Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht sich für eine Widerspruchlösung bei der Organspende aus. Das hat er in einem Interview mit der Zeitschrift „Bunte“ bekräftigt. Bisher hätte Deutschland diesen Weg vermieden, weil man gehofft habe, dass andere Maßnahmen zu einem erhöhten Spendenaufkommen beitragen würden. Doch das sei nicht passiert. Vielmehr würde Deutschland Organe aus dem Ausland, wo es die Widerspruchslösung gibt, annehmen. Hierzulande diese Regelung abzulehnen und zeitgleich von den Regelungen in anderen Ländern zu profitieren, sei widersprüchlich, sagte Steinmeier.
Zwar müsse die Organspende weiterhin freiwillig bleiben, aber dennoch „sollten wir uns der Widerspruchlösung öffnen“. Es könne jedem Bürger abverlangt werden, eine Entscheidung zu treffen: „Wer sich nicht vorstellen kann, nach seinem Tod Organe zu spenden, dem kann zugemutet werden, den Widerspruch in einem Register oder auch im Personalausweis oder Führerschein zu hinterlegen.“
Erst 2020 hatte der Bundestag mehrheitlich gegen die Widerspruchsregelung gestimmt. Stattdessen verabschiedete das Parlament vor vier Jahren eine Erweiterung der Zustimmungslösung, die regelmäßige Information, Abfragen der Spendenbereitschaft und die Einrichtung eines Online-Registers vorsah.
Eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten hatte im Juni jedoch einen neuen Versuch zur Durchsetzung der Widerspruchsregelung bei der Organspende gestartet. Mit einer Abstimmung ist erst 2025 zu rechnen.