Reverend Daniel Webster (gespielt von Aidan Quinn) ist Pfarrer einer Episkopalkirche im US-Bundesstaat New York. Der Zuschauer lernt einen Christen kennen, der laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ „sein Leben und vor allem seine Familie nur mit einer Menge Kodein-Tabletten erträgt“. Einer seiner Söhne ist an Leukämie gestorben, seine 16-jährige Tochter handelt mit Drogen, und auch die beiden anderen Kinder sind kein Mustervorbild. Der Älteste ist schwul, seine Ehefrau hat Alzheimer und trinkt zu viel Alkohol, und sein Vater geht mit Daniels Chefin fremd.
Stoff für eine beißend-satirische Komödie über ein christliches Umfeld. Entsprechend harsch fiel die Kritik aus christlichen Kreisen aus. Die F.A.Z. schrieb in ihrer Ausgabe vom Montag: „In einem Land, in dem 45 Prozent der Einwohner einer Umfrage zufolge die Genesis wörtlich nehmen, in dem die christliche Rechte zu einer politischen Macht geworden ist und in dem eine Reihe von Schulbezirken für die Ergänzung der Evolutionstheorie im Biologieunterricht mit der quasi-religiösen Theorie vom ‚intelligenten Design‘ kämpfen, mündet die öffentliche Debatte von Religion reflexartig in emotionale Attacken. So auch hier.“
Zuschauer protestierten in Leserbriefen an Tageszeitungen und im Internet bereits vor ihrer Premiere heftig gegen die Serie. Die „American Family Association“ (AFA), die sich für die Werte der Bibel und die Familie einsetzt, rief zum Boykott der Serie auf. Zudem kündigte sie an, Konzerne, die im Umfeld der Serie werben, öffentlich anzuprangern. Ein Werbekunde ist bereits abgesprungen.
„Dies scheint eine weitere Serie zu sein, die sich die Verfolgung des christlichen Glaubens zum Ziel gesetzt hat“, schreibt der Forschungsdirektor der Gruppe, Ed Vitagliano, auf der AFA- Webseite. Der Gründer, Don Wildmon, sieht in dem NBC-Stück die „antichristlichen Tendenzen in den obersten Etagen des Senders“ reflektiert. Hier werde ein „drogensüchtiger Priester mit Martini-abhängiger Frau“ karikiert.
„Das Leben ist hart“, sagt der Hippie-Jesus
Jesus selbst tritt in der Serie mehrmals auf. Der von Garrett Dillahunt gespielte Messias komme laut F.A.Z. als „sanfter Besserwisser“, „Hippie“ mit weißer Kutte oder schlicht als „Nervensäge“ daher. Er redet der Hauptfigur gut zu und sagt Sachen wie: „Das Leben ist hart, Daniel, für jeden – deshalb wartet an seinem Ende eine so schöne Belohnung.“
In fünf Kleinstädten in Texas, Missouri, Arkansas und Indiana weigerten sich die lokalen NBC-Stationen, die Serie auszustrahlen.
Dabei ist laut F.A.Z. einer der drei Produzenten der Serie, John Tinker, selbst ein „wiedergeborener Christ“. Tinker sagte gegenüber der „Los Angeles Times“: „Es ist ein Segen, was ich von Nicht-Christen lerne. Es ist schön, an unsere gemeinsame Menschlichkeit erinnert zu werden.“ Der Autor der Serie wurde inspiriert durch die Familie seines langjährigen Lebenspartners und bezeichnet sich selbst als „katholischen Rekonvaleszenten“.
13 Folgen von „The Book of Daniel“ werden von NBC jeden Freitagabend ausgestrahlt. Der Sender versprach in der Vorankündigung: „Wir sind sicher, sobald das Publikum dieses hochwertige Drama selbst gesehen hat, wird es die durchdacht provokante Betrachtung einer amerikanischen Familie anerkennen.“ Bei der Premiere am 6. Januar interessierte der Pilotfilm nur neun Millionen Zuschauer.