Die Behörden sollen in zwei chinesischen Provinzen Kindern und Jugendlichen den Besuch in Gottesdiensten verboten haben. Davon berichtet Domradio auf Berufung auf Asianews. Das Verbot sei vor einigen Tagen an Schulen und Kirchengemeinden per Rundschreiben gegeben worden und gelte für alle Chinesen unter 18 Jahren und für alle religiösen Veranstaltungen. Geistlichen, die sich nicht daran hielten, drohe die Suspendierung.
Bisher sei das Verbot nur aus den Provinzen Henan und Xinjiang bekannt, es bestehe jedoch die Befürchtung, dass es auf andere Landesteile ausgeweitet werden könnte, heißt es weiter. Der Erlass sei Teil einer neuen Religionsbestimmung, so Asianews. Die Agentur zitiert einen Pfarrer, der berichtet, dass Beamte der Religionsbehörde Kinder und Jugendliche sonntags vor seiner Kirche fortschickten.
Christen müssen sich registrieren lassen
Das christliche Hilfswerk Open Doors bestätigt gegenüber pro: „In Henan und weiteren Provinzen gehen Behörden vermehrt gegen kirchliche Aktivitäten vor.“ Seit Inkrafttreten der Religionsverordnung am 1. Februar ließen Behörden der Provinz Henan wegen „Verstoßes gegen die Bauvorschriften“ Kreuze von einigen Kirchen entfernen sowie einen kirchlichen Kindergarten in Anyang schließen. Open Doors zufolge „nehmen die Behörden insbesondere von Christen geführte Kindergärten ins Visier. Einschränkungen der Religion sind in Henan üblicherweise stärker als an anderen Orten. In einzelnen Bezirken seien alle Christen aufgefordert, sich registrieren zu lassen. Sie sollen sich den offiziellen Kirchen anschließen.
Der Analyst von Open Doors International für Asien sagt dazu: „Es gibt Spekulationen, ob Henan nur ein Testlauf ist für das ganze Land. In der bevölkerungsreichen Provinz erzielen staatliche Maßnahmen große Wirkung. Außerdem war Henan Ausgangspunkt zweier großer Hauskirchennetzwerke, hier leben viele Christen.“ Ziel der Behörden sei es, nicht-registrierte Gemeinden und christliche Organisationen unter Kontrolle der Regierung zu bringen. Nach der deutlichen Ansprache von Staatschef Xi Jinping seien laut Aussage einer lokalen Quelle „die Behörden bestrebt, auf keinen Fall zu wenige der neuen Religionsverordnungen umzusetzen, allerdings auch nicht zu viele, um nicht die Beziehungen mit den Kirchen zu gefährden. Befürchtet wird, dass die Kirchen ausländische Medien einschalten oder zu Demonstrationen aufrufen könnten“.
Auch in Peking ließen die Behörden im vergangenen Monat einen kircheneigenen Kindergarten schließen. Etwa 40 Beamte drangen in den Kindergarten ein und konfiszierten Bücher. Pastor Adam (Name geändert) aus Peking unterrichtet im Untergrund etwa 50 künftige Leiter von Hausgemeinden. Gegenüber Open Doors spricht er von Anzeichen für eine mögliche Intensivierung der Verfolgung. „Die Studenten sind bereits in drei Gruppen aufgeteilt. Wir warten ab, was passiert. In der Zwischenzeit schulen wir mehr Kleingruppenleiter, so dass wir bereit sind, wenn wir uns weiter aufteilen müssen.“
Viele seien mit Blick auf die Geschichte der Kirche in den letzten 50 Jahren dennoch zuversichtlich. „Trotz starker Verfolgung der Christen unter Mao Tse Tung breitete sich das Evangelium von Jesus Christus im Untergrund aus. Jüngsten Berichten zufolge wächst die Gemeinde etwa fünf Prozent im Jahr“, erklärte ein Sprecher der Hilfsorganisation.
Open Doors unterstützt Chinas Christen angesichts einer möglichen Verschärfung ihrer Situation durch Schulungen in Jüngerschaft, Haushalterschaft und Vorbereitung auf Verfolgung. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt China aktuell Platz 43 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Von: Jörn Schumacher