Christliche Flüchtlinge und Konvertiten sind in Deutschland nicht immer sicher vor Übergriffen. Wie schwerwiegend das Problem ist, lässt sich nicht sagen. Behörden erfahren kaum davon.
Christen, die als Flüchtlinge in Deutschland leben, sind nicht immer vor Übergriffen sicher
Am Freitag vergangener Woche kam es in einem Berliner Flüchtlingsheim zu einer Prügelei zwischen muslimischen Tschetschenen und christlichen Syrern. Fünf Syrer mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Religiöse Provokationen waren offenbar der Auslöser für die Eskalation. Die betroffenen Syrer sehen die Ursache dafür im Hass der Tschetschenen auf Christen, berichtete der Tagesspiegel. Der Brandenburger CDU-Politiker Dieter Dombrowski, der zwischen den Gruppen verhandelte, bezeichnete die tschetschenischen Schläger als „islamische Fanatiker“. Ein Einzelfall? Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales sagt: Ja.
Dass christliche Flüchtlinge aufgrund ihres Glaubens von anderen muslimischen Flüchtlingen in Deutschland ausgegrenzt, bedroht und gemobbt werden, ist jedoch Fakt, zeigt die Zeitung Die Welt in einem Online-Artikel am Dienstag
auf. Auch der Zentralrat orientalischer Christen sammle entsprechende Fälle. Belastbare Statistiken gibt es jedoch nicht.
Von Mobbing bis Gewalt
Berichte von Übergriffen und Mobbing aufgrund des christlichen Glaubens hören auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter einer freien Gemeinde in Hessen, die sich um Flüchtlinge in ihrer Stadt kümmern. Sie wollen namentlich nicht genannt werden, um ihre Arbeit nicht zu gefährden. „Im Wesentlichen geschieht dies seitens extremer Muslime gegenüber Christen. Gelegentlich sind auch Jesiden oder Ahmadyya aus Pakistan als Opfer betroffen“, sagt einer von ihnen gegenüber pro. „Die Palette reicht von Ausgrenzung und hassgeschürtem Spott bis zu handfesten Bedrohungen und manchmal auch Gewaltanwendungen.“ Die Aufnahmeeinrichtungen sähen sich dann in der Verantwortung, die Belegung der entsprechenden Unterkunft zu verändern.
Der Referent des Arbeitskreises für Migration und Integration innerhalb der Deutschen Evangelischen Allianz, Horst Pietzsch, kennt solche Vorfälle vor allem im Zusammenhang mit Konversionen. So wisse er von einem vom Islam zum Christentum übergetretenen Mann, der geschlagen und bestohlen wurde. Ein Mädchen, das einen christlichen Freund hatte, habe ebenfalls Schläge bekommen. Die Behörden hätten sie daraufhin aus der Familie herausgenommen.
Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, reagierte Anfang des Monats auf Beiträge der Wochenzeitung Die Zeit und des Bayerischen Rundfunks, die ähnliche Schicksale darstellten. Dabei kam auch eine irakische Flüchtlingsfamilie zu Wort. Ihr Kind sei von einem syrischen Islamisten immer wieder geschlagen, die Familie über Monate hinweg bedroht worden. Sie kehrten freiwillig in ihr Heimatland zurück und mussten dort wenig später vor islamistischen Terrormilizen fliehen. Neumeyer forderte daraufhin in einer Stellungnahme, Flüchtlinge aus Ländern, „in denen religiöse Konflikte virulent sind“, getrennt unterzubringen. „Wer Andersgläubige mobbt und schikaniert, dem fehlt auch als Asylbewerber jegliche Glaubwürdigkeit, dass er in seinem Herkunftsland Opfer sei. Er demaskiert sich vielmehr als Brandstifter und Täter, als jemand, den wir sicher nicht dauerhaft in Bayern haben wollen“, teilte er mit. Als letzte Konsequenz sollten in solchen Fällen auch Asylverfahren vorzeitig beendet und Täter abgeschoben werden. Ähnlich äußerte sich am Dienstag auch Erika Steinbach, die der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorsitzt: „Wer Asyl beantragt und hier gegen Andersgläubige vorgeht, darf nicht bleiben.“
„Kein großes Thema“
Vorfälle, wie sie die verschiedenen Medienberichte beschreiben, sind jedoch an die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl nicht herangetragen worden, erklärte deren stellvertretender Geschäftsführer Bernd Mesovic: „In Anbetracht der extrem hohen Zahl von Asylgesuchen im Vergleich zu den Vorjahren und dafür, dass die Unterkünfte eng belegt sind, ist das kein großes Thema“, sagte er – es sei denn, es falle bei den betreuenden Organisationen vor Ort durchs Raster und werde nicht wahrgenommen. Sollte es doch Beschwerden geben, sei eine Umverteilung der Wohnunterkünfte „sofort“ hinzubekommen. Eine andere Frage sei, inwiefern man den Tätern beikommen könne. Wenn Straftaten vorliegen, müsse man „klare Kante“ zeigen. „Da kann es keine Rabatte nach kulturellem Hintergrund geben“, sagte Mesovic.
Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland, das die meisten Flüchtlinge in einer Erstaufnahme-Einrichtung unterbringt. Im Innenministerium und den vom Land betriebenen Unterkünften sind keine Fälle von religiösen Konflikten unter Flüchtlingen bekannt. Der Pressesprecher der zuständigen Bezirksregierung, Christoph Söbbeler, sagte gegenüber pro: „Wir befinden uns sicherlich in einer Grauzone von Fällen, die subjektiv als Bedrohung empfunden werden und solchen, die stattfinden, aber nicht zurückgemeldet werden.“ Man versuche auch, Ethnien und Religionsgruppen, die Konfliktpotenzial mitbrächten, bei der Unterbringung nicht aufeinander stoßen zu lassen. Die Kapazitäten seien jedoch begrenzt. (pro)
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