"Mit Hass im Herzen kannst du nicht vor dem Brandenburger Tor auftreten." Mit diesen Worten bringt in dem Film ein Freund den Rap-Sänger Bushido dazu, sich zu einer der wichtigsten Fahrten seines Lebens aufzumachen: nach Düsseldorf, um seinem Vater vor dem großen Konzert in Berlin zu vergeben, dass er ihn und die Mutter einst im Suff geschlagen und später verlassen hat. Der Film "Zeiten ändern Dich" von Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Uli Edel beruht auf der Autobiographie aus dem Jahr 2008, die unter Mitwirkung des PR-Beraters Lars Amend entstand.
Zu Beginn des Filmes entrüstet sich Bushido an seinem 29. Geburtstag über eine Karte von seinem Vater – nach langer "Funkstille". Darauf findet sich eine Telefonnummer. Der Sohn ruft an – aber nur, um seinem Vater Vorwürfe zu machen. Bei einem Besuch in Düsseldorf konfrontiert er ihn zudem mit der niederschmetternden Botschaft: "Für mich bist du gestorben."
Die Karte weckt in Bushido Erinnerungen an seine Kindheit: Der Vater des Skandalrappers stammt aus Tunesien. Der Muslim kommt mit seinem Leben nicht zurecht, trinkt zu viel Alkohol. Dann schlägt er seine Ehefrau, der kleine Sohn Anis Mohamed Ferchichi, 1978 geboren, stellt sich dazwischen und bekommt auch Schläge ab. Schließlich wird die Ehe geschieden und der Vater verschwindet aus seinem Blickfeld. In der Schule fällt der Junge auf durch Prügeleien. Er ringt um Respekt, wird als Ausländer beschimpft. Mit 16 bricht er die Schule ab und verdient Geld durch Drogenhandel. Bushido wird Sprayer, will möglichst jede freie Fläche in Berlin mit Graffiti versehen. Seiner Freundin, einer Studentin aus gutbürgerlichem Milieu, sagt er: "Ich muss das tun, damit jeder weiß, dass ich da bin." Damit zerbricht diese Beziehung.
Bushido als "Kampfname"
Durch die Jahre begleitet den Jungen der Hass auf seinen Vater. Die Mutter heiratet wieder, er bekommt einen Bruder, doch auch der Stiefvater bleibt nicht lange. Anis beschäftigt sich mit Hip-Hop, verfasst selbst erste Texte und gibt Konzerte. In dieser Zeit stößt er im Internet auf den japanischen Ausdruck "Bushido" – das heißt übersetzt "Der Weg des Kriegers". Damit hat er seinen neuen Namen gefunden, der das ausdrückt, was er empfindet. Als Sprayer und als Musiker verwendet er das entsprechende japanische Emblem und möchte sich dadurch auch von seinem Vater lösen.
Doch Bushido wird die Erinnerungen nicht los. Sein Freund erkennt dies, tritt mit dem Vater in Kontakt und teilt schließlich mit, dass dieser schwerkrank ist. Auch deshalb sei es höchste Zeit für die Versöhnung. "Aber in neun Stunden ist das Konzert", wendet der Rapper ein. Doch sie setzen sich ins Auto und rasen nach Düsseldorf. Der Vater, mittlerweile sehr gebrechlich, kann es nicht fassen, dass er diesen Augenblick erleben darf. Er bittet seinen Sohn um Vergebung – Allah habe ihm gezeigt, dass er falsch gehandelt habe. Bushido verzeiht dem Vater und fühlt sich danach befreit.
Nun hat der Vater aber noch einen weiteren Wunsch: Seiner früheren Ehefrau in die Augen zu blicken und sich auch mit ihr zu versöhnen. Die beiden jungen Männer nehmen ihn also mit und fahren in atemberaubendem Tempo zurück nach Berlin. Dort warten mittlerweile Tausende Fans vor dem Brandenburger Tor auf ihren "Star". Der Agent ist kurz vorm Verzweifeln, doch Karel Gott, der gemeinsam mit Bushido auftreten soll, rettet die Situation durch sein bekanntes "Biene Maja"-Lied. Die Zuschauer singen begeistert mit, und irgendwann erscheint auch der Rapper auf der Bühne. Dessen Eltern sind einträchtig im Publikum zu sehen, auch seine Ex-Freundin hat ihm offenbar verziehen.
Veränderung ohne Bekehrung
Selten hat ein Film so eindrücklich das Thema "Vergebung und Versöhnung" thematisiert wie "Zeiten ändern Dich". Schon der Titel deutet darauf hin, dass Veränderung bei Menschen möglich ist. Eingebettet ist diese Thematik in einen islamischen Kontext – der Versöhner Jesus Christus spielt keine Rolle.
Weniger Gewalt und Sex hätten die Qualität des Filmes erhöht, ohne die Dramatik zu verringern, und auch eingefleischte Bushido-Fans hätten sicherlich dennoch Freude an den vielen Hip-Hop-Elementen gehabt. Die ordinäre Sprache, versetzt mit Slang und Jugendsprache, ist gewöhnungsbedürftig. Die häufigsten Schimpfwörter sind "behindert", "Spast" oder ähnliche Ausdrücke – diese wirken auch in der vorhandenen Häufung übertrieben und abstoßend.