"Der Abhörskandal hat uns dazu gebracht, über den Verkauf unserer Anteile nachzudenken. Die jetzige Entscheidung auszusteigen ist das Ergebnis langer Gespräche mit dem Kooperationspartner und den eigenen Moralberatern", zitiert die britische Zeitung "Guardian" Andrew Brown. Er ist Leiter der "Church Commissioners", der Körperschaft, die die Investitionen der anglikanischen Kirche verwaltet. Brown betonte, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe.
Ein Kritiker geht von Bord
Bei der "Church of England" handelt es sich um einen "starken Kritiker" des Unternehmens. Wie die "Financial Times Deutschland" meldet, drängten aber auch Organisationen wie "Christian Brothers Investment Services" den Medienkonzern dazu, die Regeln seiner Unternehmensführung zu überarbeiten. Der Anteil der Anglikanischen Kirche am Gesamtaktienpaket ist nur marginal und lag bei 0,005 Prozent. Insgesamt handelt es sich um Einlagen in Höhe von 1,9 Millionen Pfund und damit umgerechnet 2,4 Millionen Euro.
Die Entscheidung sei auch deswegen gefallen, so Brown, weil nichts dafür spräche, dass "News Corp." sein Verhalten in naher Zukunft grundlegend ändern werde. Die Tatsache, dass als Reaktion auf den Abhörskandal die im Mittelpunkt der Affäre stehende Tageszeitung "News of the World" geschlossen wurde, sei nicht ausreichend, urteilten die Moralberater. In der laufenden Debatte hatten die Kirchenvertreter den Verkauf der Anteile als "letzten Schritt" bezeichnet und in Stellungnahmen immer wieder betont, dass sie es bevorzugen würden, "unsere Stimme zu erheben und den Dialog zu führen".
Murdoch durch unabhängigen Chairman ersetzen
Die "Church of England" hatte unter anderem gefordert, dass Rupert Murdoch durch einen unabhängigen Chairman ersetzt wird. Murdoch hat sowohl diese Position inne und ist zudem Geschäftsführer von "News Corp.". Die beiden Funktionen möchte er auch nach der für 2013 geplanten Aufteilung des Konzerns behalten, während er in der Verlagssparte nur noch das Amt des Chairmans ausüben will.
Wie die "Financial Times Deutschland" schreibt, wirkt sich die Bedenkzeit für die Kirche finanziell positiv aus. Nach der Skandalwelle sei der Wert der "News Corp."-Aktie unter 14 Dollar gefallen. Mittlerweile ist die Aktie bei einem Rekordwert von 23,86 Dollar angelangt. Experten sehen einen Grund dafür in der Ausgliederung der Zeitungssparte durch Murdoch.
Die "Church of England" lehnt aus ethischen Gründen auch Investitionen in Firmen im Rüstungssektor oder der Tabakindustrie ab. Ebenso hat sie keine Beteiligungen an Firmen, die sich mit Pornografie oder dem Klonen von menschlichen Embryonen befassen oder die Kredite zu hohen Zinsen vergeben. Insgesamt drei Investmentgesellschaften betreuen das Vermögen der Kirche, das sich auf auf über acht Milliarden Pfund (umgerechnet etwa 9,3 Milliarden Euro) beläuft. Damit unterhalten sie auch Kirchen und bezahlen Priester und pensionierte Mitarbeiter. (pro)