Christliche Filmemacher: Pixar und der Glaube

Die Produktionsfirma für Animationsfilme "Pixar" gehört zu den erfolgreichsten ihres Metiers. "Warum nur erscheint die Quelle der Fantasie dort tiefer zu liegen als bei der Konkurrenz?", fragte ein Kommentator von "Christianity Today". "Vielleicht liegt es daran, dass viele Prinzipien der Firma in Übereinstimmung mit dem Schöpfer selbst in Einklang stehen", mutmaßt der Autor über die Filmschmiede, die diesen Sommer einen neuen Film namens "Oben" herausbringt.
Von PRO

„Christians in Cinema“, eine Gruppe christlicher Filmemacher in Amerika, schrieb vor kurzem in einem Kommentar: „Pixar ist bekannt für seine unglaublichen Filme, aber sie könnten noch für etwas anderes bekannt sein: dass dort Menschen des Glaubens arbeiten.“ In der Tat haben einige der Verantwortlichen von Pixar in Interviews etwas über ihren Glauben verraten.

Der Autor der Drehbücher für die Pixar-Filme „The Incredibles“ („Die Unglaublichen“) und „Ratatouille“, Brad Bird, etwa ist gläubig. Gott helfe ihm, dass er trotz des Erfolges mit den Füßen auf dem Boden bleibe, sagte er der Zeitung „The Register-Guard“ aus Oregon. Bird gewann jeweils 2005 und 2008 für diese Filme einen Oscar. Seit 14 Jahren produziert Pixar in Emeryville, Kalifornien, Animationsfilme für die ganze Familie, die durch große Originalität und Witz auffallen, weltweit die Menschen begeistern und Filmpreise einheimsen.

Einer der Pioniere ist auch Andrew Stanton, der bei den meisten Pixar-Produktionen beteiligt war und bei zwei Filmen Regie führte. So zuletzt 2008 bei dem erfolgreichen Streifen „Wall-E“. Sein Film „Findet Nemo“ erhielt 2004 einen Oscar. Der 42-jährige Stanton sprach 2008 mit „Christian Today“ über seinen christlichen Glauben. „WALL-E“ ist die Liebesgeschichte zwischen zwei leblosen Objekten und enthält einige biblische Bezüge, so der Regisseur.

Der kleine Roboter WALL-E lernt von den Menschen, was die Liebe ist. Er sei eine Art Adam, der als einziges noch verbliebenes Wesen auf der Erde lebt, nachdem alle Menschen den Planeten verlassen haben. Und tatsächlich heißt der einzige „weibliche“ Roboter, auf den WALL-E irgendwann trifft, EVE (Eva). Die Frage, was passieren, würde, wenn die Menschheit die Erde evakuieren und den letzten Roboter nicht ausschalten würde, habe ihn schon 1995 angeregt, einen Film zu machen. Doch dem seien zunächst andere Ideen zuvorgekommen. Die „New York Times“ bezeichnete die ersten 40 Minuten von „WALL-E“ als „ein cineastisches Gedicht von so viel Esprit und Schönheit, dass seine dunkleren Folgen erst nach einiger Zeit einsickern“.

Wenn EVE mit einer Pflanze zu den Menschen zurückkommt und damit signalisiert, dass wieder Leben auf der Erde möglich ist, erinnert das an die Geschichte von Noah, dem eine Taube ein Ölblatt bringt und damit zeigt, dass die Sintflut ein Ende hat. Dabei waren die biblischen Bezüge nicht von vornherein geplant, sagt Stanton. „So viel vom Alten Testament gehört ganz einfach zu unserer kulturellen DNA.“

„Bloß keine Predigten in Filmen“

Stanton weiter: „Man sagt immer, als Geschichtenerzähler müsse man sich genau an sein eigenes Wertesystem halten. Aber das Letzte, was ich will, ist, einen Film zu sehen, der mir irgendwas predigen will, der mir sagt, wie ich sein muss. Es ist ehrlicher, und letzten Endes auch effektiver, wenn man einfach wahrhaftig mit den Werten der Charakter umgeht und dabei seine eigenen Werte ausarbeitet. Das haben wir bei ‚WALL-E‘ gemacht. Das wichtigste Gebot ist doch, dass man sich gegenseitig liebt. Für mich ist das der Hauptgrund für das Leben.“

Das Thema, das er in „Wall-E“ habe behandeln wollen, sei die „irrationale Liebe“ gewesen, „die das Programm des Lebens besiegt … dass ein wahlloser Akt liebender Güte ausreicht, uns aus dem gewohnten Trott der Routinen und Verhaltensweisen herauszuwerfen“.

Auch wenn sich manche Christen mehr „Filme mit Botschaft“ wünschten, in denen das Evangelium klar und deutlich gepredigt werde, wolle Stanton auf keinen Fall solch einen „Film mit Botschaft“ schaffen. „Nur weil man einen festen Glauben hat, heißt das nicht, dass man plötzlich alles für ein bestimmtes Publikum herunterbrechen muss. Uns wurde ein Gehirn gegeben, damit wir es benutzen, und wir haben Talente bekommen, damit wir sie benutzen. Und so wie es in dem, was man gemeinhin ’säkulare‘ Unterhaltungsindustrie nennt, unglaubliche Talente, Intelligenz und Weisheit gibt, gibt es keinen Grund, das auf irgendeinem anderen Gebiet zurückzuhalten.“ Ihm komme es vor allem darauf an, gute Filme zu machen, Filme für die Familie. „Wenn das den christlichen Zuschauern gefällt, umso besser. Ich mag es nicht, wenn man Menschen in eine Kiste steckt und mit einem Label versieht.“

Botschaft muss nicht offensichtlich sein

Ein Kommentator von „Christianity Today“ schrieb: „Jedes Mal, wenn Pixar einen neuen Film herausbringt, erscheint er mir immer als der am längsten ersehnte Film des Jahres – und ‚Up‘, der diesen Sommer herauskommt, ist da keine Ausnahme.“ Der Film „Up“, der in den USA bereits am 29. Mai, in Deutschland jedoch unter dem Titel „Oben“ erst am 24. September in die Kinos kommt, ist der zehnte Film von Pixar. Der Animationsfilm handelt von einem 78-jährigen Mann namens Carl Fredricksen, der sich einen Lebenstraum erfüllt: er bindet Tausende Luftballons an sein Haus und fliegt so in die Wildnis Afrikas. Ein kleiner Pfadfinder begleitet ihn auf seinem Abenteuer.

Der Regisseur von „Up“, Pete Docter, der sich bereits die Geschichten von „Toy Story“ und „Die Monster AG“ ausdachte, sagte gegenüber dem „Radix Magazine“: „Wenn man etwas zum Leben erweckt, was nur aus einem Haufen Quadraten und Ecken besteht, ist das wie Gott Spielen.“ Er berichtet: „Vor einigen Jahren sprach ich in einer Kirche, und ich war nervös, weil ich darüber reden sollte, was meine Arbeit mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Ich brachte das erst nicht zusammen. Aber mehr und mehr fiel mir auf, wie gut das zusammenpasste. Ich bat Gott um Hilfe, ja, definitiv hängt das damit zusammen, was ich tue.“ Docter, der von sich sagt, viel zu beten, erklärt: „Gott hilft mir durch meine Projekte. Das hilft mir, die richtige Perspektive auf die Dinge zu behalten, nicht nur in der Arbeit, sondern auch in Beziehungen.“

Doch auch er lehnt sich gegen den Gedanken auf, explizit „christliche Filme“ zu machen: „Mit dem Gedanken fühle ich mich irgendwie nicht wohl. Selbst wenn man eine Geschichte hat, die eine Moral vermittelt, verliert sie an Kraft, wenn man sie einfach so präsentiert. Nicht, dass wir irgendwie hinterhältig sein wollten, aber man hat mehr Möglichkeiten und kann Wirkung auf Menschen ausüben, wenn man nicht mit der Tür ins Haus fällt.“ Auch Jesus brachte seine Ansichten schließlich in Parabeln unter. Docter: „Kunst ist für mich ein Weg, etwas auszudrücken, was man nicht mit Worten sagen kann.“

Seit er Vater geworden sei, sehe er Filme ohnehin anders. Auf einmal sei es ihm wichtig, dass nicht zu viel Gewalt in ihnen vorkomme, während er das früher als Single spannender fand. „Als Christ bin ich durch meinen Sohn noch mehr von der Schöpfung beeindruckt.“ (PRO)

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