Das Dokument mit dem Titel "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt" versteht sich als Empfehlung dafür, wie Mission als Auftrag von Jesus Christus in der Beziehung zu den anderen Religionen aussehen sollte. Der ökumenische Ethikkodex für Mission formuliert zwölf Prinzipien, die den missionarischen Auftrag der christlichen Kirchen betonen und gleichzeitig dazu aufrufen, Andersgläubigen respektvoll und mit Nächstenliebe zu begegnen. Es sei "für jeden Christen unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen Glauben in der Welt zu bezeugen", heißt es in der Präambel. Dazu gehöre es, Beziehungen zu Angehörigen anderer Religionen aufzubauen, um deren Glauben kennenzulernen und "gegenseitiges Verständnis, Versöhnung und Zusammenarbeit für das Allgemeinwohl zu fördern". Auch sollten Christen "Gewalt, Unterdrückung und ungerechte Diskriminierung durch religiöse oder säkulare Autoritäten" ablehnen und anprangern, wo Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt oder eingeschränkt werden. Sie müssten dem Kodex entsprechend auch selbst darauf achten, dass ein Religionswechsel ein entscheidender Schritt sei, der ausreichend zeitlichen und vor allem persönlichen Freiraum benötige. Christen seien zudem dazu berufen, dem Vorbild und der Lehre Jesu Christi zu folgen. Soziale Dienste seien ein integraler Bestandteil davon, das Evangelium zu bezeugen. Hingegen sollten es Christen ablehnen, Menschen durch materielle Anreize oder Belohnungen gewinnen zu wollen. Das Dokument bekräftigt die christliche Verantwortung, von Jesus Zeugnis abzulegen. Die Bekehrung sei dabei jedoch letztendlich das Werk des Heiligen Geistes.
Seit fünf Jahren treffen sich Vertreter des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, des Ökumenischen Rates der Kirchen sowie auf dessen Einladung hin auch Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz, um über ethische Prinzipien der Mission und Grenzen der Religionsfreiheit zu diskutieren. Bei einer ersten großen Konsultation 2006 in Lariano (Italien) tauschten sich Angehörige verschiedener Religionen über ihre jeweilige Sicht auf Bekehrung aus. Im Folgejahr wurde dieses Thema auf einem innerchristlichen Treffen in Toulouse theologisch reflektiert. Ende Januar kamen die Vertreter der christlichen Organisationen in Bangkok zusammen, um das Dokument fertigzustellen. Nun wurde der Kodex "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt" von Kardinal Jean-Louis Pierre Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Geoff Tunnicliffe, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, und Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, unterzeichnet.
"Kein Kompromissdokument"
Thomas Schirrmacher, der als Sprecher für Menschenrechte und Vorsitzender der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz an den Konsultationen teilnahm, sagte gegenüber pro: "Bemerkenswert ist, dass das kein Kompromissdokument ist. Es dokumentiert eine Gemeinsamkeit, die man vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten hätte." Noch nie habe es ein Dokument gegeben, das für so viele Christen spricht und in dem sich alle beteiligten Kirchen sowohl für Mission als auch für Religionsfreiheit stark machen, so Schirrmacher, der auch darauf verwies, dass die drei Organisationen etwa 90 Prozent aller Christen auf der Erde vertreten. Für Politiker sei das eine Hilfe, weil sie so besser unterscheiden könnten, dass Mission Bestandteil der Religionen sei, aber dort ihre Grenzen finde, wo Menschenrechte verletzt werden. "Es ist ein bedeutender Schritt, dass eine so große Religion sagt, wo Grenzen der Religionsfreiheit sind", sagte der Religionswissenschaftler. Es werde deutlich, dass Bekehrung nichts mit Zwang zu tun habe. Das helfe besonders auch den Christen in Ländern wie Indien oder Sri Lanka, wo mit Antibekehrungsgesetzen christliche Mission behindert wird. Schirrmacher fordert, dass die Gespräche über Mission und Religionsfreiheit nun auf nationaler und regionaler Ebene fortgesetzt und die formulierten Empfehlungen entsprechend angepasst und umgesetzt werden. (pro)
Seit fünf Jahren treffen sich Vertreter des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, des Ökumenischen Rates der Kirchen sowie auf dessen Einladung hin auch Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz, um über ethische Prinzipien der Mission und Grenzen der Religionsfreiheit zu diskutieren. Bei einer ersten großen Konsultation 2006 in Lariano (Italien) tauschten sich Angehörige verschiedener Religionen über ihre jeweilige Sicht auf Bekehrung aus. Im Folgejahr wurde dieses Thema auf einem innerchristlichen Treffen in Toulouse theologisch reflektiert. Ende Januar kamen die Vertreter der christlichen Organisationen in Bangkok zusammen, um das Dokument fertigzustellen. Nun wurde der Kodex "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt" von Kardinal Jean-Louis Pierre Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Geoff Tunnicliffe, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, und Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, unterzeichnet.
"Kein Kompromissdokument"
Thomas Schirrmacher, der als Sprecher für Menschenrechte und Vorsitzender der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz an den Konsultationen teilnahm, sagte gegenüber pro: "Bemerkenswert ist, dass das kein Kompromissdokument ist. Es dokumentiert eine Gemeinsamkeit, die man vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten hätte." Noch nie habe es ein Dokument gegeben, das für so viele Christen spricht und in dem sich alle beteiligten Kirchen sowohl für Mission als auch für Religionsfreiheit stark machen, so Schirrmacher, der auch darauf verwies, dass die drei Organisationen etwa 90 Prozent aller Christen auf der Erde vertreten. Für Politiker sei das eine Hilfe, weil sie so besser unterscheiden könnten, dass Mission Bestandteil der Religionen sei, aber dort ihre Grenzen finde, wo Menschenrechte verletzt werden. "Es ist ein bedeutender Schritt, dass eine so große Religion sagt, wo Grenzen der Religionsfreiheit sind", sagte der Religionswissenschaftler. Es werde deutlich, dass Bekehrung nichts mit Zwang zu tun habe. Das helfe besonders auch den Christen in Ländern wie Indien oder Sri Lanka, wo mit Antibekehrungsgesetzen christliche Mission behindert wird. Schirrmacher fordert, dass die Gespräche über Mission und Religionsfreiheit nun auf nationaler und regionaler Ebene fortgesetzt und die formulierten Empfehlungen entsprechend angepasst und umgesetzt werden. (pro)