Vom 8. bis zum 13. Oktober treffen sich im estnischen Tallin mehr als 300 Vertreter nationaler Evangelischer Allianzen aus 37 europäischen Ländern. Die Konferenz der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) unter dem Motto „Hope for Europe“ hat zum Ziel, die nationalen Initiativen der Evangelischen Allianz auf europäischer Ebene noch besser miteinander zu vernetzen. Themen wie die Mission unter Muslimen, der Umgang mit behinderten Menschen, Flüchtlingen und Minderheiten stehen in diesem Jahr im Vordergrund und werden in verschiedenen Arbeitsgruppen erörtert.
Von der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) nimmt neben dem Ersten Vorsitzenden Ekkehart Vetter und dem Generalsekretär Hartmut Steeb auch der Politikbeauftragte Uwe Heimowski an der Konferenz teil. Er hat die Erwartung, „dass in einem sich immer stärker nationalistisch verstehenden Europa Christen nicht an diesen Grenzen scheitern, sondern dass wir gemeinsam versuchen, christliche Werte in den Gesellschaften zum Tragen zu bringen“. Dies soll nach Heimowskis Auffassung „geschehen in einem Geist, der pro-europäisch ist und nicht abgrenzend“.
Gemeinsam die Not der Menschen bekämpfen
Viele Themen, die Christen in den teilnehmenden Ländern angingen, müssten nach Ansicht des DEA-Politikbeauftragten auch in ihrem europäischen Kontext verstanden werden. Heimowski nannte in diesem Zusammenhang den Menschenhandel, der Frauen aus Südosteuropa als Sex-Sklavinnen dem Rotlicht-Milieu in Deutschland zuführt. „Aus Moldawien kommen Frauen nach Deutschland, die zuvor einen rumänischen Pass bekommen haben und die hier so als legale Einwanderer gelten. Letztlich sind die Frauen jedoch Opfer von Menschenhandel“, erklärte Heimowski gegenüber pro.
„Wer Menschenhandel bekämpfen will, muss europäisch denken.“ Heimowski erwartet von der Konferenz Impulse, wie Christen sich europaweit in solchen Notlagen einbringen können. Vorstellbar sei etwa, darauf hinzuwirken, dass das sogenannte Schwedische oder nordische Modell zum Schutz von Zwangsprostituierten auch in anderen Ländern Europas in nationale Gesetze überführt werden kann. In Frankreich sei das bereits gelungen. Das nordische Modell ist ein Sexkaufverbot, bei dem sich nicht wie bei einem herkömmlichen Prostitutionsverbot die Opfer, also die Frauen, sondern die Freier strafbar machen.
Heimowski unterstrich auch, dass die Konferenz die Bedeutung des sozialen Engagements von Christen in Europa betone. Gerade in der Flüchtlingshilfe seien europaweit Christen aktiv. „Das politisch-gesellschaftliche Engagement und die missionarischen Aktivitäten der nationalen Allianzen müssen immer als zwei Flügel begriffen werden, ohne die ein Vogel nicht fliegen kann“, sagte Heimowski. Das eine dürfe nicht gegen das andere ausgespielt werden.
Von: Norbert Schäfer