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Welche Rolle der christliche Glaube bei Olympia spielt

Der christliche Glaube ist für viele Athleten bei Olympia wichtig. Und das, obwohl die Olympischen Spiele nach eigener Aussage eigentlich frei von religiösen Demonstrationen sein wollen.
Von Swanhild Brenneke
Olympia, Paris

Der christliche Glaube rückt bei Olympia immer wieder in den Vordergrund und viele Athleten sind gläubig. PRO stellt einige von ihnen vor.

Skateboarderin Rayssa Leal war bei den Olympischen Sommerspielen 2020, die wegen Corona erst 2021 ausgetragen wurden, mit 13 Jahren die damals jüngste Teilnehmerin. Nachdem die Brasilianerin dort Silber gewonnen hatte, holte sie zu Beginn der Spiele in Paris die Bronzemedaille im Street-Skateboarding der Frauen. Bei Olympia äußert sie sich immer wieder zu ihrem Glauben.

Nach dem Wettkampf zitierte die 16-Jährige dabei die Bibelstelle Johannes 14,6 in Gebärdensprache. Dort steht: „Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Bemerkenswert ist das, weil die Richtlinien bei Olympia eigentlich besagen, dass „wir die Austragungsorte, das Olympische Dorf und das Podium neutral und frei von jeglicher Form politischer, religiöser oder ethnischer Demonstrationen halten“.

Gegenüber dem spanischen Magazin Caras sagte Leal, sie habe den Vers in Gebärdensprache trotzdem vor laufender Kamera zitiert, weil sie es nach jedem Wettkampf so handhabe. „Für mich ist es wichtig, ich bin Christin, ich glaube wirklich an Gott“, sagte sie. Leal habe damit eine Botschaft an alle Zuschauer senden wollen, dass Gott wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben sei.

Auch auf Instagram postet sie regelmäßig biblische Inhalte.

„Ich bin ein gläubiger Typ“

Golfer Scottie Scheffler gewann vor wenigen Tagen die Goldmedaille und fiel dieses Jahr bei Olympia durch seinen Glauben auf. 2022 sagte er auf einer Pressekonferenz: „Der Grund, warum ich Golf spiele, ist, um Gott und alles, was Er in meinem Leben getan hat, zu verherrlichen.“ Er wisse, dass er seine Identität nicht über das Golfspielen definieren müsse, sondern dass sie in Gott liegt. „Ob ich gewinne oder nicht – meine Identität ist für immer sicher.“ Während seiner College-Zeit in Texas habe er erst so richtig verstanden, was Jesus Christus für ihn getan habe. Zusammen mit seinem Caddie und Begleiter auf dem Golfplatz, Ted Scott, besucht er regelmäßig Bibelstunden.

„Ich bin ein gläubiger Typ“, sagte Scheffler und weiter: „Ich glaube an einen Schöpfer und an Jesus. Das ist es, was mich am meisten definiert.“ Durch das Golfen sei ihm eine Plattform gegeben worden, auf der er sein Talent und seine Gabe zeigen könne „und wo ich Gott verherrlichen kann.“ 

Lobpreis im Olympischen Dorf

Hürdenläuferin Cindy Sember tritt für Großbritannien an und hat ihren Wettkampf noch vor sich. Die 30-Jährige teilt ihren Glauben offen auf Instagram und steht auch bei Olympia für ihren Glauben ein. „Ich möchte Gott für alles danken, was er für mich getan hat. Er ist gut und treu“, schrieb sie zum Beispiel in einem Post anlässlich ihres 30. Geburtstages.

Auf Social Media möchte sie zeigen, wie christlicher Glaube und Sport vereinbar sein können, schreibt sie auf ihrem Instagram-Profil und teilte vor kurzem ein Video aus dem Olympischen Dorf, das viele Athleten zeigt, die gemeinsam Lobpreis machen. „Es ist wirklich etwas Besonderes, wenn olympische Sportler aus verschiedenen Ländern zusammenkommen und beten“, schrieb sie dazu. Sie sei dankbar dafür, andere Sportler gefunden zu haben, denen der Glaube genauso wichtig sei wie ihr. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, zitierte Sember aus Matthäus 18,20.

Christlicher Glaube bei Olympia als „stärkende Kraft“

Wasserspringerin Andrea Spendolini-Sirieix gewann Bronze für Großbritannien. Auch sie zeigte bei Olympia ihren Glauben. Auf Instagram widmete sie den Sieg Gott. Gott sei die ganzen Durchgänge über bei ihr gewesen. „Er ist mit uns, wo auch immer wir hingehen. Er lässt uns nie allein.“ Sie sei stolz, ihr Land und ihre Familie zu repräsentieren und Gott alle Ehre zu geben. „Gott sei für immer alle Ehre. Amen“, schrieb sie. In einem Interview beschrieb sie ihren Glauben als „stärkende Kraft“. Jeder Tage beginne bei ihr mit einem Gebet. Und jeden Tag beende sie mit Bibellesen.

Die südafrikanische Schwimmerin Tatjana Schoenmaker gewann bereits einmal Gold und einmal Silber. Auf Instagram teilt sie immer wieder ihren christlichen Glauben. „Alle Ehre Gott“, ist zum Beispiel auf ihrem Profi zu lesen. Als sie im Mai ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen ankündigte, schrieb sie, dass sie sehr aufgeregt sei, für ihr Land und für die Ehre Gottes zu schwimmen. Nach ihrem Sieg trug sie ein T-Shirt mit einer Liste aller Namen, denen sie für die Unterstützung dankte. An oberster Stelle war zu lesen: „Gott, Jesus und der Heilige Geist“.

Olympia als Ort für gemeinsamen Glauben

Das komplette Team der Fiji-Inseln, von denen allein 24 Rugby-Spieler sind, wurde vor Kurzem von Wasserballspielerin Tilly Kearns beim Lobpreis im Olympischen Dorf gefilmt. Das Video ging viral. Kearns schrieb, sie haben den besten Platz und bekomme davon nicht genug.

Präsenz Gottes gespürt

Geher Caio Bonfim holte über 20 Kilometer Gehen die Silbermedaille. Der Brasilianer hat eine bewegte Lebensgeschichte. Als Baby erkrankte er an Meningitis und an zwei Lungenentzündungen, berichtet die brasilianische christliche Nachrichtenseite Guiame. Eine Laktoseintoleranz habe außerdem zu brüchigen Knochen geführt und dazu, dass seine Beine krumm wuchsen. Als er drei Jahre alt war, wurde Bonfim operiert und die Beine eingegipst, damit er überhaupt eine Chance hatte, gehen zu lernen. Trotz der widrigen Umstände wurde der 33-Jährige als Sportler erfolgreich und ist seit 2012 bei Olympia dabei.

Sein christlicher Glaube wird bei Olympia deutlich. „Alle Ehre sei Gott, der alles möglich macht“, schrieb Bonfim nach seinem Sieg auf Instagram. Während des Rennens habe er die Hand Gottes gespürt, die ihn gehalten habe und der ihm ermutigt habe „Komm, weiter“, sagte er in einem Interview nach dem Rennen.

Kunstturnerin Simone Biles holte schon drei Goldmedaillen ür die USA. Das Ausnahmetalent wurde katholisch erzogen. Ihr christlicher Glaube kommt auch bei Olympia zum Tragen. „Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche“, sagte sie. Und: „Du kannst jederzeit beten.“ Gebet helfe ihr sehr.

Der Glaube half ihr auch durch eine schwere Zeit. 2018 wurde bekannt, dass sie auch eines der Missbrauchsopfer des Arztes Larry Nassar war, der damals für zig Missbrauchsfälle verurteilt wurde. „Mir wurde beigebracht, dass man sich mit allem an ihn (Gott) wenden kann und dass er derjenige ist, der das eigene Leben lenkt. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man etwas nicht weiß, soll man es Gott überlassen. Betet zu ihm.“

Surfer Gabriel Medina stellte einen Rekord auf und holte die Bronzemedaille. Nach dem erfolgreichen Ritt auf der Welle sprang der 3-fache Weltmeister die Wasserwand empor und katapultierte sich in die Luft. Den Arm erhoben, stand er regelrecht in der Luft. Das Bild, das daraus entstand, ging viral.  Auf Instagram zitierte er auf Portugiesisch und Englisch Philipper 4,13: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“

Hochspringerin Nicola Olyslagers erklärte, sie wolle möglichst viele Menschen mit der Liebe von Jesus Christus bekannt machen. Die Sportlerin holte die Silbermedaille. Der Hochsprung biete ihr eine Plattform, „um die unvoreingenommene, beständige Liebe des Königs bekannt zu machen.“ Am Handgelenk hat sie die Aussage tätowiert: „For His Glory.“ (Zu Seiner Ehre.)

Hammerwerferin Annette Echikunwoke gewann die Silbermedaille für die USA. Damit sei sie die erste Frau, die jemals eine olympische Medaille in dieser Disziplin für das Land gewonnen habe, berichtet das Magazin „Sports Spectrum“. Im Rahmen von Olympia berichtet das Magazin auch über den christlichen Glauben von Echikunwoke. Denn eigentlich sollte die Sportlerin schon bei den Olympischen Spielen 2021 antreten, war sogar in Tokio angereist. Kurz vor dem Wettkampf stellte sich jedoch heraus, dass Anti-Doping-Tests fehlten, die im Vorfeld hätten durchgeführt werden müssen. Echikunwoke wurde daher nicht zugelassen.

Das habe sie in ein Tief gestürzt und sie habe auch Gott angeklagt, warum das passiert sei, erzählt sie in einem Teil der Videoserie vom „Bible Project“. Im Gebet mit Gott habe sie aber festgestellt, dass das Hammerwerfen trotz allem der Sport sei, wo Gott sie haben wolle. „Jesus kennenzulernen, ist ein Wendepunkt im Leben“, sagte sie. „Dadurch habe ich Hoffnung, Vertrauen und Frieden im Leben gefunden.“ Und das helfe ihr auch durch alle Herausforderungen im Leben und im Sport. „Jesus ist immer bei dir.“

Kugelstoßerin Yemisi Magdalena Ogunleye steht am 9. August für Deutschland im Finale beim Kugelstoßen. Ihr christlicher Glaube wurde bei Olympia sogar im Fernsehen erwähnt. Als sie während ihres Qualifikations-Wettkampfs mehrmals in den Himmel schaute und zu beten schien, sagte der Kommentator im Livestream der ARD, Ogunelye sei „sehr gläubig“. Gebet scheine ihr zu helfen. Auf Instagram postete sie vor kurzem ein Video, das sie zusammen mit Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp und Leichtathletin Malaika Mihambo beim Lobpreis zeigt.

Sydney McLaughlin-Levrone gewann Gold über 400 Meter Hürden. In einer anschließenden Pressekonferenz sagte sie: „Ich schreibe das alles Gott zu. Er hat mir eine Gabe geschenkt.“ Gott habe sie dazu gebracht, weiterzumachen und sich immer weiter verbessern zu wollen. „Ich habe eine Plattform und möchte die nutzen, um ihn zu ehren.“ Sie habe die Freiheit zu wissen, dass, egal was passiere, bekomme Gott von ihr die Ehre.

In einem Interview im vergangenen Jahr sagte die Hürdenläuferin bereits, ihr Glaube sei unabänderlich. Ihre Bekanntheit wolle sie auch dazu nutzen, den Menschen Gott näherzubringen. „Das Evangelium weiterzugeben – darum geht es“, sagte sie.

Amerikaner Rai Benjamin gewann Gold im 400-Meter-Hürdenlauf und Gold in der Männerstaffel. Nach seinem Sieg hielt er ein Schild in die TV-Kameras mit dem Text: „#injesusnameijump“. (Ich springe in Jesu Namen.)

Rai Benjamin Foto: PRO/Martina Blatt
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