In der Fernsehsendung "Fox News Sunday" am 3. Januar sprach der frühere Nachrichtenchef von "Fox News", Brit Hume, über Wood. Hume, der als Analyst für den Sender arbeitet, sagte in der Sonntagmorgen-Sendung: "Tiger Woods wird sich als Golfer erholen. Ob er sich als Person erholen kann, ist eine sehr offene Frage. Es ist eine tragische Situation für ihn. Ich glaube, er hat seine Familie verloren, für mich ist es nicht klar, ob er wieder eine Beziehung zu seinen Kindern haben wird (…)."
Dann gab er Woods einen Rat: "Wie gut er sich erholen können wird, scheint auch von seinem Glauben abzuhängen. Man sagt, er sei Buddhist. Ich finde nicht, dass dieser Glaube die Art von Vergebung und Erlösung anbieten kann, wie er im christlichen Glauben angeboten wird. Meine Botschaft an Tiger wäre: ‚Tiger, komm zum christlichen Glauben, und du kannst eine totale Wendung machen und ein großartiges Beispiel für die Welt sein."
Der Golfspieler, der bisher als der bestverdienende Sportler weltweit mit einem Jahreseinkommen von geschätzten 100 Millionen US-Dollar galt, hatte vor etwa zwei Jahren in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, seine Mutter habe mit ihm den buddhistischen Glauben nähergebracht.
Empörung wegen Rat an Tiger Woods
Einen Tag nach der Sendung äußerten mehrere Kommentatoren Kritik an Humes Bemerkung. Ein Fernsehkritiker der "Washington Post", Tom Shales, empörte sich in einem Artikel darüber, dass Hume es gewagt hatte, anderen Menschen einen Glauben zu empfehlen. Hume habe alle Buddhisten weltweit beleidigt, er müsse sich daher entschuldigen. Hume könne gerne das Evangelium verbreiten, aber bitte nicht auf Fox News, so Shales.
Der Journalist John Aloysius Farrell von "U.S. News & World Report" verglich Christen mit islamistischen Terroristen: "Es braucht religiöse Eiferer, um sich Sprengstoff um die Taille zu binden, um Gebete zu murmeln, um ein CIA-Gebäude in Afghanistan in die Lust zu sprengen, um ein Flugzeug über Detroit abstürzen zu lassen oder um ein Flugzeug ins World Trade Center zu steuern. Oder aber um die Welt mit Kreuzzügen und Inquisitionen zu bedenken und mit einer Brutalität, wie wir sie in Belfast, Bosnien, Beirut oder Jerusalem sehen. Das macht Brits Kommentar so unheimlich: die Selbstgewissheit, dass ‚mein Gott besser ist als deiner‘."
Die Tageszeitung "Boston Globe" kommentierte, Humes Ratschlag an Tiger Woods sei "ordinär und unangemessen". Im Sender MSNBC sagte David Shuster: "Verunglimpft (Hume) nicht auch das Christentum, wenn er so etwas in einer politischen Talksendung am Sonntag sagt? Das ist keine Kirche, da geht es nicht um heilige Themen, es ist eine politische Talksendung."
Hume erklärte einen Tag nach der umstrittenen Sendung, er habe den Buddhismus nicht diskreditieren wollen. "Ich wollte eher etwas über das Christentum sagen als über irgendetwas anderes. Ich erwähnte den Buddhismus bloß, weil seine Mutter Buddhistin ist, und er offenbar einmal gesagt, dass er Buddhist sei. Ich weiß nicht, wie ernst er das wirklich betreibt. Jesus Christus bietet Tiger Woods etwas an, was er dringend braucht."
Michael Gerson vom "Boston Globe" verteidigte Humes religiöse Äußerung: "Man nimmt hier an, eine Bekehrungspredigt sei das Gegenteil von Toleranz. Wenn man die Überlegenheit einer religiösen Ansicht annimmt, ist das nicht unbedingt etwas Schlimmes. (…) Die amerikanische Idee der religiösen Freiheit verbietet aber keine Bekehrungspredigten. Sie setzt sie voraus. Freie, eigenständige Individuen haben nicht nur das Recht, zu glauben, was sie wollen, sie haben auch das Recht, diesen Glauben zu ändern und andere dazu zu bringen, es ebenfalls zu tun. So wie es keine politische Freiheit gäbe ohne das Recht, jemandes Überzeugungen zu ändern, gibt es keine religiöse Freiheit ohne die Möglichkeit des Konvertierens und Überzeugens." Und so habe Hume ganz legitim versucht, andere von seinen religiösen Ansichten zu überzeugen.
Wer behaupte, ein solcher Kommentar könne Millionen von Buddhisten weltweit beleidigen, kenne sich nicht mit Religionen aus, so Gerson. "Religionen machen immer Aussagen über die Realität und geraten damit in Konflikt mit Aussagen anderer Religionen." Es gehe bei diesem "Skandal" eher darum, dass sich manche Menschen von allen Religionen angegriffen fühlten. "Obwohl ich weder Buddhist noch Moslem bin, fühle ich mich nicht ‚abgewiesen‘, wenn ein Moslem oder ein Buddhist öffentlich für seinen Glauben eintritt."
"Medien wollen nichts Christliches"
In einem Interview mit dem Magazin "Christianity Today" sagte Hume, derartig heftige Reaktionen auf christliche Aussagen überraschten ihn fast nicht: "Es ist eine Tatsache, dass die zwei explosivsten Wörter, die man in der englischen Sprache sagen kann, Jesus Christus sind. Man muss sie nicht einmal aussprechen, wenn man über Christentum spricht. Glaube ruft erstaunliche Reaktionen hervor, viel positive und viel negative."
Hume erklärte, dass er in einer christlichen Familie aufwuchs, aber die meiste Zeit nur dem Papier nach Christ war. Als sich sein Sohn vor elf Jahren selbst tötete, beschäftigte er sich ernster mit dem Glauben. Und tatsächlich habe er Trost und Erlösung durch Jesus Christus erfahren, berichtet er. Zu den jetzt aufgekommenen Vorwürfen sagt er: "Wenn ich Tiger Woods nicht aufgerufen hätte, sich dem Christentum zuzuwenden, sondern ihm stattdessen geraten hätte, seinen Bezug zum Buddhismus zu verstärken oder sich dem Hinduismus zuzuwenden, hätte wohl niemand irgendetwas gesagt. Es ist Christus und das Christentum, das die Menschen aufregt."
Weiter sagte Hume: "Ich glaube nicht, dass der Buddhismus feindlich gegenüber Vergebung oder Erlösung gesinnt ist, aber beim Christentum geht es fundamental und ganz besonders um Vergebung und Erlösung. Darauf basiert das Christentum. Deswegen ist Christus gekommen. In dieser Hinsicht ist das Christentum einmalig. (…) Das Christentum ist eine Religion für Sünder." Deswegen wäre der christliche Glaube auch das Richtige für Tiger Woods, so Hume. "Wir alle brauchen es. Und er, in seiner verzweifelten Situation, wo er offenbar seine Familie verliert, braucht es auch besonders. Und ich hoffe, er findet es."
Auf die Frage "Ist das Christentum in den Medien willkommen?", antwortet Hume: "Nein. Das Christentum wird von vielen in den Medien verachtet." Wenn etwa ein Sportler in einem Interview sage, dass er alles Gott zu verdanken habe, folge meistens betretenes Schweigen. "Die Leute fühlen sich unwohl damit, sie wollen nicht darüber reden." (pro)