„Jesus Christus muss die Mitte sein“, waren sich die Redner bei der Eröffnung des Christustages am Donnerstag in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena einig. Was es mit „Love-Ismus“ auf sich hat und warum dies das Konzept der Zukunft sei, erklärt der nordkoreanische Christ James Kim Chin Kyung.
„Teil seiner Geschichte“: Der Christustag 2014 in Stuttgart
„Wir wollen an einem Ort öffentlich sagen, was für uns wichtig ist“, erklärte Ralf Albrecht, Vorsitzender des Christustages: „Christus, die Mitte des Glaubens.“ Die Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena hatten Helfer im Vorfeld der Großveranstaltung an Fronleichnam in einen Mega-Gottesdienstraum verwandelt. 18.000 Menschen füllten die Ränge des Stadions.
Beim Festgottesdienst am Morgen berichteten Prominente wie Comedy-Star Markus Majowski davon, wie Gott „Geschichte“ mit ihnen „geschrieben“ habe. Der trockene Alkoholiker und ehemalige Drogensüchtige sagte über sich, er habe sich „von der Welt vereinnahmen lassen und nicht die Wurzeln gepflegt, die meine Eltern mir mitgegeben haben“. Erst, als vor einigen Jahren Fotos aufgetaucht seien, die ihn beim Koksen gezeigt hätten, habe er aufgehört zu glauben, „alle Probleme selbst bewältigen zu müssen“. Stattdessen habe er begonnen, bei Gott Hilfe zu suchen. Der vor allem durch die Comedy-Reihe „Die dreisten drei“ bekannte Schauspieler sagte: „Es war meine letzte Chance und die einzige, die wirklich geholfen hat. Ich habe es nur mit Gottes Hilfe geschafft.“ Gnade versteht der Comedian als Geschenk, für das ein Mensch nichts tun müsse.
Auf diese reformatorische Erkenntnis bezog sich auch die Luther-Botschafterin Margot Käßmann in ihrem Grußwort: „Niemand kann Freiheit von Sünde erkaufen oder erarbeiten.“ Luther sei es darum gegangen, die Menschen zurück zu den ursprünglichen Inhalten der Bibel zu lenken. „Luther wollte keinen Glauben, der sich unter Vorgaben duckt, sondern einen persönlichen Glauben, der selbst denkt und fragt.“ Die Freiheit von Menschen, die Jesus folgten, bestehe darin, „unabhängig von den Erfolgskriterien unserer Gesellschaft“ wie Erfolg, Schönheit oder Arbeit zu sein. Luthers Denken sei hingegen nicht von „Toleranz, wie wir sie heute kennen“, geprägt. Käßmann sagte: „Ein evangelisches Profil kann Vielfalt und Verschiedenes entdecken.“
Zweite Reformation gefordert
Der Nordkoreaner Kim Chin Kyung sprach in Stuttgart darüber, dass die Welt eine neue Reformation brauche. Kim kam während des Koreakrieges zum Glauben an Jesus und gründete später zwei christlich geprägte Universitäten in Nordostchina und Nordkorea. Wie dies in den kommunistisch geprägten Ländern möglich sei, ließ Kim weitgehend unbeantwortet, fest steht für ihn: „Wenn du Jesus nachfolgst, dann kannst du alles tun.“ Er selbst sei weder Kommunist noch Kapitalist, sondern „Love-Ist“. So bezeichnet der Nordkoreaner seinen Lebensstil, die Liebe von Jesus weiterzugeben. Auch er bezog sich dabei auf Luthers Botschaft „Solo Christo“ (allein durch Christus). Nur so sei es möglich, seine Feinde zu lieben. Er beobachte, dass Materialismus und Machtstreben viele Regierungen negativ beeinflussten. Der Geist der Reformation sei heute „weitgehend vergangen“. Daher forderte Kim eine zweite Reformation: „Wie Deutschland einst das Zentrum der Reformation war, ist es wichtig, dass Deutschland ein Teil dieser zweiten Reformation wird.“
Der Württembergische Landesbischof Frank Otfried July ließ die Anwesenden per Videobotschaft wissen, dass es ihn „begeistere“, wie Christen über Landesgrenzen verbunden seien. „Aber Jesus Christus muss die Mitte sein, bei ihm finden wir Annahme, Hoffnung und Erlösung.“
„Feiern, Teil seiner Geschichte zu sein“
Im Vorfeld der christlichen Großveranstaltung hatte der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbands in Deutschland, Roland Werner, erklärt, beim Christustag „wollen wir feiern, dass wir Teil der Geschichte Gottes mit den Menschen sind“. Neben dem CVJM gehören die Evangelische Landeskirche, verschiedene Freikirchen, die Evangelische Allianz, der Gnadauer Gemeinschaftsverband und andere zum Kreis der Veranstalter. Vertreter dieser Organisation verlasen zum Schluss der Veranstaltung das Manifest „Zeit zum Aufstehen“, mit dem sie eine Besinnung auf wesentliche Glaubensgrundlagen fordern.
Seine Ursprünge hat der Christustag im Jahr 1956. Damals feierten Christen in Württemberg erstmals eine „Bibel- und Glaubenskonferenz“ an Fronleichnam, seit 1996 unter dem Namen Christustag. Üblicherweise findet der Tag an rund 20 Orten in Baden und Württemberg statt. Einen zentralen Christustag wie in diesem Jahr gab es zuletzt 2002. (pro)
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