Filmkritik

Christliches Drama auf Platz 1 bei Netflix

Der christliche Spielfilm „Ordinary Angels“ ist seit dem Wochenende im deutschen Angebot von Netflix zu sehen. Das Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht, lebt von Oscar-Preisträgerin Hilary Swank und einem guten Drehbuch.
Von Jörn Schumacher
Hilary Swank

Seit dem 20. Oktober ist der amerikanische Spielfilm „Ordinary Angels“ im deutschen Streaming-Angebot von Netflix zu sehen. Schon nach kurzer Zeit landete er auf Platz 1 in den Film-Charts. Hinter dem herzzerreißenden Drama um ein kleines Mädchen, das eine Lebertransplantation braucht, steckt das Brüderpaar Jon und Andy Erwin, das bereits für erfolgreiche christliche Produktionen wie „Jesus Revolution“ und „I Can Only Imagine“ verantwortlich zeichnet. In der sehenswerten Hauptrolle: die zweifache Oscar-Gewinnerin Hilary Swank.

Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: Der einfache Dachdecker Ed Schmitt verliert seine Frau. Er muss seine beiden Töchter allein versorgen. Da erkrankt auch noch seine jüngere Tochter Michelle an der Leber. Wenn Michelle keine Spender-Leber bekommt, wird sie voraussichtlich innerhalb eines Jahres sterben. Doch bereits die Behandlung der Mutter hat Unmengen an Geld verschlungen, eine Krankenversicherung hat Ed nicht, er ist so gut wie pleite.

Von dieser Not hört die Friseurin Sharon Stevens (Hilary Swank). Sie mobilisiert eine Spenden-Aktion, kümmert sich um Eds Töchter und erreicht fast Unmögliches, sie findet Anbieter von Privatflugzeugen, die ihre Hilfe anbieten, und erreicht eine Fernsehsendung über die kranke Michelle.

Doch Sharon hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Sie ist alkoholabhängig, ihre Beziehung zu ihrem Sohn ist zerrüttet. Auch Ed ist sich nicht ganz sicher, was er von der überbordenden Hilfsbereitschaft Sharons halten soll. Unternimmt sie den Aktionismus am Ende vielleicht nur für sich selbst, um wiedergutzumachen, woran sie in ihrem eigenen Leben gescheitert ist?

Das andere Amerika

Regie führte hier Jon Gunn, der bereits als ausführender Produzent bei erfolgreichen glaubensbasierten Filmen wie „American Underdog“ mit Dennis Quaid, „I Still Believe“ und „Jesus Revolution“ auftrat. Das Brüderpaar Jon und Andrew Erwin spielte mit „Jesus Revolution“ und Jonathan Roumie, dem Jesus-Darsteller aus „The Chosen“, bereits 45 Millionen Dollar ein. Andy Erwin erklärte gegenüber „Christian Post“, sein neuer Film stelle jedem Zuschauer die Frage: „Wie kann ich einen Unterschied im Leben eines Menschen machen? Wie kann ich ein gewöhnlicher Engel sein? Wie kann ich die Hände und Füße Jesu sein?“

In „Ordinary Angels“ zeigt Hilary Swank, die je einen Oscar für ihre Hauptrollen in „Boys Don’t Cry“ (2000) und „Million Dollar Baby“ (2005) erhielt, einmal mehr, warum sie zu den Top-Charakterdarstellerinnen Hollywoods gehört. Auch hier ist sie sich nicht zu schade, eine heruntergekommene einsame Person zu spielen, deren Schönheit vielleicht eher im Inneren liegt als im Äußeren.

„Die Handlung des Films erinnert uns daran, dass Freundlichkeit überall zu finden ist“, sagte die Schauspielerin gegenüber „Christian Post“. „Aber wir alle sollten immer wieder einmal einen Moment innehalten und unsere Mitmenschen anschauen und ein wenig Freundlichkeit zeigen. Wir können einen Sinn darin finden, anderen zu helfen.“ Ebenfalls ihr Co-Hauptdarsteller Alan Ritchson (bekannt aus der Serie „Reacher“ sowie aus „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ und „Teenage Mutant Ninja Turtles“) erfüllt seine Rolle hier hervorragend.

Der Film zeigt einmal „das andere Amerika“, das der gewöhnlichen Arbeiter, bei denen das Geld nur gerade so reicht, deren Autos über 20 Jahre alt sind und wo ein schwerer Krankheitsfall wegen fehlender Krankenversicherung schnell zum Ruin führen kann. Es ist ein völlig anderes Amerika als das, was uns explizit „glaubensbasierte“ Filme aus den USA für gewöhnlich zeigen, nämlich weiße, reiche Heilige mit einem frommen Dauerlächeln, die sich in ihrer Burg namens Freikirche sicher fühlen und deren größtes Problem die Liberalen in Washington sind, die wieder einmal Staat und Kirche voneinander trennen wollen.

Die christliche Botschaft kommt hier nicht mit dem Holzhammer. Aber der Glaube an Gott und die Gebete sind allgegenwärtig. Im letzten Drittel nimmt der Film – übrigens umrahmt von einem sehr guten Soundtrack – erfreulicherweise sowohl an Tempo als auch an Tiefgang zu. Es ist der Moment, an dem sich Sharon ihrer eigenen Probleme bewusst wird. Nur weil man anderen hilft, wird man nicht zu einer Heiligen, erkennt sie. Dennoch kann es auch für einen selbst ein Weg der Erlösung sein, wenn man zu einem „gewöhnlichen Engel“ für andere wird. Der schauspielerisch ausgezeichnet dargestellte Weg Sharons, die den Stimmen in ihrem Kopf, eine Versagerin zu sein, eine Absage erteilt, ist sehenswert.

„Ordinary Angels“, 118 Minuten, Regie: Jon Gunn, mit Hilary Swank, seit dem 20. Oktober 2024 auf Netflix

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