbruder,
      für mich steht Frau Merkel für die Bewältigung eben all dieser Krisen, die uns während ihrer Amtszeit trafen. Sie hat sie schließlich nicht verursacht! Was die Homoehe betrifft: Die gab sie zur Abstimmung frei um das Thema aus dem Wahlkampf raus zu halten. Ich war auch nicht begeistert. Aber die Mehrheit war da – leider. Spätestens mit der Ampel hätten wir sie sowieso, machen wir uns nichts vor.
      Spalten tun die, die ständig lauthals und grundlos „Diktatur!“ brüllen.
      Ich vermisse ihre besonnene, diplomatische und verantwortungsvolle Art schon jetzt.

      0
      0
    2. Ganz meiner Meinung. Europa und die Welt war ihr näher als Deutschland. In so fern braucht man ihr keine Träne nach weinen.

      1
      0
    3. Eine ,, großartige ,, Wegbereiterin für die gesellschaftlichen gewünschten Änderungen. Die ,, beste
      Kanzlerin seit Beginn der Bundesrepublik. Eine wirklich Große. Schade das sie schon so früh aufhört und das Land nicht bis zum Ende führt. Ich freue mich schon auf ihre Nachfolger , die eine richtig gute Basis haben, das Land noch viel besser zu regieren . Die Nachfolger sind noch weitsichtiger und demütiger, um Deutschland zu neuer Größe zu führen.

      0
      1
  2. Krisen und Probleme sind immer Herausforderungen. An ihrer Bewältigung kann man wachsen. Frau Merkel hat eine Menge solcher Bewährungsfelder hinterlassen, Dank ist da nicht unbedingt angebracht.

    1
    0
  3. Ein guter und differenzierender Artikel, der ihrer Lebensleistung gerecht wird

    0
    0
  4. Angela Merkel hat durch ihren Umgang mit der Flüchtlingskrise die AfD erst stark gemacht. Sie hat mit vielen Entscheidungen die CDU ihres Profils entkernt und nach links geschoben und damit auch zum Machtverlust der CDU beigetragen. Auch die wirtschaftliche Schieflage der EU durch das ständige Gelddrucken und die dadurch nun beginnende Inflation hätte durch ein Eingreifen Deutschlands verhindert werden können. Und zu den christlichen Werten: ist es christlich, den Menschen in den Flüchtlingslager um Syrien 2015 soviel Geld zu streichen, dass ihnen nichts anderes bleibt wie sich auf eine gefährliche Flucht zu begeben? Ist es christlich, Afrika unsre Agrarüberschüsse zu verkaufen und somit Landwirtschaft in Afrika teilweise unwirtschaftlich zu machen und eine Ausplünderung von Teilen Afrikas durch die Chinesen laufen zu lassen? Und damit erst die Menschen in die Flucht zu treiben und dann die Menschen mit großem Pathos aus dem Mittelmeer zu retten und dann dies als christlich zu verkaufen? Frau Merkel ist leider für viele aktuellen Problemen persönlich mitverantwortlich. Dies nicht zu sehen braucht schon eine Portion Naivität

    1
    0
  5. Lieber Stammtischler!
    Ich danke Anna Lutz für ihre Meinung zu Angela Merkel. Und zu all den Krisen frage ich die Freunde des Merkel-bashings, wie hättest Du reagiert?
    Man lässt keinen Menschen absaufen. Dabei bleibe ich. Das Problem Afrika wird nicht an der EU – Außengrenze gelöst, sondern in der Heimat der Flüchtlinge, Vielleicht war die EU-Osterweiterung der falsche Weg. Aber das reduziert nicht Angela Merkels Lebensleistung .

    0
    0
  6. Ich stelle mir vor, es gäbe eine Bundesregierung, die Matze, Stammtischbruder, Herrn Wallenöffer, matti und vielleicht noch Herrn Dobat zufriedenstellen würde: Angesichts eines solchen Alptraums bin ich froh und Gott dankbar für einen Wohnsitz außerhalb Deutschlands….

    0
    0
    1. Herr Carvalho, Ich freue mich immer über Ihre großartigen und gelungenen Beiträge. Es würde mich freuen Ihren richtigen Namen zu lesen oder ist es doch kein Pseudonym ? Das sie einen Wohnsitz außerhalb unseres Lande haben in dem wir alle gut und gerne leben, zeigt uns wie beneidenswert Sie sind. Ich glaube ihnen deshalb gerne, das sie dafür Gott dankbar und froh sind !

      0
      0
      1. Da hätte ja fast Ironie draus werden können…. aber doch etwas zu kurz gesprungen!
        Erstaunlich: Ich werde immer wieder von Kommentatoren einer bestimmten „Ausrichtung“ auf mein angebliches (!) Pseudonym angesprochen, während dieselben Kommentatoren die „Namen“ der „mattis“, „Matzes“, „Stammtischbrüder“ und zahlloser „Gäste“ nicht monieren!
        Einen gesegneten zweiten Advent!
        Grüße
        Carvalho

        0
        0
  7. Dieser Artikel von Frau Lutz liest sich nicht wie ein journalistischer Beitrag, sondern wie der einer Mitarbeiterin.
    Vor 16 Jahren habe ich mich auch für die CDU gefreut, dass sie eine Frau als Chefin hat, als andere Parteien über Frauenquote und „Gleichstellung“ geredet haben. Meine Bilanz für 16 Jahre Angela Merkel als Bundeskanzlerin fällt vernichtend aus: Sie hat die SPD marginalisiert, in dem sie deren Themen geklaut hat, sie hat die FDP/Westerwelle vernichtet, die eigene Partei CDU zerlegt und die AfD groß gemacht. Das muss man erstmal schaffen!
    A propos „schaffen“: Wer auf 2015 zurückblicken will, dem empfehle ich mein aref.de-Kalenderblatt zu dem Thema: http://www.aref.de/kalenderblatt/2020/36_fluechtlingskrise_wir-schaffen-das_2015.php

    1
    0
    1. Sehr geehrter Herr Schütz,
      der Beitrag von Frau Lutz ist ein Meinungsbeitrag und daher ist die Wertung auch völlig in Ordnung. Als Hobbyjournalist, der überwiegend Meinungsbeiträge produziert, sollte Ihnen das eigentlich geläufig sein!
      Was Sie Frau Merkel allerdings alles an Negativem zurechnen, verdankt sich einer nicht wirklich soliden Analyse. Dass sich die Parteinlandschaft verändert hat, ist dem gesellschaftlichen Wandel geschuldet und beleibe kein rein deutsches Phänomen. Ein Blick nach Europa kann da erhellend wirken.
      By the way: die marginalisierte SPD wird den nächsten Bundeskanzler stellen in einer Koalition mit einer FDP, die eines ihrer besten Ergebnisse in der Geschichte der BRD eingefahren hat.
      Die AfD wurde nicht von Frau Merkel stark gemacht, sondern von Wählern, denen offensichtlich der politische und/oder moralische Kompass abhanden gekommen ist. Aus „Frust“ über die CDU faschistisch wählen, geht gar nicht.
      Ergo: auch Ihre Stellungnahme ist ein Meinungsbeitrag, allerdings einer, der auf einer ausgesprochen schwachen Analyse ruht!
      MfG
      Carvalho

      0
      0
      1. Sorry an Frau Lutz, der Autorin des Artikels, den Button „Meinung“ oben links hatte ich übersehen!

        Danke, Herr Carvalho, für den Hinweis.
        Nennen Sie mich gerne „Hobbyjournalist“. Seit 35 Jahren machen wir als Christen im Großraum Nürnberg Radio, aber eigentlich bin ich Ingenieur. Und da bin es gewohnt, präzise zu arbeiten. Den Schuh, „schwache Analysen“ zu produzieren, ziehe ich mir nicht an. Der Platz hier ist auch wohl nicht für große Analysen gedacht.

        Es ist auch nicht richtig, dass ich „überwiegend Meinungsbeiträge“ produziere. Alle meine Beiträge (als Kalenderblatt auf http://www.aref.de ) liefern zuerst die Fakten und dann optisch und sprachlich deutlich voneinander zu unterscheiden, meinen Kommentar zu dem Sachverhalt.

        Im Übrigen wünsche ich mir, dass es auch unter Christen zu sehr vielen Themen unterschiedliche Meinungen geben darf und soll. Da muss keiner den Schulmeister oder den Polizisten spielen.

        0
        0
    2. Da kann ich nur zustimmen. Mir hat ihre unprätentiöse Art gefallen, auch der Umgang mit der Krise der Autoindustrie. Aber dann hat sie eine sozialistische Einheitsfront gebildet und alle Opposition abgeschafft. Etliche Journalisten haben ihren Arbeitsplatz oder ihr Einkommen verloren, weil sie Kritik aussprachen. Die linke Denke hat Einfluss in alle Medien und Öff.Rechtl. gfunden.

      1
      0
  8. Angela Merkel geht und Deutschland atmet auf. Sie hinterläßt der nachfolgenden Generation eine enorme Hypothek (allein die Folgekosten der Flüchtlingskrise und ihrer Energiepolitik). Auch als Christen sollten wir uns eine gewisse Distanz zur Politik bewahren und in keine einfältige Beweihräucherung verfallen. Das machthungrig unglaubwürdig.

    1
    0
  9. @ Max Wallenöffer
    Bessere Nachfolger? Da hat Bärbock ja schon so ein undiplomatisches Schauspiel aufgeführt, bevor die überhaupt Aussenministerin ist. Wer nur ein Tag Schulung für Kulturkompetenz hat weiss, dass man so in der Öffentlichkeit mit China und Russland nicht umspringen kann. Da muss man nicht vom Völkerrecht kommen. Auch wurde unter der „mächtigsten Frau der Welt“ die Geldmenge in den letzten 10 Jahren verachtfacht, was sich nun beginnt in einer Inflation auszuwirken beginnt. In Asien wird wegen der EU Politik schon massiv gelacht bis hin zu der Bezeichnung “ falled continent“: Unsere Patente gehen massiv zurück und die qualifizierten Einwanderung gelingt nicht, aber dafür durch die von Merkel gesteuerte EU Politik erfolgte eine massive Belastung der Sozialssysteme. Dass daran die Nachfolgeregierung etwas ändert und nicht weiter den Standort Europa schädigt muss sehr stark bezweifelt werden.
    Wahrscheinlich wird jetzt hier wieder ein Shit Storm losgehen, aber da die Kirche ja mehrheitlich links ist,wie wir nicht erst seit der aktuellen Studie wissen, ist das ja kein Wunder.

    0
    0

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen