Am 5. Mai feiern die Dänen ein letztes Mal den „Großen Gebetstag“. Ab dem kommenden Jahr wird das skandinavische Land den Feiertag nicht mehr als arbeitsfreien Feiertag begehen. Das hat das Parlament vor zwei Monaten entschieden. Infolge einer stundenlangen Debatte stimmten damals 95 Abgeordnete für die Streichung des Feiertags, 68 votierten dagegen.
Der „Große Gebetstag“ („Store bededag“) ist in Dänemark seit 1686 Feiertag. Er ist vergleichbar mit dem deutschen „Buß- und Bettag“ und wird am vierten Freitag nach Ostern begangen.
Bereits im Januar hatte die Regierung angekündigt, Hand an den Feiertag anlegen zu wollen. Durch die Streichung des „Großen Gebetstages“ erhofft sich die Regierung höhere Steuereinnahmen. Diese sollen in den Wehretat fließen. Der zusätzliche Arbeitstag würde nach Regierungsberechnungen rund 400 Millionen Euro in die Staatskassen spülen.
Entsprechend wurde ebenfalls am Dienstag die Erhöhung der Verteidigungsausgaben vom Parlament beschlossen. Dadurch wird Dänemark das Zwei-Prozent-Ziel der Nato bereits 2030 erreichen. Ursprünglich wurde das Ziel 2033 angepeilt. Hintergrund für diese Maßnahmen ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Schritt ist verständlich, aber nicht zu Ende gedacht
Mit Blick auf die russischen Aggressionen ist es verständlich, dass sich Dänemark (und Europa) Gedanken um die eigene Sicherheit und die des Bündnisses machen. Es ist nachvollziehbar, ja gerade geboten, Maßnahmen zu treffen, um sich finanzielle Spielräume für ein starkes Militär zu schaffen.
Dass allerdings im Angesicht des Krieges, in dem Waffen (leider) eine entscheidende Rolle spielen, nun im direkten Gegenzug auf einen offiziellen Gebetstag verzichtet wird, ist ein trauriges Zeichen.
Denn Riten, und dazu gehört auch so ein institutionalisierter Feiertag, sind für viele Menschen ein wichtiger Zugang zu Glauben und Spiritualität und damit zu Sicherheit und Sinn. Gerade in Zeiten des Krieges und den Nachwirkungen der Pandemie sind das wichtige Werte. Dafür spielt es auch maximal nur eine untergeordnete Rolle, wie viele Dänen (immerhin 75 Prozent gehören der Kirche an) den Tag tatsächlich zu mehr oder intensiverem Gebet nutzen.
Darüber hinaus setzt die Parlamentsentscheidung ein falsches Zeichen, nämlich: Gebet ist verzichtbar. Christen wissen aber, dass Gebet mehr als ein Placebo-Effekt ist. Sie vertrauen darauf, dass Gebet mehr Kraft als chinesische Friedenspläne, gemeinsame Friedensinitiativen von Politikern und bekannten Feministinnen und auch als Waffen entfalten kann.